Oberhalb vom Schloss Laupen bewohnt Christian Bürki mit seiner Partnerin Andrea Unternährer ein Haus mit angrenzendem, kleinen Pferdehof. Beides ist lieblich umgeben von Weiden, einem Allwetterplatz und der typischen Feld- und Wiesenlandschaft am Rande des grossen Forst. Emsig verschiebt ein Landwirt die frischen Heuballen vom Ladewagen Richtung Lager. «Ich habe ein tolles Einvernehmen mit meinem Nachbarn, der mir das Heu macht und einbringt», erzählt Bürki. Und schon jetzt wird klar, der Züchter von CH-Sportpferden denkt und arbeitet vernetzt und nicht als Einzelkämpfer.

Gewusst wo

Als Hobby-Springreiter hat er immer wissen wollen, woher die Pferde stammen und konnte sich die Ahnengalerien gut merken. Nach und nach fielen ihm gewisse Zusammenhänge auf. Das Interesse für die Schweizer Zucht war geweckt und er begann sich noch mehr Wissen anzueigenen. Nachhaltig beeinflusste ihn Urs Schweizer; ein Pionier der Schweizer Zucht, der die ausländische Genetik in die Schweiz holte, um gezielte Optimierungen zu erreichen. Trotz viel Kritik ist dieses Prinzip heute in der CH-Sportpferdezucht zum Normalfall ­geworden. Zwar bekommen nur Pferde, welche in der Schweiz geboren sind das CH-Label, aber diese Fohlen dürfen ausländische Eltern haben. Damit konnte die CH-Sportpferdezucht die Qualität enorm steigern und für eine gesunde Vielfalt sorgen. Bürki hat es verstanden, dass ihm damit eine ganze Welt zu Füssen liegt und betrat das Parkett der Sportzucht mit einem Ziel: ein Pferd zu züchten, das leistungsbereit, rittig und gangstark ist und dem damit die grossen Absätze in Springen und Dressur offen stehen.

Nicht zu stark spezialisiert

«Mir spielt es keine Rolle, ob ein Pferd Dressur oder Springen geht», erklärt der Pferdezüchter. Seine Pferde müssten das Potenzial für beides mitbringen, ergänzt Christian Bürki. Dieses hoch gesteckte Ziel kann er aber nur erreichen, wenn seine Anpaarungen wohlüberlegt sind und er andere Wege wählt, als diejenigen, die auf eine Disziplin spezialisiert züchten. Dazu braucht es die richtigen Stämme. «Die Stute ist dabei noch ein wenig wichtiger, weil sie das Fohlen auch noch be­gleitet und prägt», erzählt der Wirtschaftsprüfer. Seine fünf Zuchtstuten sind entsprechend sorgsam ausgewählt. «Meine Stuten haben alle Spring- und Dressurspezialisten im Pedigree. Und dies zählt mehr, als der sportliche Erfolg der Zuchtstute selber.»

Die Verwandtschaft zählt

«Meine Stuten haben keine ­gewaltige Eigenleistung, aber ihre Verwandten haben Beein­druckendes geschaffen», weist Christian Bürki auf eine Besonderheit seines Erfolges hin. Die Stute kann als Zuchtstute kaum eine beeindruckende Eigenleistung und gleichzeitig noch Zuchterfolge feiern (ausser durch Embryotransfer). Demnach sind die Leistungen der Verwandten wichtig, damit zu erkennen ist, welches Potenzial in dieser Ahnenreihe vorhanden ist. Auch auf Seiten der Erzeuger geht Christian Bürki mit Köpfchen vor. «Wenn ich die Zuchtstute gut kenne, suche ich nach einem passenden Junghengst», überrascht er. Passend im Sinne der Erfahrungen, welche Paarungen gut harmonieren, gut vererben und die Zuchtziele zu erreichen helfen. Junghengste, weil das spannende Pferde hervorbringt, die sich von der Masse der grossen Beschäler-Nachkommen abheben können. Das braucht Mut und Verstand, bietet aber auch enormes Potenzial. Unterstreichend ergänzt Bürki: «Ich habe kaum je einen Hengst zweimal verwendet.» Bescheiden aber auch ein wenig enthusiastisch zückt Christian Bürki ein prunkvolles Buch mit der Aufschrift «Zuchtschätze aus Westfalen». Er schlägt es auf, um ein Pferd zu zeigen, welches aus seiner Zucht stammt: Sugarlove. Sie hat den westfälischen Elitestatus erhalten und hat getreu den Prinzipien des Laupeners zwei international erfolgreiche Verwandte im Pedigree.

 

Angaben zum Betrieb

Ort: Laupen
Grösse: 2 Hektaren, Stallgebäude, Allwetterplatz
Bestand: 5 Zuchtstuten
Aufzucht: Auf einer Fohlenweide, meist in Witzwil
Ausbildung: Entweder durch Christian Bürki selber oder im Beritt bei regional verlässlichen Ausbildnern, wie etwa Thomas Järmann (Thun)
So erkennt man die Zucht: Christian Bürkis Pferde haben alle ein CB am Ende des Namens.

 

Es bezahlt sich aus

Ein Einzelfall? Keineswegs. Da gibt es auch den gekörten Hengst Flashback, der sich für die Zucht-Weltmeisterschaften qualifiziert hat und als Schweizer Pferd ebenfalls in Deutschland Absatz gefunden hat. Oder Scarlett CB, eine Stute, welche von einer ambitionierten Amteur-Reiterin in der Schweiz in den höchsten Dressurklassen vorgestellt wird. «Das zeigt mir, dass das Zuchtziel erreicht ist, wenn die Stute auf höchstem Niveau mit einer Amateur-Reiterin Erfolg hat», freut sich Bürki. Beispiele gäbe es noch deren viele, aber inzwischen klingelt es bei Christian Bürki und bereits meldet sich eine Frau, die ein Pferd am Vortag am Feldtest gesehen hat und sich dafür interessiert.

Erfolg ist möglich

Es ist also möglich, in einem höheren Preissegment im Zuchtland Schweiz Erfolg zu haben. Auch als kleiner Züchter. Bedingung ist, dass man Qualität erreicht in einem Zuchtziel, das auch die Nachfrage abdeckt. «Zucht ist nicht nur Glück, auffällig ist, dass viele grosse Spitzenpferde oft auf dieselben Verwandtschaften zurückgehen. Und viele erfolgreiche Sportpferde kommen aus vielen kleinen Zuchten,» weiss Bürki. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der enthusiastische Züchter mit Köpfchen auch ein Olympia-Pferd züchtet; ein heimlicher Wunsch von Christian Bürki. Die Chancen stehen gut, den Zuchtziel und Strategie stimmen.

Weitere Informationen: www.sportpferdezucht-buerki.ch