Ich habe mich kürzlich gefragt, wieso Fleischkäse so saugut ist. Ist es, weil mir der Dorfmetzger als kleiner Bub jeweils ein Röllchen entgegengestreckte, wenn wir dort einkauften? Ist es, weil ich in der Oberstufe als günstiges Zmittag weisses Baguette oder Krustenkranz-Brot, eine Tube Mayonnaise und Fleischkäse als Sandwich vertilgte? Ist es, weil meine Mutter hie und da einen frischen Fleischkäse gefüllt mit Kräuter und Senf in den Backofen schob, den wir dann warm zum Znacht genossen? Ich weiss es nicht.
Sensorisches Erlebnis
Heute vermarkte ich Frisch- und Trockenfleisch und kaufe selten Fleischprodukte im Laden, ausser eben Fleischkäse. Am besten ist er zuhause, frisch aus dem Kühlschrank. Eine Scheibe Brot dick mit Butter bestreichen, dann wahlweise Senf oder Mayonnaise, Essiggurke oder Tomate und obendrauf zwei bis drei Lagen Fleischkäse. Das ist fast sinnlich: der Biss, der Geschmack, einfach lecker – ein sensorisches Erlebnis.
Ungesunder Genuss
Doch der Genuss ist wohl nicht so gesund. Hier die Zutatenliste: Schweinefleisch, Speck, Wasser, Schwarten, Nitritpökelsalz (Kochsalz, Konservierungsstoff: E 250), Milchprotein, Milchzucker, Stabilisator: E 450, Gewürze, Geschmacksverstärker: Mononatriumglutamat, Antioxidationsmittel: Ascorbinsäure, Traubenzucker. Eigentlich ein klassisches Quacksalber-Produkt, billig, ungesund und oberflächlich gut – sagt eine Stimme in mir.
Eine andere Stimme in mir eilt zu Hilfe um mein Essverhalten zu verteidigen, sie sagt sofort: "Aber ich lebe ja nur einmal", "Ich muss sowieso irgendwann sterben" oder "dieser Gesundheitswahn ist sowieso übervertreten. Muss ich nicht mitmachen." – Es gibt hundert Entschuldigungen etwas zu tun. Es ist ein Kampf mit mir selbst, wie er im ganzen Leben im Grossen und Kleinen immer wieder auftaucht. Welche Seite gewinnt die nächste Entscheidung?