Yvonne Ettlin lebt seit 2007 mit ihrem Mann Toni auf dem Betrieb Bord. Sie haben vier Mädchen und betreiben auf dem Dreistufenbetrieb neben Milchwirtschaft mit Aufzucht einen Gastronomiebereich (Gastro) ab 50 Personen. «Mit der Betriebsübernahme im Jahr 2009 haben wir einen Laufstall gebaut. Mit dem Zügeln der Kühe kam dann die Frage, was mit dem alten Stall passieren sollte», erklärt Yvonne Ettlin.
Keine Hühner und Schweine
Den Stall für Hühner und Schweine umzubauen, kam nicht in Frage. Dies auch, weil die Familie im Sommer auf der Alp ist und diese Betriebszweige ortsgebunden sind. Es hiess bei der Beratung, dass Agrotourismus etwas für die Familie Ettlin wäre. «Aber wir dachten nie daran, dass wir dann mal so etwas machen werden», erzählt Yvonne Ettlin weiter.
«Jeder hat seine Aufgaben im Hof-Gastro.»
Die ganze Familie helfe mit, das sei sehr schön.
Entstehung durch Zufall
Den neuen Laufstall zeigte die Familie dann öffentlich. Sie veranstalteten einen Tag der offenen Türe. Dabei habe ein Gast gemeint, er feiere seinen Geburtstag im alten Stall. «Wir dachten, das sei mehr ein Witz und der melde sich bestimmt nicht mehr», berichtet Yvonne Ettlin und lacht. So kam es aber nicht, der Mann meldete sich wirklich und sie hatten einen Monat Zeit bis zum Fest. «In diesem Monat haben wir alle Einrichtungen demontiert, gemalt, geräumt und Teppiche verlegt», so Ettlin.
Alle sind mit Herzblut dabei
Die ganze Familie habe extrem Freude an diesem Projekt. Zur Familie gehören Lisbeth, die Mutter ihres Mannes Toni, und die Kinder Tina, Yana, Thea und Yola. «Die Namen sind übrigens nach den Anfangsbuchstaben von Toni und mir, so konnten wir uns besser einigen», ergänzt Yvonne Ettlin.
«Jeder hat seine Aufgaben im Gastro», so Yvonne Ettlin. Für ihr Lokal mit Gästebewirtung hätten sie nie Werbung gemacht. Die neuen Gäste kämen durch Erzählungen von Veranstaltern oder Gästen, die schon im Gastro Bord waren. «Anfangs, als wir 2011 mit dem Gastro starteten, hatten wir nur drei Anlässe im Jahr», erklärt Yvonne Etllin. Heute seien es drei bis vier Anlässe pro Monat. Weil Yvonne Ettlin die Bäuerinnenschule im Kloster Fahr gemacht habe, wurden ihr einige Module der Bäuerinnenschule, die zum Beispiel Hygiene und Reinigung betrafen, für die Wirtebewilligung angerechnet.
«Wir dachten nie daran, dass wir das machen.»
Erst dachte das Betriebsleiterpaar nicht, dass es wirklich ein Gastro gibt.
Familie hilft sich gegenseitig
Yvonne ist gelernte Floristin und ihre Schwiegermutter ist Köchin. Das passe super für die Anlässe im Gastro Bord. Seit sechs Jahren haben sie einen Lehrling. «Der Onkel meines Mannes hilft uns viel im Stall oder beim Heuen», das sei eine grosse Hilfe. «Zum Glück haben wir keine Angestellten», das wäre nun ein Problem gewesen mit Corona, als alle Anlässe abgesagt wurden. Yvonne hilft aktuell mehr bei Toni im und um den Stall mit. Das Gastro sei ein Nebeneinkommen. «Wir könnten noch viel mehr Anlässe nehmen, wollen es aber familiär behalten», erklärt Yvonne Ettlin ihre Strategie.
Eigene Produkte im Gastro
Das Gastro wird ab einer Gästeanzahl von 50 Personen betrieben. Die Ettlins haben viele eigene oder regionale Produkte und auch Gemüse aus dem Garten. Das Selberkochen hebe das Gastro von anderen ab, zudem macht die Bäuerin alle Dekorationen selber. Noch heute geht die engagierte Frau im Blumenladen als Floristin aushelfen. «Im Sommer ist es für mich einfach, das Gastro zu dekorieren», sie habe fast alles im eigenen Garten. Im Winter dekoriert sie mit allerlei Materialien aus der Natur.
Im Sommer auf der Alp
«Wir sind im Sommer sechs Wochen auf der Melchsee-Frutt auf der Tannalp. Die sechs Wochen sind genau in den Sommerferien, das sind auch unsere Familienferien. In diesen Wochen ist das Gastro geschlossen», so die lebensfreudige Bäuerin.
«Wir haben all unsere Kühe dabei, so kann die ganze Familie inklusive Lehrling auf die Alp», sagt Yvonne Ettlin.
Alpzeit ist Ferienzeit
Yvonne Ettlin ist in Kerns im Sand aufgewachsen. «Ich habe die Familie von meinem Mann Toni schon früh gekannt. Beide Familien waren auf der Frutt z Alp», erzählt sie. Schon als Kind war das für sie wie Ferien. Auf 2000 m ü. M. sei die Welt noch in Ordnung. «Unsere Kinder sind auf der Alp immer beschäftigt. Sie spielen, entdecken und geniessen. Langeweile kennen sie nicht», erklärt Yvonne Ettlin weiter. Ihre Freizeit verbringt sie gerne draussen. Sie ist mit dem Bike oder in den Bergen unterwegs. «Im Winter natürlich auf den Ski in der Frutt», ergänzt sie. Beim Leichtathletik hilft sie beim Leiten der Kinder tatkräftig mit. Sie hat den Sport früher selber ausgeübt.
Der Stall von «Mami»
Das Schönste an ihrer Aufgabe findet die Bäuerin, wenn die Leute zu ihr kommen und dann nach Hause gehen und denken, es war schön und super fein. «Geniesse die Zeit, vergiss den Moment», das sei das Motto vom Gastro Bord. Freude macht ihr auch die Familie. Die Stunden, die sie hier arbeitet, kann sie selbst einteilen. Wenn sie einen Anlass hätten, kämen die Mädchen alle mit Edelweisshemd hoch. «Sie sagen jeweils, das Gastro sei in Mamis Stall. In Papis Stall ziehen sie Arbeitskleider an und in meinem das Edelweisshemd», erklärt Yvonne und lacht.
Betrieb Bord
Betriebsleiter: Yvonne und Toni Ettlin
Ort: Kerns, 800 m ü. M.
LN: 30 ha
Betriebszweige: Dreistufen-Biobetrieb mit Heimbetrieb, Voralp (Schwandi, 1000 m ü. M.) und Hochalp (Tannalp, 2000 m ü. M.) auf der Melchsee-Frutt.
Milchvieh 40 Stück mit Aufzucht (20 Jungtiere, 10 Kälber).
Agrotourismus mit Vollservice.
Mitarbeitende: Betriebsleiterpaar, Mutter von Toni, Lehrling