Zu Hause in Trainerhosen am Computerbildschirm dem Lehrer durch den Unterricht zu folgen, kann seinen Reiz haben. Fernunterricht ist aber längst nicht jedermanns Sache. Viele Lehrlinge in der Landwirtschaft leiden unter dem Unterricht am Bildschirm.

Fernunterricht ist für alle weiterführenden Schulen Pflicht – auch für die Betriebsleiterschulen. Schrecken die pandemiebedingten Einschränkungen die jungen Landwirtinnen und Landwirte vor einer Weiterbildung ab? Die BauernZeitung hat bei den Weiterbildungszentren im Land nachgefragt, wie es um die Anmeldungszahlen für den kommenden Jahrgang steht.

Lieber Leben statt Lernen

«Bei uns sind bisher weniger Anmeldungen für die Weiterbildung zum Agrotechniker HF eingegangen als im Vorjahr», sagt Martin Pfister, Rektor des Schluechthofs in Cham ZG. Er vermutet, dass viele mit der Anmeldung abwarten. Nicht nur, weil der Fernunterricht abschrecke, sondern weil die Jungen andere Pläne hätten.

«Sobald Reisen wieder möglich sind, wollen einige vielleicht erst einmal neue Erfahrungen im Ausland sammeln», erklärt Pfister. Lieber Drescher fahren in Nordamerika als Büffeln im Homeoffice? Pauschalisieren könne man nicht, sagt Pfister: «Die bisher eingetroffenen Anmeldungen für die Betriebsleiterschule bewegen sich in der Grössenordnung der Vorjahre.» Anmeldeschluss sei aber erst im Frühsommer.

Rekordzahlen in Buchs

So oder ähnlich tönt es bei fast allen landwirtschaftlichen Schulen. Der Plantahof in Landquart GR berichtet allerdings von «ersten Fällen, welche den Fernunterricht als Grund für den Ausbildungsabbruch nennen.» Den Lernenden sowie den Lehrpersonen fehle der zwischenmenschliche Kontakt sehr, sagt Direktor Peter Küchler.

Konrad Höhener vom Berufs- und Weiterbildungszentrum in Buchs SG berichtet entgegen aller Erwartungen von einem Anstieg der Anmeldungszahlen: «Wir hatten im letzten Sommer Rekordanmeldungen und konnten die Betriebsleiterschule erstmals mit drei Klassen mit insgesamt 56 Teilnehmenden starten.» Bisher waren es nur zwei Klassen pro Jahrgang. «Bis heute ist trotz mehrheitlichem Fernunterricht kein Teilnehmer ausgestiegen», sagt Höhener weiter.