Unsere Angestellte Kim gehört zu den glücklichen Frauen, die kürzlich die Prüfung zur Bäuerin mit Fachausweis bestanden haben. Kim ist schon die vierte junge Frau, die wir auf diesem Weg begleiten durften. Die Ausbildung steht im Moment im Fokus. Reichen die Fähigkeiten, die an der Bäuerinnenschule vermittelt werden, um einen Betrieb zu führen?

Sind die Lernziele noch zeitgemäss?

Ich erlebe die Frauen nach der Bäuerinnenschule fit in allen Bereichen rund um Ernährung und Hauswirtschaft, je nach Wahlmodulen auch in der Direktvermarktung oder in anderen Betriebszweigen. Aber ich habe auch Rückmeldung erhalten, dass sie zu wenig über Betriebsführung, Pacht und Bodenrecht sowie Versicherungsfragen und Agrarpolitik gelernt hätten. Lieber wäre ihnen gewesen, mehr über diese Themen zu erfahren und dafür einige Stunden bei den Reinigungstechniken herzugeben. Ich denke, dass Silber putzen wirklich nicht mehr zeitgemäss ist.

Gut, haben die Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt und einige Module angepasst. Dies sollte aber öfters und vor allem schneller geschehen. Eine Ausbildung muss immer auf die Mehrheit der Absolventinnen zugeschnitten sein. Frau ist frei, danach noch Module der Betriebsleiterschule zu besuchen oder sich anderweitig weiterzubilden. So, wie es den Landwirten freisteht, Module der Bäuerinnenschule zu besuchen – was sicher auch eine Bereicherung wäre.

Betrieb ist kein Labor - Flexibilität ist gefragt

In der Praxiszeit, die die Frauen auf unserem Hof absolvieren, versuchen wir, jene Fähigkeiten zu vermitteln, die an den Schulen nur bedingt oder unter «Laborverhältnissen» vermittelt werden. Wir möchten aufzeigen, was es heisst, Pläne kurzfristig zu ändern, weil beispielsweise die Kalberkuh betreuen wichtiger war, als ein vollständiges Menü zu kochen, und es für einmal halt keinen Salat zum Zmittag gab.

Vermitteln, was es heisst, wenn mehrere Generationen auf einem Hof zusammenleben, sowie vieles mehr. Wichtig ist, dass die Frauen an dem, was sie machen, Freude haben und lernen, dass Fehler machen zum Arbeiten und Alltag gehört. Auch ist Arbeiten nicht das ganze Leben. Daneben gibt es noch anderes.

Arbeiten, lachen und Pause machen

Das Allerwichtigste ist: Zusammen geht alles einfach besser, sei es beim Arbeiten, Lachen oder Pausemachen. Mir persönlich ist es wichtig, dass den Frauen bewusst wird, was zu tun ist, wenn sie einmal einen Betrieb führen. Sie müssen sich um ihre Vorsorge kümmern und sich informieren, was bei einem Todesfall des Partners für Konsequenzen auftreten können. Vielleicht schaffe ich es auch, dass sie sich später in der Öffentlichkeit engagieren.

Wir lernen auch von den Frauen. Sie zeigen, was heute aktuell ist. Dadurch hinterfragen wir immer wieder mal uns selbst, und längst eingespielte Abläufe werden geändert. Diskutieren und Fachsimpeln bringt uns alle weiter. Meiner Meinung nach hat die Fähigkeit, einen Betrieb zu führen, nicht nur mit dem Gelernten zu tun, sondern auch mit dem Wesen und dem Charakter einer Person sowie des jeweiligen Partners. Deshalb bin ich überzeugt, dass «unsere» vier Frauen das Zeug dazu haben.

Bleiben Sie ein Leben lang am Ball

Die Frage, welche Ausbildungseinheiten für eine Bäuerin heute wichtig sind, ist schwieriger zu beantworten als früher. Die Betriebe sind sehr unterschiedlich und so auch die Anforderungen an die Personen, die dort arbeiten. So ist es mit der Bäuerinnenausbildung wie mit jeder anderen Ausbildung auch: Lernen ist mit dem Diplom nicht abgeschlossen. Frau (und Mann) tun gut daran, ein Leben lang am Ball zu bleiben.