Landwirt Hans Gränicher weiss nicht, wo er zuerst anpacken soll. Es ist trocken und seine Kartoffeln brauchen Wasser. Er sollte die Schläuche verlegen, um die Stauden bewässern zu können. Gleichzeitig brennt es in seinem Waldstück. Zwar nicht wortwörtlich, sondern im übertragenen Sinn. Trotzdem ist die Lage prekär. Seine Fichten sind nämlich akut vom Borkenkäfer bedroht. Es pressiert: "Ich muss jetzt in den Wald und das befallene Holz hinausschlagen, sonst verbreitet sich der Schädling rasend schnell", sagt Gränicher besorgt.

Trockenheit schwächt

Die Situation von Hans Gränicher ist kein Einzelfall. Wie er sind auch andere Bauern in der Zwickmühle. Sie müssen im Sommer in den Wald holzen gehen. In einer Zeit, wo doch auf dem Feld genug zu tun wäre.

Doch der Wald braucht die Hilfe dringend: Vielerorts greift der Borkenkäfer zurzeit die Fichten an. Diese sind durch die Trockenheit und vergangene Winterstürme gestresst und geschwächt. An einigen Orten haben auch die Weisstannen Probleme. Im letzten Herbst und Winter seien die Tannen noch grün gewesen. Im Frühling trieben sie aber nicht mehr aus, erzählt Urs Wehrli von Wald Schweiz, dem Verband der Waldeigentümer. "Wir gehen davon aus, dass es auch hier an der Trockenheit des letzten Sommers liegt", sagt er. Das überrasche, galt doch die Weisstanne mit ihrem tiefen, herzförmigem Wurzelsystem als Hoffnungsträger im Klimawandel. Nun sind auch die Weisstannen vom Borkenkäfer befallen.

Qualität und Preise sinken

Die Schäden in den Wäldern sind gross, der Holzmarkt schon heute durch Schadholz überversorgt. Für 2019 erwarten die Fachleute ähnliche Schadholzmengen wie 2018. Die Menge ist davon abhängig, wie stark sich die Borkenkäfer vermehren werden und das wiederum ist abhängig von der Witterung. Eine genaue Prognose ist also nicht möglich, sagt Wehrli. An der Delegiertenversammlung von Wald Schweiz wurde das Thema rege diskutiert. Der Aufwand, um den Borkenkäfer in Schach zu halten, ist gross. Der Preis für das Holz sei hingegen tief, sagt Wehrli: "Für qualitativ hochwertiges Stammrundholz erhalte ich zum Beispiel noch maximal 100 Franken pro Kubikmeter." Ende 2014 erzielte die gleiche Menge 20 Franken mehr.

Dieser Preis ist aber nicht einmal das Hauptproblem. "Durch den Borkenkäferbefall erreicht das meiste Holz sowieso nicht diese Qualitätsstufe", so Wehrli. Das alte Schadholz wird als Industrieholz zu Spanplatten oder als Energieholz zu Hackschnitzeln verarbeitet. Hier liegen die Preise gemäss den Erhebungen von Wald Schweiz bei rund 70 Franken pro Tonne beim Industrie- respektive bei 15 Franken pro Schüttraummeter beim Energieholz.

Unterstützung gefordert

Der Erlös aus dem Holz deckt die Kosten der Forstschutzmassnahmen zur Bekämpfung des Borkenkäfers nicht. Wald Schweiz fordert nun von Bund und Kantonen Unterstützung. Diese Hilfe soll nicht nur finanzieller Art sein, wie Urs Wehrli betont: "Wir sind mit dem Bund im Gespräch und machen verschiedene Vorschläge."

Eine mögliche Massnahme ist, dass Lagerplätze ausserhalb des Walds geschaffen werden. So kann das Holz zur Verarbeitung vom Käfer weg und aus der Gefahrenzone gebracht werden. Eine andere Massnahme sind Nasslagerplätze, auf denen das gefällte Holz von Sprinklern benetzt wird, um es vor Borkenkäfern und damit einhergehendem Pilzbefall zu schützen.

Lage im Auge behalten

Hans Gränicher hat mittlerweile den Borkenkäfer in den Griff bekommen. An mehreren Tagen gingen er und seine Hilfskräfte um 5 Uhr morgens Bäume fällen. Anschliessend kam der Lohnunternehmer und häckselte die Baumkronen. "Das hat sich für die effektive Zerstörung des Borkenkäfers bewährt", sagt Gränicher. So wird verhindert, dass der Schädling vom geschlagenen Holz auf einen neuen, noch gesunden Baum übersiedelt.

Nachdem er die eigenen Befallsherde bekämpft hat, hilft Gränicher nun anderen Waldbesitzern. "Die Lage ist teils frustrierend. Die zerstörte Fläche tut weh", erzählt er. Kann trotzdem ein Waldstück erfolgreich gesäubert werden, sei es wichtig, die Situation im Auge zu behalten. Damit frische Ausbrüche sofort auffallen und erneut bekämpft werden können.