Auch im konventionellen Obstbau ist man bestrebt, den Herbizidverbrauch unter den Baumreihen zu reduzieren oder gar darauf zu verzichten – sofern praxistaugliche und wirksame Alternativen vorhanden sind. Mit einem grossflächigen Einsatzversuch haben sich die Landi Aachtal und die Agroline zum Ziel gesetzt, mit modernster Technologie neue Möglichkeiten auszutesten, so z. B. mit dem X-Power, welcher mit Strom Baumstreifen von Bewuchs freihält. «Wenn wir mit Technologie bereits die Hälfte der Herbizide einsparen können, haben wir schon viel erreicht», sagte Gastgeber Albert Stäheli. Auf seinem Obstbaubetrieb in Kümmertshausen im Kanton Thurgau wurde die neue Technologie im Praxiseinsatz vorgeführt. Die Landi Aachtal hat dafür drei Fahrer ausgebildet. Hugo Fisch von der Landi Aachtal zeigte sich erfreut, dass man erste Erfolge sehen kann.

Durch Strom platzen die Pflanzenzellen auf

Der X-Power XPO kam im vergangenen Jahr das erste Mal im Obstbau zum Einsatz. Wolfram Lempp von der Agroline spricht von einer überzeugenden Wirksamkeit: Der Strom wird über Elektroden in die Grünpflanze eingeleitet, was die Pflanzenzellen zum Platzen, Austrocknen und Absterben bringt.

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«Es ist ein sehr nachhaltiges System. Es gibt keine Abdrift und macht die Unkrautbekämpfung etwas wetterunabhängiger», zeigte er sich überzeugt. Alternativen wie die Rollhacke, Heisswasser oder Fadengeräte könnten nicht voll überzeugen, weil sie durch die Bodenbearbeitung Mineralstoffe im Boden aktivieren.

Es sind weitere Erfahrungen nötig, um Technik zu optimieren

Doch vorerst müssten noch umfassende Erfahrungen rund um den Einsatz mit dem X-Power gesammelt werden, um auch die eingesetzte Technik weiter zu optimieren. Entsprechend sind die Fahrer angehalten, die Witterungsverhältnisse oder auch den Bewuchs zu erfassen, um danach die Wirksamkeit festzustellen. Diese lassen klare Schlüsse zu, um allenfalls Korrekturen an der Technik oder im Einsatz vorzunehmen.

Die technischen Daten

Im X-Power XPO stecken ein von der Zapfwelle angetriebener Generator, sechs beziehungsweise acht Hochspannungsumrichter und ein Schaltschrank. Mit dem Generator wird eine maximale Applikationsleistung von 18 oder 24 kW mit einer Stromspannung von bis zu 8000 Volt erzeugt. Die seitliche Arbeitsbreite der Elektroden liegt auf beiden Seiten bei maximal 55 cm, wobei 25 cm statisch und 30 cm bewegbar sind. Für den Zug und die Stromproduktion des rund 1300 kg schweren Geräts ist ein Schlepper ab 75 PS nötig.

Der X-Power kann bis zu einer maximale Reihenbreite von 4,2 m eingesetzt werden. Die Arbeitsgeschwindigkeit liegt zwischen 2 bis 4 km/h, was bei idealen Verhältnissen eine Flächenleistung bis zu einer Hektare pro Stunde ermöglicht.

Landi Aachtal bietet das Gerät als Dienstleistung an

Vorerst wird das Gerät der Landi Aachtal als Dienstleistung von der Agroline zur Verfügung gestellt. Die Landi Aachtal führt wiederum mit den ausgebildeten Traktorfahrern die Arbeit samt Schlepper aus und berechnet pro Einsatzstunde zunächst 250 Franken. Bis Ende Jahr soll die Maschine gemäss Landi Aachtal auf rund 300 Hektaren zum Einsatz kommen.

Die Kosten erscheinen imersten Vergleich zu anderen Massnahmen hoch. Doch mechanische Systeme verlangen deutlich mehr Durchfahrten gegenüber 3 bis 4 beim X-Power, so dass sich der Tarif über das gesamte Jahr hinweg durchaus rentiert. Deshalb ist auch Obstbauer Albert Stäheli von dieser Technik überzeugt und will auf seinem Betrieb einen Teil seiner Baumstreifen so behandeln lassen.