Nicht nur für Milchkühe ist es wichtig, dass sie gut liegen können, sondern auch für Mutterkühe. Während des Liegens erholen sie sich, entspannen ihren Bewegungsapparat und produzieren Milch für ihre Kälber. Die Kälber ihrerseits brauchen, wie alle Jungtiere, besonders viel Ruhe und Liegezeit.

Verhalten untersucht

Bei der Planung eines Mutterkuhstalles sollte der Landwirt also ein besonderes Augenmerk auf den Liegebereich richten. In der Schweizer Mutterkuhhaltung sind die drei Systeme Tiefstreu, Hoch- und Tiefboxen am weitesten verbreitet. Doch welches System ist nun das beste?

Damit befasste sich eine Studentin der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL). Anita Müller besuchte für ihre Bachelorarbeit zehn Mutterkuhbetriebe und untersuchte folgende Fragestellungen: Wo liegen die Unterschiede der drei Haltungssysteme? Was sind die Vor- und Nachteile bezüglich Tierkomfort sowie der haltungstechnischen und den arbeitswirtschaftlichen Anforderungen? Ein Artikel über diese Studie erschien in der Zeitschrift «die Mutterkuh» von Mutterkuh Schweiz. Anita Müller untersuchte auch das Verhalten der Tiere in den unterschiedlichen Liegesystemen. Dazu machte sie Filmaufnahmen auf fünf Betrieben während der Nacht.

Kälberschlupf vor dem Kopf

In der Tiefstreu zeigten die Tiere, im Gegensatz zu den Boxensystemen, keine unnatürlichen Verhaltensweisen. Sie legten sich sofort hin. In beiden Boxensystemen brauchten die Tiere mehrere Abliegeversuche. «Dies zeigt deutlich, dass ein Tiefstreusystem – bei genügend grossen Platzverhältnissen –, die meisten Ähnlichkeiten mit der natürlichen Umgebung auf der Weide aufweist», schlussfolgert Anita Müller. Bezüglich des Tierwohls haben die Tiefboxen gegenüber Hochboxen den Vorteil, dass sie eine verformbare und weiche Liegeunterlage haben.

Der Kälberschlupf kann im Liegeboxensystem zu einer Verbesserung des Tierwohls und der Sauberkeit beitragen. Besonders kleine Kälber liegen gerne in der Nähe ihrer Mutter. Ein Kälberschlupf im Kopfbereich der Liegeboxen ermöglicht einerseits die Nähe zu den Müttern und andererseits können die Kühe den Freiraum vor dem Kopf als Schwungraum zum Aufstehen benutzen.

Wenig Strohverbrauch

​Beim Strohverbrauch schneidet die Tiefstreu am schlechtesten ab. Die Betriebsleitenden sehen dies als entscheidenden Nachteil an. Auch wegen des hohen Anfalls von Mist wird das Tiefstreusystem für Ackerbaubetriebe empfohlen. Hochboxen haben den tiefsten Strohverbrauch. Dort wird das meiste Stroh für den Kälberschlupf gebraucht. Auch der Arbeitsaufwand ist bei Hochboxen am tiefsten. Jede Betriebsleiterin muss zwischen Tierwohl, Arbeitsaufwand und Strohverbrauch abwägen.