Der Besuch einer Landmaschinenausstellung ist für Viele Inbegriff eines wunderbaren Tagesausfluges. Da könnte es manchmal verlockend sein, eine Maschine zu erwerben, welche nicht unbedingt nötig wäre. Wie kann man sich auf einen klugen Maschineneinkauf vorbereiten? Zehn Tipps von Experten.
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Bernard Walter war 40 Jahre lang Inhaber von Bernard Walter Landmaschinen in Löhningen SH. Er führt immer noch einen Ackerbaubetrieb. „Ich bin einer, der sich gerne fragt, wie kann man eine Maschine so einsetzt, dass sie rentiert?“ Thomas Rindisbacher ist Inhaber von Rindisbacher Land- und Forsttechnik in Gümligen BE. Die Beiden geben ihre Erfahrungen und Tipps zu diesem Thema weiter.
- Inventar aufnehmen: Rindisbacher rät dem Bauer, einen Rundgang durch den Maschinenpark zu machen: Was habe ich schon, für was brauche ich es und wie? Könnte ich das was ich habe besser ausnützen? Sollte ich einiges abstossen und mit einer guten vielseitigen Maschine ersetzen? „Oft wird zu wenig überlegt“, ist Rindisbacher überzeugt und erzählt von einem Landwirt, der mehrere Traktoren hat aber nur einen Frontlader. Dieser passt aber nur auf einen Traktor. Fällt dieser aus, fällt auch der Frontlader aus.
- Im Vorfeld gut überlegen: Rindisbacher rät, sich Fragen zu stellen wie: "Was bringt mir diese Maschine auf dem Betrieb? Wie lange soll sie einsatzfähig sein? Könnte ein Lohnunternehmer diese Arbeit für mich übernehmen?"
- Beratung annehmen von einem vertrauten Händler: Guter Rat anzunehmen sei für viele Landwirte schwierig, meint Walter. WIch habe es mal versucht einem Bauer einen guten Rat zu geben. Da sagte er, Nei, Nei,..." Ein guter Händler will das Beste für seinen Kunden, sagt Rindisbacher. Schliesslich ist ein zufriedener Kunde ein langjähriger Kunde. Rindisbacher ist stets bemüht, dem Bauer zu helfen, sich so maschinell zu positionieren dass auch ein Profit herausschaut. Eine Halle voll schöner Maschinen aber der Betrieb kommt gerade so knapp durch, kann nicht das Ziel sein.
- Die Frau/PartnerIn mitnehmen: Wenn diese beim Kaufgespräch dabei sei, gebe es einen klügeren Einkauf, ist Walter überzeugt. Dann wird eher über die wichtigen Fragen diskutiert wie: Was brauchen wir wirklich, was ist die beste finanzielle und effiziente Lösung? "Wenn die Frau beim Gespräch dabei ist, sind drei Meinungen da. Dann kommt meistens etwas Gutes heraus."
- Für die Zukunft denken: Walter rät, für die nächsten zehn Jahre zu planen. "Brauche ich diese Maschine in fünf Jahren auch noch? Jedes Jahr kommen neue Vorschriften für Spritzen, Güllefässer usw., kann die Maschine dafür angepasst werden?"
- Maschine sollte möglichst ausbaufähig sein, mit einer guten Grundausrüstung: Walter musste oft Zusatzoptionen für eine Maschine liefern, die gar nicht oder wenig verwendet wurden. „Meistens können die grossen Marken eher eine Option einbauen, die später wirklich benötigt wird“, konstatiert er. Rindisbacher ergänzt, „Es ist ein grosser Fehler bei der Klimaanlage zu sparen. Die gesundheitlichen Vorteile sind nicht zu unterschätzen.“
- Nicht zu klein einkaufen: "Was jetzt gross ist, ist in zehn Jahre schon klein", bemerkt Walter. Mit einer breiten Maschine gibt es weniger Überfahrten. Sie sind viel teurer und schwerer, dafür oft besser für den Boden, wenn der gleiche Traktor verwendet werden kann.
- Nicht zu euphorisch denken: Mancher Landwirt rechtfertigt einen teuren Kauf, um Lohnarbeiten zu erledigen ohne vorherige Abklärungen. Bernard Walter rät, mit möglichen Kunden ein intensiveres Gespräch zu führen, ob es dann wirklich so wäre.
- Ein Leasing gut überlegen: „Leasing macht den Kauf vordergründig einfacher“, sagt Rindisbacher. Über die Jahre gesehen sei die Maschine fast immer teurer. Mancher Bauer habe sich so in finanzielle Engpässe hinein manövriert. Dann komme er unter Druck und muss die Maschinen so auslasten, dass Anderes, zum Beispiel der Stall, zu kurz komme.
- Ehrlich mit sich selbst sein: Warum will ich diesen grossen Traktor? Wie viel hat es mit Image zu tun? Kann ich mir das Image wirklich leisten? Oder sollte ich das Geld lieber in Infrastruktur oder Altersvorsorge investieren?
Vielleicht geht es dem Landwirt gar nicht darum, welche Maschine am meisten rentiert. Vielleicht will er das kaufen, was ihm Freude macht. Das ist total in Ordnung wenn er es vermag. Nur sollte man es nicht so machen wie ein Berufskollege, den Bernard Walter mal besuchte. Sie sassen in einer alten Bauernküche, es gab nur einen einzigen Wasserhahn, und daraus kam nur kaltes Wasser. Der Tisch war mit einem verklebten Wachstuch bedeckt. Dafür glänzte der Hofplatz mit neuen Maschinen.
"Wenn Jemand sagt, ‚mein Betrieb ist nicht so rentabel wie ich es möchte‘, soll er mal seine Maschinenkosten überdenken" rät Rindisbacher.
Alternativen zum Maschinenkauf
- Maschinen- und Betriebshilfsring (MBR) – Landwirte schreiben hier ihre Maschinen aus in einem Pool, zur Miete oder Lohnarbeit.
- Maschinengemeinschaft – die Gemeinschaft kauft die Maschinen und vermietet sie an die Mitglieder zu einem günstigen Tarif. Nichtmitglieder zahlen etwas mehr. Meistens sind das Maschinen, welche nicht zeitspezifisch eingesetzt werden müssen wie Druckfass oder Kreiselegge.
- Maschinen Mieten – Bernard Walter hatte ein umfangreiches Sortiment an Traktoren und Zubehör zu vermieten. Traktoren sind oft Jahresmieten. Maschinen können auch für Kurzeinsätze gemietet werden.
- Lohnarbeiten - Dreschen, Grossballen pressen und die Zuckerrübenernte sind typische Beispiele. Dazu gibt es Firmen die spezielle Maschinen für spezifische Arbeiten, i.e. mechanische Bodenbearbeitung anbieten
- Gemeinsamer Maschineneinkauf als Nachbarn. Das sei aber oft menschlich schwierig, meint Walter, besonders bei zeitspezifischen Maschinen.