Der Baselbieter SVP-Landrat Markus Graf nimmt zum Artikel Klimaschutz-Projekt: Bank will «Klimasünden reinwaschen» der BauernZeitung Stellung:
Eine Nation, die ihren Boden zerstört, zerstört sich selbst.» Dieses Zitat von Friedrich Fallou vor mehr als 150 Jahren zeigt, wie sehr der Boden einem Land und dem Bauernstand am Herzen liegen muss. Ich mag mich selbst gut an meine beiden Winterschuljahre am Ebenrain und an unseren Lehrer im Fach Bodenkunde, Dieter Rudin, erinnern. «Gebt acht zum Boden, er ist eure Lebensgrundlage», trichterte er uns Junglandwirten in mancher Schulstunde ein.
Erosion und Bodenverdichtung sind die Feinde
Bodenverdichtungen und Erosionen sind der grösste Feind eines jeden Landwirtes und ich glaube, alle die je eine landwirtschaftliche Ausbildung durchlaufen haben, sind sich dessen bewusst. Dass uns Herr Kilcher zu Beginn seines Artikels mit Schreckensszenarien sein Projekt als die Lösung zur Klimaproblematik schmackhaft machen will, passt zur heutigen Zeit. So bringen nur noch Weltuntergangs-Prophezeiungen Aufmerksamkeit und scheinbar auch Unterstützung für ein Projekt, welches gut und gerne unter dem Motto: «Alter Wein in neuen Schläuchen verpackt» der werten Leserschaft und der Kantonalbank verkauft wurde. Der Grundgedanke ist eigentlich vorbildlich und es verdient Respekt, dass die Basellandschaftliche Kantonalbank, in Form von gekauften Zertifikaten, in der Region eine Art Klimakompensation anstösst. Es ist auch richtig, ausländische Projekte zur Reduzierung von CO2-Emissionen und deren Effizienz in Frage zu stellen.
Wohin fliesst das Geld?
Doch auch das vorliegende Projekt muss doch sehr stark auf seine Wirksamkeit hinterfragt werden. Bringen die eingesetzten Gelder wirklich dem Klima und dem Boden etwas? Oder fliessen sie vorwiegend an das Bundesamt für Landwirtschaft, an Forschungsanstalten und an die Kantonale Verwaltung oder dienen hauptsächlich zur Gewissensberuhigung und zur medialen Aufmerksamkeit der Basellandschaftlichen Kantonalbank? Sollte der Humusaufbau mit dieser Massnahme wirklich das Ei des Kolumbus sein, dann frage ich mich, warum wir trotzdem ohne Rücksicht derart viel wertvollen Boden zubetonieren. Die Erforschung des Bodens ist eine komplexe Angelegenheit, da Böden in ihrer Zusammensetzung und in ihrem Vorkommen sehr unterschiedlich sind. So zählen laut BAFU-Bericht «Boden in der Schweiz 2017» die Böden im Mittelland zu den fruchtbarsten und ertragreichsten Böden weltweit. Ebenfalls in diesem Bericht sind die tonreichen Böden im Baselbiet erwähnt. So seien gerade diese viel weniger erosionsgefährdet. Boden oder Humus bedeutet Leben, so ist der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit eine Aufgabe, welche über Generationen getätigt werden muss. Deshalb ist der Nutzen eines, auf ein paar Jahre begrenzten Projektes, mehr als fragwürdig. Gerade mit der Einführung des ökologischen Leistungsnachweises in der Landwirtschaft im Jahr 1992 wurde viel in den Schutz des Bodens investiert, was sich bereits positiv ausgewirkt hat. Geregelte Fruchtfolgen, ganzjährige Bodenbedeckung, Biodiversitätsflächen, aber auch Verbote von zahlreichen Pflanzenschutzmitteln sind hier nur einige Beispiele. Zudem erhalten Landwirte seit Jahrhunderten ganz selbstverständlich und kostenlos die Fruchtbarkeit ihrer Böden, durch den Eintrag von Gülle, Mist und Ernterückständen.
Das braucht es, damit die Saat gelingt
Boden muss man ernähren, man muss ihn spüren und prüfen, ob er für die Bodenbearbeitung bereit ist, damit die Saat gelingt. Genau diese Bodenständigkeit fehlt beim Projekt, welches von Fachleuten am Schreibtisch aufgegleist wurde, ohne die Unterstützung des Bauernver- bandes, also ohne die Basis, welche über das praktische Wissen verfügt. Wenn die Basellandschaftliche Kantonalbank wirklich etwas für das Klima und die Natur in unserem Kanton tun will, dann gibt es sicher bessere und wertvollere Projekte, als das vorliegende. Wir Bäuerinnen und Bauern im Baselbiet beteiligen uns gerne an sinnvollen Projekten, welche der Natur, dem Klima, der Bevölkerung aber auch dem Bauernstand etwas bringen. Unser Hauptanliegen aber ist Respekt. Respekt für unsere Arbeit mit einem fairen Preis für unsere Lebensmittel. Dass jetzt die «Sündenböcke der Nation» als Werbeträger für eine Bank herhalten dürfen, ist der Gipfel am ganzen Klimaprojekt.