Der Nebel liegt wie eine dicke Daunendecke über dem Aargauer Freiamt. Der Betrieb der Gebrüder Meier in Waltenschwil taucht deshalb erst spät, aber dafür umso imposanter aus dem grauen Morgen auf. Zwei grosse GB-Silos klären auf, dass man am richtigen Ort ist. Auf dem einen steht Swiss Beef und auf dem anderen Eichhof.
An den Dorfrand gezügelt
Vater Urs Meier konnte diesen Betrieb an der Peripherie des Dorfes 2010 käuflich erwerben. Seither ist einiges gegangen. Der Stammbetrieb im Dorf wurde für die Bewirtschaftung aufgegeben. Hier waren die Platzverhältnisse eng und die Möglichkeiten zur Expansion stark beschränkt. Da die Söhne Christoph und Andreas beide ihre Zukunft in der Landwirtschaft sahen, packten Meiers die Gelegenheit beim Schopf, den Auslaufbetrieb zu übernehmen, als dieser zum Verkauf stand.
Ab 2012 hat man dann begonnen, die schon seit 1974 erfolgreich betriebene Munimast auszubauen. Einerseits konnte die Zahl der Mastplätze von ursprünglich 130 auf deren 450 erweitert werden. Andererseits investierten Vater und Söhne in Automatisierung und Labelstandard.
Der Eichhof bietet den Tieren RAUS und BTS. Dies beginnt schon im Vormaststall, wo die Kälber in Gruppen und mit Auslauf gehalten werden. In den Maststall kommen sie dann in Zwölfergruppen. Die Boxen verfügen über einen bedeckten Fressplatz, einen unbedeckten Auslaufbereich und einen wiederum bedeckten Liegebereich mit Boxen.
Betrieb Ende 2019 übergeben
Der Entscheid für den Labelstall fiel nach einigen Diskussionen im Familienrat. Vater Urs und Sohn Andreas räumen ein, dass sie nicht von Anfang an überzeugt waren von den höheren Standards. «Aber als dann Andreas auch noch umschwenkte, habe ich eines Sonntags beschlossen, einzuwilligen», sagt Urs, dem neben Christoph auch Ehefrau Esthi und Tochter Käthi von Anfang an befürwortend gegenübergestanden waren.
Heute sind die beiden Skeptiker voll überzeugt von den Vorteilen ihres Systems. «Ich habe das noch nie einen Tag bereut», sagt der Seniorchef, welcher den Betrieb per Ende letzten Jahres den beiden Söhnen übergeben hat.
Diese können dank der arbeitstechnisch optimierten Haltung weiterhin ihren Nebenerwerben nachgehen. Christoph Meier ist für einen Lohnunternehmer tätig, während Andreas teilzeitlich bei einem Gemüseproduzenten angestellt ist. Das hilft den beiden auch, die hohen Investitionen in die neuen Ställe zu tragen.
BSE-Krise sitzt noch in den Knochen
Ebenso wenig wie den Neubau bedauert Urs Meier die seinerzeitige Umstellung von Milchkühen auf Munimast. Es gab zwar nicht nur gute Jahre. Mit Schaudern erinnert man sich bei Meiers an die BSE-Krise. Selbst den Buben steckt diese noch in den Knochen. 2001 sei es am schlimmsten gewesen, sagt Urs Meier.
Unterdessen sind das aber längst vergangene Zeiten. Im Durchschnitt der Jahre habe man mit der Munimast immer recht verdient. Sie war und bleibt der wichtigste Betriebszweig. Zwar bauen Meiers auch eine Reihe von Ackerkulturen an. Aber selbst in den besten Jahren hätten diese nie vermocht, allfällige Ausfälle bei den Fleischerträgen zu kompensieren, sagt Urs Meier.
Das laufende Jahr ist zwar durch die Corona-Krise überschattet, aber die Munimäster haben davon nach anfänglichem Preissturz eher profitiert. «Nie hätten wir uns träumen lassen, dass die Preise Fr. 9.80 pro kg SG für T3 erreichen», sagt Christoph Meier. Dazu kommen noch die Labelzuschläge, welche mit 70 Rp./kg derzeit ebenfalls Höchststand aufweisen.
Gleichzeitig sind auch die Tränkerpreise auf hohem Niveau. Den Nachwuchs beziehen Meiers von zwei Händlern, die jeden Monat durchschnittlich 36 Jungtiere anliefern. Diese werden dann vom Tierarzt auf Herz und Lungen getestet und anschliessend durch Meiers geimpft und gegen Parasiten behandelt. Während zehn Tagen erhalten sie dann ein Medizinalfutter zwecks Bekämpfung der «Kinderkrankheiten». Dieses werde nicht präventiv verschrieben, aber üblicherweise drei bis vier Tage nach dem Einstallen eingesetzt, da ein Grossteil der Kälber Fieber bekommt, so Andreas Meier.
Weniger Lungenprobleme
Man habe natürlich hohes Interesse an gesunden Kälbern, sind sich die drei Mäster einig. Aber die von Kälbermästern und Viehhandel beschlossene Regelung, wonach 80 statt 75 Kilo schwere Kälber eingestallt werden müssen, habe bezüglich Gesundheit bisher nichts gebracht. Derweil müssten die Munimäster fünf Kilos mehr bezahlen und auch bei der Medizinierung seien die schwereren Kälber teurer.
Angesprochen auf die vorherrschenden Gesundheitsprobleme sagt Urs Meier, dass die Lungenentzündungen gegenüber früheren Jahren abgenommen haben, während Kokzidien und Mittelohrentzündungen stark zugenommen haben. Warum das so sei, könne er sich nicht erklären.
Keine Freude an Initiativen
Was die zukünftigen Herausforderungen angeht, sind die Meiers vorsichtig optimistisch. Die von den anstehenden Initiativen ausgehende Gefahr dürfe aber nicht unterschätzt werden. Das grösste Problem sei die Trinkwasser-Initiative, so die übereinstimmende Meinung am Holztisch im Betriebsbüro. Dies vor allem wegen der drohenden Beschränkung der Fütterung auf die hofeigene Produktion.
Aber auch die Massentierhaltungs-Initiative löst keine Freude aus auf dem Eichhof. Zwar erfüllt man bereits BTS- und RAUS-Standards, so wie das der Bundesrat in seinem Gegenvorschlag fordert. Trotzdem freut man sich nicht darüber: «Wenn plötzlich alle nach Labelstandards produzieren wird es auch keine Labelprämien mehr geben», sagt Andreas Meier mit besorgtem Blick.
Ungeachtet der anstehenden Probleme wollen sich die Gebrüder Meier nicht umfangreicher engagieren in der Politik, als schon bisher. Das heisst aber nicht, dass sie ehrenamtlich untätig wären. Andreas sitzt als Nachfolger des Vaters im Regionalausschuss der Anicom und Christoph präsidiert den Freiämter Landwirtschaftsverein. Schon seit bald zehn Jahren ist er auch Mitglied der Ortsbürgerkommission. Politische Diskussionen gebe es am Küchentisch übrigens regelmässig, sagen die Meiers. Sie müssten ja nicht immer gleicher Meinung sein; darüber sind sie sich einig.
Betriebsspiegel Eichhof
Name: Andreas (29) und Christoph (32) Meier
Ort: Waltenschwil AG
LN: 31,3 ha
Kulturen: Silomais, Weizen, Gerste, Zuckerrüben, Raps, Randen, Karotten, Naturwiesen, Zwischenfutter, Ökowiesen
Viehbestand: Munimast für das Terra-Suisse-Label von Migros, aus der Region für die Region, Migros Luzern. 72 Kälber, 72 Vormast, 306 Ausmast, total zirka 450 schlachtreife Tiere/Jahr
Lohnarbeit: Spritzen und Mais säen
Arbeitskräfte: Vater Urs Meier, zwei Onkel, die regelmässig auf dem Betrieb aushelfen