Seit Herbst 2017 sucht die vom Schweizer Bauernverband gegründete Arbeitsgruppe «Arbeitsgruppe Futtermittel» einen Weg, um die Versorgung mit Futtermitteln aus dem Inland zu erhöhen. Mit der «Strategie für eine nachhaltige Futterversorgung» möchte die Arbeitsgruppe folgende Ziele erreichen:

Inlandproduktion: Diese soll erhöht werden. Insbesondere soll die Futterweizenfläche auf 20 000 Hektaren (ha) ausgedehnt werden.

Importe absichern: Importierte Futtermittel sollen ökologisch und sozial verantwortungsvoll produziert werden.

Alternativen fördern: Unter anderem soll die Verfütterung von tierischem Eiweiss wieder geprüft werden.

Trendwende bei Futterweizen

Beim Ziel «Mehr Futterweizen» zeichnet sich eine Wende ab. Laut den Zahlen von Swisssem per 30.11.2019 stiegen die Verkäufe von Futterweizensaatgut um 39 Prozent an, verglichen mit den Verkäufen bis 30.11.2018. Das gibt geschätzte 9400 ha Futterweizen, der im laufenden Jahr auf den Feldern stehen sollte, das wäre ein Plus von 2700 ha. Vom Ziel von 20 000 ha der Arbeitsgruppe «Futtermittel» ist man zwar noch weit entfernt, aber die Steigerung um fast 40 Prozent erstaunt doch.

Die Frage stellt sich: Handelten die Ackerbauern aus Einsicht, dass die Versorgung mit Schweizer Futtermittel verbessert werden muss? Oder ist das nur eine Reaktion der Ackerbauern, weil die IP-Suisse-Weizenfläche für 2020 um 30 Prozent gekürzt wurde?

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Jahrelang schwankte in der Schweiz die mit Futterweizen angebaute Fläche zwischen 6000 und 7000 Hektaren. Im laufenden Jahr schnellt die Fläche aber auf 9400 Hektaren.(Quellen Agristat und Swisssem)

Futterweizen wurde attraktiv

Martin Rufer vom Schweizer Bauernverband (SBV) ist Leiter des Departements Produktion, Märkte, Ökologie und gibt dazu folgende Antwort: «Der Hauptgrund für die Zunahme der Fläche liegt darin, dass die wirtschaftliche Attraktivität von Futterweizen im Verglich zu Brotweizen zugenommen hat. Dies ist eine Folge der Nachfolgelösung zum Schoggigesetz. Auf Futterweizen werden die Beiträge für die Nachfolgelösung nicht erhoben», erklärt Rufer. Dadurch sinke die effektive Preisdifferenz zwischen Futter- und Brotgetreide. Zudem sähen mehr Produzenten ein, dass man nicht noch mehr auf importierte Futtermittel setzen könne, «denn das würde die Glaubwürdigkeit der tierischen Produktion im Inland schwächen», gibt Rufer zu bedenken.

Für Brotweizen lösen die Bauern rund 50 Franken oder mehr je 100 Kilogramm, für Futterweizen Fr. 36.50. Wäre es nicht zielführend, den Futterweizenpreis zu erhöhen? «Eine Erhöhung des Futterweizenpreises um einige Franken wäre wichtig und würde helfen, die Fläche weiter auszudehnen», bestätigt Rufer. Der SBV habe sich stark dafür engagiert, aber «leider ist die Migros nicht bereit, die zusätzlichen Kosten mitzutragen», bedauert Martin Rufer.

 

Kommentar: Höhere Anbauflächen bei Futtergetreide kontern Extremforderungen

Die Bauern müssen auf die Wünsche der Konsumenten Rücksicht nehmen. Die höheren Anbauflächen von Futtergetreide sind dabei ein Schritt in die richtige Richtung, wie Hans Rüssli in seinem Kommentar schreibt. Lesen

 

Druck von Initiative her

Zusätzlicher Druck, mehr einheimisches Futter zu produzieren, setzt die Trinkwasser-Initiative auf. Im Initiativtext steht: «Er (der Bund) ergänzt das bäuerliche Einkommen durch Direktzahlungen zur Erzielung eines angemessenen Entgelts für die erbrachten Leistungen, unter der Voraussetzung eines ökologischen Leistungsnachweises, der die Erhaltung der Biodiversität, eine pestizidfreie Produktion und einen Tierbestand, der mit dem auf dem Betrieb produzierten Futter ernährt werden kann, umfasst.»

Die Zahlen von Swisssem umfassen die Verkäufe von Saatgut aus Schweizer Produktion bis 30.11.2019. Bei den übrigen Getreidearten inklusive Bio-Saatgut fallen folgende Veränderungen gegenüber den Verkäufen ein Jahr zuvor auf:

Wintergerste: Hier stiegen die Verkäufe insgesamt um 14,2 Prozent an. Von den Sorten KWS Meridian, KWS Cassia und KWS Higgins wurden zwischen 14 und 16 Prozent mehr verkauft. Die Verkäufe der Sorte KWS Orbit stiegen gar um 19 Prozent an.

Triticale: Die Verkäufe stiegen hier um elf Prozent an.

Hartweizen: Erstaunlich ist, dass sich der Verkauf von Hartweizen-Saatgut gegenüber dem Vorjahr sogar verdreifachte.