Wenn alle sich dafür einsetzen, wird es gelingen, die Vielfalt des Lebens für die nächsten Generationen zu bewahren, lautete das Fazit eines geführten Rundgangs im Auenschutz- und Naherholungsgebiet Gill im st.-gallischen Uzwil von Anfang November. Das Kantonsforstamt organisierte einen geführten Rundgang für Behördenmitglieder, Forstfachleute und Medienvertreter, mit Erläuterungen zum geplanten Aufwertungsprojekt in Henau.

Ehemaligen Auenwäldern wird Beachtung geschenkt

Mit den Waldungen entlang der Thur zwischen Uzwil und Oberbüren erfüllt das Gebiet die ökologischen Voraussetzungen zur Förderung selten gewordener bedrohter Arten. Der Wald ist mit dem offenen Grünland vernetzt. Kantonsoberförster August Ammann, Regionalförster Raphael Lüchinger und Amphibien-Spezialist Jonas Barandun informierten zu den gezielten Aufwertungsmassnahmen. Unter anderem werden die Zusammensetzung der Baumarten naturnaher gestaltet und der Lebensraum, etwa für Amphibien, aufgewertet.

Während der Urbarmachung wurden in den ehemaligen Auenwäldern ab den Siebzigerjahren künstlich Fichten eingebracht, auch im Zusammenhang mit den flächigen Aufforstungen nach dem Autobahnbau, was den Wäldern heute einen eher naturfernen Charakter gibt. In den letzten Jahren fand allerdings grossflächig eine Umwandlung in Richtung eines standortgerechten Laubmischwaldes statt.

Nicht standortheimische Baum arten wurden entfernt, Laubhölzer gefördert, die Strukturvielfalt erhöht und Waldränder aufgewertet. Auch Amphibienlebensräume wurden verbessert und vernetzt. Alle diese Massnahmen und Zielsetzungen sollen nun mit einem Projekt koordiniert und mittelfristig gesichert werden, und zwar auf einer Länge von sechs Kilometern und einer Waldfläche von rund 47 Hektaren.

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Eine Massnahme gilt der gezielten Besucherlenkung

Dazu hat die Waldregion 1 St. Gallen in den beiden Forstrevieren Uzwil und Oberbüren ein Projekt ausgearbeitet und eine Kostenschätzung der geplanten Massnahmen vorgenommen. Die Aufwertungsmassnahmen im Wald werden entweder über das NFA-Projekt «Waldbiodiversität» oder aber über Gelder aus dem Amt für Natur, Jagd und Fischerei finanziert. Der Planungshorizont beträgt zehn Jahre.

Für Beat Tinner, Vorsteher des St. Galler Volkswirtschaftsdepartementes, ist der Einsatz für die Biodiversität eine Verbundaufgabe von Bund, Kanton und Gemeinden: «Um den Zustand vieler Lebensräume als Grundlage der Artenvielfalt steht es nicht gut. Gleichzeitig liegen hier auch grosse Chancen, die Artenvielfalt zu erhalten und sogar zu fördern.» Die «Biodiversitätsstrategie St. Gallen 2018-2025» wurde von Vertretern der Gemeinden, des Kantons, der Forst- und der Landwirtschaft erarbeitet. Marco Bruggmann, Projektleiter Orts- und Siedlungsentwicklung der Gemeinde Uzwil, und Projektförster Andreas Hefti thematisierten das Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung. Die Gebiete entlang der Thur sind nicht nur aus ökologischer Sicht wertvoll, sondern auch ein beliebtes Naherholungsgebiet. «Wir wollen den Publikumsverkehr lenken und unter anderem eine zentrale Feuerstelle errichten. Auch sind Informationstafeln vorgesehen, welche den Besuchern ins Bewusstsein rücken, dass sie sich in einem schützenswerten Gebiet befinden», so Bruggmann.