Nun hat auch Aldi Suisse, als letzter Grossverteiler, ein Weidemast-Label. Das Programm nennt sich Aldi Bio Weide Rind (ABWR) und wurde kürzlich den Medien vorgestellt. Es handelt sich dabei nicht einfach um ein weiteres Weidemast-Label. Das ABWR geht in einigen Punkten weiter als die bereits bestehenden Programme.

 

Das sind die Kernpunkte des ABWR-Programms

  • Mast von Milchrassenkälbern: Mit dem ABWR wird für die rund 20'000 männlichen Biokälber von Milchrassen, die jährlich in die konventionelle Mast gehen, ein Absatzkanal geschaffen.
  • 150 Tage abtränken: Frühestens nach 150 Tagen verlassen die Kälber den Geburtsbetrieb. Das eigene Immunsystem ist zu diesem Zeitpunkt stabil. Der Antibiotikaeinsatz kann so auf ein Minimum reduziert werden.
  • Stabiler Preis: Der Preis ist über das ganze Jahr gleich und unabhängig vom Bankviehpreis der QM-Munis. Schwere Tiere fallen nicht aus dem Programm. Ab 320 kg gibt es zwar Abzüge, die werden aber durch das Mehrgewicht kompensiert. Der momentan festgelegte Preis liegt bei 10.70 Fr. pro kg Schlachtgewicht.

Nach etwa zwei Jahren Mastzeit erreichen die Tiere ihre Schlachtreife. Eric Meili vom FiBL hat das Programm massgebend mitentwickelt. Er sagt: «Milchrassen brauchen länger, bis sie Fleisch ansetzen. Man muss Geduld haben und dem Tier diese Zeit geben.» Die Tiere würden dann halt in der Taxation ein T oder ein T- machen, «aber dafür ist die Fleischqualität hervorragend».

Programme ähneln sich

Kraftfutter und Mais sind im Rahmen des GMF-Programms erlaubt. Auch die Alpung ist mit diesem Programm möglich und sogar erwünscht. Abgesehen von der Milch, die die Kälber bis zu einem Alter von 150 Tagen erhalten, sind die Richtlinien für Fütterung und Haltung beim ABWR praktisch identisch mit jenen des Migros Bio Weide-Beef und des Lidl Bio-Weiderind Bonvalle.

Auch Coop hat mit dem Natura-Beef resp. Natura-Veal sein eigenes Weidemast-Label. Seit etwa drei Jahren auf dem Markt ist Swiss Black Angus. Dieses Fleisch gibt es aber nur in ausgewählten Migros-Filialen zu kaufen. Hinter Swiss Black Angus stehen IP-Suisse und der Fleischverarbeitungsbetrieb Lucarna Macana mit Sitz in Hinwil ZH. Die Biotiere von Migros und Lidl werden über die Linus Silvestri AG gehandelt, bei Coop ist es die Bell Food Group AG. Aldi lässt seine Weiderinder bei der Ernst Sutter AG (Suttero) in Gossau SG schlachten und verarbeiten.

Label soll wie die Tiere langsam wachsen

Aldi hat bis jetzt 70 bis 80 Betriebe, die sich am Projekt beteiligen. «Wir brauchen aber deutlich mehr», stellt Einkaufsdirektor Thomas Eberle von Aldi in Aussicht. Im Moment werden pro Woche zehn Tiere geschlachtet. Die Produkte sind seit letzter Woche in 46 ausgewählten Aldi-Suisse-Filialen erhältlich. Hackfleisch und zeitlich begrenzte Aktionsartikel gibt es in allen Aldi-Läden zu kaufen.

Dank einer speziellen Flatskin-Verpackung soll der Plastikverbrauch um 70 Prozent reduziert werden. «Für uns gilt: Kein Food Waste mit diesem hochwertigen Biofleisch», betont Eberle. Man wolle sich von unten vorsichtig an die möglichen Absatzmengen anhand der Konsumentennachfrage herantasten.

Biokälber bleiben im Biokanal

Für Eberle und Meili ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Eberle: «Aldi übernimmt Verantwortung und sorgt dafür, dass auch männliche Milchrassenkälber auf dem Geburtsbetrieb aufwachsen dürfen.» Und Meili ergänzt: «Man muss sich bewusst sein, dass die rote (Fleisch) und die weisse Linie (Milch) zusammengehören. Wir können nicht Biomilch produzieren, ohne dass diese Kühe jedes Jahr ein Kalb gebären. Für die männlichen Kälber, die niemand will, hat Aldi jetzt eine Verwendung.» 

 

Aldi sucht weitere Produzenten

Mehr Informationen zum ABWR-Programm finden Sie hier. Interessierte Betriebe setzen sich mit Eric Meili in Verbindung: Tel. 079 236 47 18; E-Mail: eric.meili@fibl.org

 

Nachfolgend finden Sie eine Aufstellung aller Labels. Unter folgendem Link ist die ganze Aufstellung nebeneinander dargestellt.

 Label

Natura-Beef/-Veal

 Swiss Black Angus

 Bio Weide-Beef

Labelinhaber

Mutterkuh Schweiz

IP-Suisse

Migros

Produktionsstandard

Konventionell, Bio

IP-Suisse

Bio Suisse

Rassen

Fleischrassen

Angus

Remonten aus Milchviehhaltung oder

Absetzer aus der Mutterkuhhaltung

(mind. 50% Mastrasse)

Mastdauer

10 Mte. (Beef), 5 Mte. u. 14 Tage (Veal)

Max. 24 Monate

20 bis 22 Monate

Haltung

Laufstall, täglicher Auslauf auf Laufhof
oder Weide. Während Vegetationsperiode mind. Halbtagsweide.

Mind. 8 Monate Mutterkuhhaltung (Laufstall, permanenter Auslauf auf Laufhof oder Weide, während Vegetationsperiode täglich Weidegang). Anschliessend mind. 5 Monate Ausmast (kein Weideobligatorium).

Laufstall, täglicher Auslauf auf Laufhof
oder Weide. Während Vegetationsperiode
mind. 8 Stunden Weidegang. Alpung
wird angerechnet.

Fütterung

Milch, Weidegras, Raufutter

Milch, Weidegras, Raufutter

Weidegras, Raufutter; Kraftfutter und
Mais gemäss GMF. Alle Futterkomponenten müssen zu 100% aus biologischer
Produktion stammen.

Erlaubte Zusatzfutter

Der Einsatz von wachstumsfördernden Zusatzstoffen, tierischen Eiweissen oder Fetten, Soja und gentechnisch veränderten Futtermitteln ist verboten.

Der Einsatz von wachstumsfördernden Zusatzstoffen, Soja und gentechnisch
veränderten Futtermitteln ist verboten.
Kein Kraftfutter für Mutterkühe und Kälber.

Der Einsatz von wachstumsfördernden Zusatzstoffen, tierischen Eiweissen oder Fetten, Soja und gentechnisch veränderten Futtermitteln ist verboten.

Verkauf

Coop, Direktvermarktung, Metzgereien

Genossenschaften Migros Aare und Tessin

Genossenschaften Migros Ostschweiz,

Neuenburg und Freiburg, Waadt

 

Label

Aldi Bio Weide Rind

Bio Organic Bonvalle

Labelinhaber

Aldi Suisse

Lidl Schweiz und Linus Silvestri AG

Produktionsstandard

Bio Suisse

Bio Suisse

Rassen

Milchrassenkälber

Gebrauchskreuzungen und Mastrassen; Milchrassen sofern T-Taxation

Mastdauer

bis 900 Tage

max. 27 Monate

Haltung

Mind. 150 Tage auf Geburtsbetrieb
abgetränkt. Laufstall, täglicher Auslauf
auf Laufhof oder Weide. Alpung wird
angerechnet.

Laufstall, täglicher Auslauf auf Laufhof
oder Weide. Während Vegetationsperiode mind. 8 Stunden Weidegang.

Fütterung

Milch (bis 150 Tage); Weidegras, Raufutter; Kraftfutter und Mais gemäss GMF. Alle Futterkomponenten müssen zu 100% aus biologischer Produktion stammen.

Weidegras, Raufutter. Alle Futterkomponenten müssen zu 100% aus biologischer Produktion stammen.

Erlaubte Zusatzfutter

Der Einsatz von wachstumsfördernden Zusatzstoffen, tierischen Eiweissen oder Fetten, Soja und gentechnisch veränderten Futtermitteln ist verboten.

Der Einsatz von wachstumsfördernden Zusatzstoffen, tierischen Eiweissen oder Fetten, Soja und gentechnisch veränderten Futtermitteln ist verboten.

Verkauf

In ausgewählten Aldi-Suisse-Filialen

Lidl Schweiz