Um diese Jahreszeit ist die Vermarktung von Natura-Beef eigentlich eine Herausforderung, aber heuer ist die Nachfrage gross. Das bestätigten übereinstimmend Hans Ziswiler von der Vianco und Erhard Unternährer von der Viegut. Beide referierten am Mittwoch an der Online-Tagung von Mutterkuh Schweiz und dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. Der Anlass richtete sich an Neueinsteiger, die Erhard Unternährer aber sogleich vor falschen Hoffnungen warnte.

Keine Öffnung beim Natura-Beef-Kanal in Sicht

Denn die Fakten sind klar: Der Natura-Beef-Kanal ist für neue Produzenten geschlossen, eine baldige Öffnung kann trotz der aktuellen Nachfrage niemand versprechen – «die Produktion von Mastremonten und Natura-Veal sind die einzigen Türen, die für euch offen sind». Unternährer empfahl den Natura-Veal-Kanal. «Steigt im Frühling ein, produziert in die Sommermonate hinein», dann sei mit guten Preisen zu rechnen. Das hat seinen Grund, denn die Fütterung ist während der Weidesaison im Sommer die grössere Herausforderung für die Produzenten als im Winter. Trotzdem: Die Hausaufgaben der Mutterkuhhalter in den nächsten Jahren sei es, saisonale Schwankungen zu glätten, mahnte der Vermarkter.

Natura-Veal sind anspruchsvoll

«Die Chancen für Einsteiger liegen derzeit klar bei Natura-Veal», bestätigte Reto Spörri vom LZ Liebegg und betonte gleichzeitig: «Die Produktion von Natura-Veal-Kälbern ist sehr anspruchsvoll. Eine Umstellung auf Mutterkuhhaltung macht aktuell nur Sinn, wenn sich jemand intensiv und professionell diesem Betriebszweig widmet.» Nur mit Fachwissen ist in diesem Metier Erfolg zu erwarten, und das bekamen die Teilnehmenden an der Online-Tagung in konzentrierter Form. Peter Leuenberger von Mutterkuh Schweiz stellte den Dachverband und seine Dienstleistungen vor. Weitere Themen waren Vermarktung, Fütterung, Kälbergesundheit, Haltung und Stalleinrichtung. Umstellungstipps gab Stefan Probst, Mutterkuhhalter und Vorstandsmitglied von Mutterkuh Schweiz. Auch er stellte klar: «Ein Mutterkuhhalter muss ein Rinderspezialist sein und Freude an der Tierbetreuung haben.» Dafür entspricht diese Produktionsform dem Zeitgeist. «Es ist die natürlichste Form der Rindfleischproduktion. Das Kalb bleibt bei seiner Mutter, ernährt sich von ihrer Milch, von Gras, Heu und Silage.»

Liebegg ist schon lange im Mutterkuh-Geschäft

Das LZ Liebegg als Co-Organisator des Anlasses ist mit der Betriebsnummer 2 im Herdebuch ein Mutterkuh-Pionier. Hans Jörg Haller, Leiter des Schulbetriebs, stellte den Stall vor, der 2008 für 30 Mutterkühe neu gebaut wurde und von Angus-Reinzucht auf F1-Kreuzungen umgestellt hat.