Am28. August hat Emmi die Halbjahreszahlen präsentiert. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr leicht auf 1,66 Mrd Franken (-0,7%). Der Reingewinn betrug 72,9 Mio Franken (-43%). Wir haben CEO Urs Riedener dazu einige Fragen gestellt.

Herr Riedener, Emmi hat im ersten Halbjahr weniger verdient, was ist schiefgelaufen?

Urs Riedener: Es ist ein insgesamt solides Resultat, wenn auch kein Super-Ergebnis. Es kann nicht immer im gleichen Tempo aufwärts gehen. Der Druck vonseiten des Marktes ist sehr hoch. Der Detailhandel erwartet, dass die Preise immer noch weiter sinken. Das spüren wir und dies führt langfristig auch in eine Sackgasse.

Am Milchpreis kann es ja nicht liegen, der ist unverändert tief.

Der Druck lastet auf Emmi, denn der Milchpreis ist immer aus der Gleichung draussen. Wir geben Richtpreisänderungen ja nach vorne und hinten weiter. Milch ist unsere wichtigste Zutat. Dafür bezahlen wir einen überdurchschnittlichen Preis und versuchen, diesen am Markt zu realisieren.

Im Vergleich mit Elsa bezahlen Sie aber immer noch deutlich weniger. Im letzten Milchpreismonitoring waren es rund sieben Rappen. Woran liegt das?

Dieser Vergleich ist schlecht gewählt und unprofessionell.

Warum?

Man muss die bezahlten Preise pro Segment vergleichen und da stehen wir sehr gut da. Wir übernehmen z. B. im Frühjahr und an Feiertagen sehr viel Milch und tragen damit zur Regulierung bei. Wenn man nur Milch auf Bestellung verarbeitet, muss man höhere Preise zahlen. Wenn die Regulierung aber eine Leistung ist, die im Milchmarkt nicht mehr gefragt ist, können auch wir nur bestellte Milch verarbeiten, weniger saisonale Mengen nehmen und unseren Lieferanten einen höheren Preis bezahlen. Aufgrund der schlechten Aussagekraft wurde das von Ihnen erwähnte Monitoring übrigens eingestellt.

«Wir haben Probleme, im Handel die 3 Rp. zu holen.»

Urs Riedener. CEO Emmi

Warum übernehmen Sie diese Regulierfunktion?

Wir denken öfter nicht nur ausschliesslich ans Firmeninteresse. Es geht auch um Brancheninteressen. Für uns ist wichtig, dass nicht plötzlich Milch auf den Höfen stehen bleibt, nur weil gerade niemand bestellt. Dies führt schnell zu grossen Verwerfungen für alle. Im Moment sind Produktion und Absatz gut aufeinander abgestimmt. Dazu gilt es Sorge zu tragen.

Ein wichtiger Regulierer ist auch Hochdorf, was läuft dort schief?

Es ist nicht an mir, über Hochdorf Auskunft zu geben. Es wäre schön, wenn die Firma eine gute Zukunft hätte, auch weil wir mit der Regulierung sonst an Kapazitätsgrenzen kämen.

Im Rahmen der Palastrevolte sind ja ehemalige Emmi-Leute in den VR gewählt worden. Wollen Sie sich dort intensiver einbringen?

Es wurde mit unserem ehemaligen Finanzchef Jörg Riboni ein ehemaliger Emmi-Mitarbeiter in den VR gewählt. Er ist unabhängig. Aber es hat mich natürlich gefreut, dass Emmi-Expertise bei Hochdorf gefragt ist.

Erwägen Sie auch eine Übernahme von Hochdorf, um Ruhe zu schaffen?

Nein, das ist für uns keine Option, sonst würden am Schluss die ganze Regulierung und auch grosse Abzüge für die Finanzierung der Lücke aus dem Schoggigesetz an uns hängen, das wollen wir nicht.

Sie sind kein grosser Freund von firmenübergreifenden Labels, was halten Sie von Swissmilk Green?

Wir sind bei Emmi schon lange der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit ein wichtiges Kaufargument für den Konsumenten ist. Die Schweiz und ihre Milchbranche können aus dieser Sicht viel Positives vermitteln und sich von den Importen abheben. Deshalb stehen wir voll dahinter und haben den Grünen Teppich von Anfang an unterstützt.

Ab wann bezahlen Sie die drei Rappen Zuschlag für den Grünen Teppich?

Wir bezahlen die drei Rappen ab diesem September. Das ganze Projekt ist aber noch nicht fertig umgesetzt. Wir verhandeln noch mit unseren Kunden. Ob der Grüne Teppich zum Fliegen kommt, hängt davon ab, ob alle bereit sind, die drei Rappen zu bezahlen.

Wie meinen Sie das?

Wir haben vor allem auf der letzten Stufe, also beim Detailhandel, noch Probleme, die drei Rappen zu holen.

Welchen Detailhändler meinen Sie?

Verhandlungen kommentieren wir nicht.Interview akr