Es war ein strahlender und heisser Junitag, gegen Mittag erreichten die Temperaturen bereits über dreissig Grad. Dennoch liessen es sich die etwa 60 Teilnehmer nicht nehmen, an der Flurbegehung am vergangenen Dienstag auf dem Stiegenhof einige Stunden lang für einmal als Zuschauer und Zuhörer auf dem Acker zu verbringen, um aktuelle Informationen und Inspirationen für den eigenen Betrieb mit nach Hause zu nehmen.
Die Flurbegehung widmete sich unter anderem den Körnerleguminosen. Diese gewinnen im Biolandbau zunehmend an Bedeutung, vor allem auch, wenn das Futter für Wiederkäuer ab 2020 mindestens zu 90 Prozent und ab 2022 vollständig aus Schweizer Knospe-Produktion stammen muss. Die proteinreichen Leguminosen stellen daher eine interessante Alternative in der Biofuttermittel-Produktion dar. Eine Reihe Versuche mit Körnerleguminosen wurden vor Ort vorgestellt:
1. Sommereiweisserbsen
Davon sei wenig Saatgut vorhanden, stellte Agata Leska von der «Getreidezüchtung Peter Kunz» (GZPK) fest. Auf dem Stiegenhof läuft derzeit ein Versuch mit den vier Sorten Batuta, Mythic, Astronaute und Safran. Leska erwähnt dabei im besonderen Safran als vielversprechende Sorte, welche seit 2015 zugelassen ist. Die Nachfolgerin von Respect ist schnell bodendeckend und hat eine gute Standfestigkeit. Zudem ist Safran eine frühe Sorte, die blüht, bevor die erste Sommerhitze aufkommt, welche den Blüten schaden könnte. Ebenfalls erfolgversprechend sei Batuta, die als sehr wüchsig gilt und gute Erträge gibt, jedoch später blüht. Als Mischungspartner wurde die Sommergerste Eunova gewählt. Diese bilde eine gute Balance und könne die Erbsen stützen. Düngen ist nicht notwendig.
2. Blaue Lupinen
Im Anbauversuch sind die Sorten Mirabor, Boregine, Rumba und Bolero zu finden, je mit Leindotter als Mischkultur, der für einen guten Bodenschluss sorgt. Besonders zu erwähnen ist Mirabor, eine neue Sorte, die eine Nachfolgerin von Boregine ist und gute Erträge liefert. Die Saat erfolgte mit der Krummenacher-Sämaschine, worauf am nächsten Tag die feinen Samen des Leindotters (3,5 kg/ha) darüber gesät wurden. «Wichtig ist es, anschliessend zu walzen», betonte Leska. Auch solle das Saatgut immer geimpft werden und die Lupine vertrage nur Böden mit einem sehr geringen Kalkgehalt. Die Lage des Stiegenhof von 620 ü.m. . ist laut Leska für Lupinen an der oberen Grenze. Für diese gelte, je tiefer, desto besser. Zudem gilt es, frühzeitig abzuklären, wo die Ernte aufgetrennt und getrocknet werden kann, z.B. bei welcher Sammelstelle.
3. Weisse Lupinen
Wie Matthias Klaiss vom FiBL erklärte, blüht auch die Weisse Lupine blau, dennoch handle es sich um eine andere Art als die Schmalblättrige (Blaue) Lupine. Auch die Weisse Lupine sollte geimpft werden. Sie kommt ganz ohne Stützfrucht aus und wird so früh wie möglich angesät, was mehr Ertrag bringt. Allerdings bereiten ihr exponierte, windige Lagen bei tiefen Temperaturen Probleme. Wichtig sei zudem, auf einen nicht zu feuchten Boden zu säen. Nachdem vor 10 bis
15 Jahren die Anthraknose für Totalausfälle sorgte, sucht man heute nach neuen, resistenten Sorten. «Ein Silberstreifen am Horizont ist derzeit Frieda, eine Sorte, die in Deutschland angebaut wird», sagte Klaiss. Die Weisse Lupine hat im Vergleich zur Blauen einen geringen Alkaloidgehalt und eignet sich auch zur Lebensmittelherstellung. Klaiss machte auch auf ihre Eignung als Vorfrucht aufmerksam, welche Phosphor verfügbar macht. Vom Proteingehalt her bewege sie sich im Mittelfeld. Bei der Weissen Lupine sei Blindstriegeln sowie ein Hackdurchgang zu empfehlen, auf Dünger sollte verzichtet werden.
4. Ackerbohnen
Angesät wurden die Ackerbohnen bereits Ende Februar. Im April und im Mai wurde die Saat je einmal gestriegelt. Da der Futtergetreidemarkt gesättigt ist, seien Ackerbohnen auch eine interessante Alternative, sagte Franziska Gamp von Fenaco. Auf dem Stiegenhof angebaut werden Tiffany, Fanfare, Bioro, Fuego – alles Sommerackerbohnen. Dabei ist die neue Sorte Tiffany hervorzuheben, die einen niedrigen Gehalt an Vicin/Convicin vorweisen kann und sich daher auch zur Fütterung von Schweinen und Legehennen eignet, welche diese Inhaltsstoffe in höheren Konzentrationen nicht vertragen.
5. Futtersoja
Laut Matthias Klaiss ist Soja eine «recht populäre Kultur», die auch als Speisetofu gefragt ist. Interessant sei etwa der Preis dafür von derzeit 220 Franken, während Futtersoja mit 140 Franken vergleichsweise unattraktiv wirkt. «Allerdings ist der Markt momentan völlig offen», meinte Klaiss. Er sprach auch die hohen Ansprüche bei Anbau und Verarbeitung von Speisesoja an, beispielsweise werde kein Unkraut geduldet. Bei Futtersoja sei man dagegen weniger streng, was es anbautechnisch einfacher mache und sich positiv auf die Marge auswirke. Auf dem Stiegenhof werden die Sojasorten Galice (00-000), Obélix (000) und Gallec (000) angebaut. Vor allem Obélix gilt als protein- und ertragreich. Verglichen mit Lupinen muss bei Soja länger mit dem Ansäen gewartet werden. Der Boden sollte mindestens 10 Grad warm sein, dann aber wachsen die Pflanzen schnell dicht. Unkraut kann mit der Fingerhacke in der Reihe entfernt werden. Klaiss wies auch darauf hin, dass der Vorfruchtwert von Soja gering sei. «Der Stickstoff geht vollständig ins Korn». Ein positiver Effekt sei dagegen, dass Soja nicht zur Leguminosenmüdigkeit beitrage.
Besonders bei jenen Kulturen, die nicht überall angebaut werden, lohnt es sich, sich frühzeitig nach einer Sammelstelle umzuschauen.