Alfred Vogt steigt vom Traktor und prüft das Ergebnis seiner Arbeit: «Ideale Bedingungen», sagt er und zeigt auf die Unkräuter, die der Striegel zwischen den Weizenreihen sauber aus dem Boden gerissen hat.

Die Ackerbausaison 2023 lässt sich gut und sehr früh an. Mit Pflug, Striegel, Grubber und Hackgerät wird der Landwirt aus Scherz noch einige Male über seine Felder fahren, nicht aber mit der Spritze. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel kommen höchstens noch bei den Kartoffeln wegen Krautfäule zum Einsatz.

Ackerbau voll auf IP ausgerichtet

Alfred Vogt setzt auf seinem 35-Hektaren-Betrieb in Scherz voll auf den Anbau nach den Richtlinien von IP-Suisse (IPS). Er produziert 11 ha Brotweizen, 5 ha Raps, 2 ha Sonnenblumen, 1,5 ha Silomais – alles ohne Fungizide, Insektizide, Herbizide und ohne Wachstumsregulatoren. Dazu kommen 1,2 ha IPS-Kartoffeln und 2 ha Kartoffeln für den Industriekanal, aber ebenfalls herbizidfrei und ab diesem Jahr Extenso. Weitere Betriebszweige sind Rinderaufzucht mit 40 Plätzen, rund 180 Freilandschweine pro Jahr sowie 120 Legehennen. Alle Eier und die Hälfte des Schweinefleischs vermarkten Vogt und seine Frau direkt.

Gut beobachten ist wichtig

Abo Integrierte Produktion Der Aargau ist ein Hotspot der IP-Käfer-Vermehrung Wednesday, 22. March 2023 «Mein Ansporn für IP-Suisse sind die Ideologie und die Prämien», stellt er klar. Ihm gefällt, dass Prämien durch bessere Marktpreise gelöst werden und nicht nur über Direktzahlungen. Zudem kann er auswählen, was zu seinem Betrieb passt. «Und schlimmstenfalls kann ich in schlechten Jahren eine Kultur abmelden und mit Pflanzenschutzmitteln behandeln, um einen Totalausfall zu vermeiden.» Das bedinge allerdings gute Beobachtung – und auch die Geduld zum Abwarten. «Manchmal sieht ein Feld übel aus, aber dann ist die Ernte doch noch ordentlich.»

Alfred Vogt ist seit 23 Jahren Geschäftsführer der Aargauer IP-Bauern. Er erinnert sich an die verbreitete Einschätzung in den Anfangsjahren: IP-Produzenten seien die Faulen, die ihre Kulturen nicht pflegen würden. Vogt beteiligte sich früh an den Programmen, wenn auch vorsichtig. Er stieg mit Kartoffeln ein, «Extenso-Weizen funktioniert hier nicht», fand er damals wie viele Berufskollegen. Heute ist der IP-Anbau in der Region Birrfeld sehr verbreitet und tierische IP-Programme wie die Wiesenmilch haben eine hohe Beteiligung.

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«Es passt nicht in alle Regionen, aber hier haben wir lockere Böden, flaches Land und können früh säen. Verarbeiter wie Molkerei und Mühlen sind nahe.» Integriert zu produzieren, sei heute einfacher als vor 30 Jahren, dank besseren Sorten und Maschinen zur Bodenbearbeitung. Die immer häufigere Sommertrockenheit ist ein weiteres Argument für IP: «Da reifen auch intensiv geführte Kulturen schneller ab und werden oft fast gleichzeitig wie extensive geerntet.»

Raps-Prämie müsste höher sein

Alfred Vogt rechnet, dass er im konventionellen Anbau mindestens 20 Kilo Mehrertrag beim Raps und 25 Kilo beim Brotweizen ernten müsste, um dieselben Erlöse zu erzielen wie im herbizidfreien Extenso-Anbau. Für Raps müsste die Prämie allerdings höher sein, findet er, «der Extenso-Anbau ist riskant und ein Totalausfall möglich». Andere Kulturen wie Brotweizen hingegen seien im Vergleich zu konventionellem Weizen absolut wirtschaftlich, da könne auch einmal ein schlechteres Jahr kompensiert werden.

Die Nachteile von IP-Suisse redet Alfred Vogt nicht schön. Wenn ein Abnehmer abspringt oder es Verschärfungen gibt, wie heuer beim Biodiversitäts-Punktesystem, können die Produzenten nur spuren oder aufhören. Aber eine marktorientierte Organisation wie IP-Suisse müsse sich bewegen und könne auch die Preise gegenüber konventionellen Produkten nicht beliebig erhöhen, gibt Vogt zu bedenken: «An der Verkaufsfront gibt es eine Schmerzgrenze. Ist ein Produkt zu teuer, wird es nicht gekauft.»