Die Blacke ist in bäuerlichen Kreisen eine Pflanze mit schlechtem Ruf. Wer das Unkraut im Garten oder in seinen Parzellen hat, sagt ihm in der Regel mit Blackeneisen oder mittels chemischer Behandlung den Kampf an. Dabei wehrt sie sich standhaft: Ihrer bis zu zwei Meter in die Tiefe wachsenden Pfahlwurzel, mit Speicherkapazität und Erneuerungsknospen am Wurzelhals, verdankt sie ihren stetigen Wiederaustrieb nach Schnitt oder Weide. Dank der immensen Anzahl und der Robustheit der Samen – sie haben eine Keimfähigkeit bis zu
50 Jahre – hat sie ein riesiges Vermehrungspotenzial.
Hilft Mensch und Vieh
Doch die Blacke war nicht immer verhasst. Recherchiert man im Internet, stösst man auf Texte, welche die Blacke als Heilpflanze gegen alle möglichen Beschwerden bei Mensch und Vieh beschreiben. Verwendet werden je nach Anwendung die Wurzel, die Samen oder die Blätter in Salben oder als Tee.
Wenn es juckt und brennt
Blackensalbe hilft bei Sonnenbrand, Insektenstichen, Entzündungen aller Art, Krampfadern- und Kopfschmerzen, Wasseransammlungen und sogar bei Vierteln bei Kühen sowie Euterödemen.
Salbe
- 150 g Bienenwachsperlen
- 8 dl *Blacken-Ölauszug
- 3–4 Tropfen ätherisches Rosenöl
- kleine Gläser mit Deckel
- Die Bienenwachsperlen im Wasserbad (nicht in Metallgefäss) schmelzen.
- Den Ölauszug in den geschmolzenen Bienenwachs geben und nochmals schmelzen. Etwas auskühlen lassen.
- Rosenöl dazugeben.
- In Gläser abfüllen und auskühlen lassen. Erst wenn die Salbe kalt ist, mit Deckel schliessen.
Hinweis: Die Salbe ist mindestens ein Jahr haltbar.
*Blacken-Ölauszug
- Blackenblätter und -blüten sammeln, mit den Händen zerzupfen oder mit Keramikmesser verkleinern. Keine Metalmesser verwenden.
- Blacken in ein 2-Liter-Einmachglas mit Gummidichtring und Bügelverschluss bis zwei Fingerbreit unter den Rand einfüllen.
- Mit Rapsöl auffüllen, bis die Blacken überdeckt sind, zirka zwei Stunden stehen lassen und nochmals mit Rapsöl bis 0,5 cm unter den Glasrand nachfüllen. Es sollte keine Luft mehr im Glas haben.
- Das Einmachglas acht Wochen an die Sonne stellen und ziehen lassen.
- Den Ölauszug durch ein Sieb mit Stoffwindel giessen.
Rezept von Regula Löffel: michrueterchuchi.jimdofree.com
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Blackensalbe hilft gegen schmerzende Gelenke und Vieles mehr. (Bild et)
Zeit für einen Blacken-Tee
Einen Tee aus frischen Blackenblättern kann man trinken oder äusserlich als Umschlag verwenden. Auf der Haut soll er gegen Hautkrankheiten wie Ekzeme oder Akne helfen, während er innerlich eine blutreinigende Wirkung haben soll und gegen Entzündungen im Mund- und Rachenbereich wirke.
Blackensamen dienen weniger zum Essen, sondern werden als pflanzliches Arzneimittel gegen Durchfall empfohlen. Einem Tee aus (reifen) Blackensamen sagt man eine stopfende Wirkung nach.
Mit einem Teelöffel Samen in einer kleinen Tasse entsteht ein überraschend milder, sogar leicht süsslicher Tee.
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Reife Blackensamen, schmecken leicht süsslich als Tee und sehen hübsch aus. (Bild jsc)
Die Blacke gehört zu den Ampferarten. Deren Blätter sind reich an Vitamin C. Man kann sie essen, sie schmecken gar nicht mal schlecht. 1943 dokumentierte der Fotograf und Bauernforscher Ernst Brunner (1901–1979) in der Reportage «Blachten kochen im Rheinwald» das Kochen der Blackenblätter zu sogenanntem Mass.
Blacken-Mass ist fast wie Sauerkraut
Vor allem im Berggebiet sammelte man die Blätter bündelweise zur Mass-Herstellung. Zuerst knickte man die Blackenbündel, bevor man sie in grossen Kesseln über dem Feuer im Freien kochte. Anschliessend wurden sie abgetropft und zusammen mit Salz in luftdichte Behälter, das Mass-Hüsli, gestopft, wo sie eine Milchsäuregärung durchliefen. Auf Brunners Abbilungen ähnelt der mannshohe, holzige Behälter einer Kompst-Vorrichtung oder einem kleinen Silo. Für Rindvieh und Schweine stellte man auch Mass her. Dafür wurden die Blackenblätter jedoch roh eingefüllt.
Bietet Schutz für Nützlinge
Im Zusammenhang mit Naturschutz sind Blacken nicht per se negativ. Sie ziehen, wie die anderen Ampferarten auch, viele Insekten an, welche wiederum Futter für Insektenfresser sind.
Oftmals sind Blackeninseln das einzige Strukturelement in einer eher ausgeräumten Kulturlandschaft. Sie bieten dadurch eine Rückzugsmöglichkeit für bodenbrütende Vögel, Mäuse, Marder, Hasen und Rehe.
Es lohnt sich also offenbar, gezielt ein paar Blacken auf dem Betrieb oder im Garten stehen zu lassen. Und diese dann durch
die Verwendung in der Küche und als Heilmittel in Schach zu halten.