Diese Woche schwärmten die Mähdrescher in der Region Zentralschweiz und Aargau aus und ernteten im Talgebiet den grössten Teil des Weizens. Eine frühe Ernte mit anständigem Ertrag und guter Qualität, teilweise recht trocken, berichtet die Mehrheit der Produzenten.

Zufrieden mit dem Ergebnis

Unter der Ernte ist ein zunehmender Anteil an Brotgetreide aus herbizidfreiem Anbau. Auch Alfred Vogt aus Scherz hat den Versuch gewagt. Er ist zufrieden mit dem Ergebnis – im Bewusstsein, dass er ein gutes Jahr für den Einstieg erwischt hat.

Während der Mähdrescher von Lohnunternehmer Urs Anderegg Anfang Woche auf dem Weizenfeld in Scherz seine Runden dreht, kommentiert Alfred Vogt: «Die Bedingungen diesen Frühling waren ideal. Man sieht praktisch keinen Unterschied zum gespritzten Weizen, es hat lediglich einige Klebern und Winden.» Damit dürfe man nicht jedes Jahr rechnen, relativiert er, aber grundsätzlich sei der Getreideanbau ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz an diesem Standort machbar.

Felder einmal gestriegelt

Alfred Vogt hat seinen Weizen – topklassigen Runal – nach Kartoffeln relativ spät gesät. «So kamen die im Herbst keimenden Unkräuter weniger zum Zug und der Weizen ging nicht allzu stark entwickelt in den Winter.» Im Frühjahr hat er einen Durchgang mit dem 9-Meter-Striegel der Maschinengenossenschaft gemacht. Bei schwierigen Unkräutern wie Disteln und Blacken wäre Handarbeit angesagt, fügt der Landwirt an.

Nicht nur herbizidfreien Brotweizen

Alfred Vogt hat sich den Einstieg in den herbzidfreien Anbau gut überlegt. Von seinen 7,5 Hektaren IP-Suisse-Brotweizen hat er 4,5 Hektaren herbizidfrei angebaut und Parzellen mit stärkerem Unkrautdruck gespritzt.

Wenn er nächstes Jahr an IP-Suisse liefert (Kasten unten), muss er den gesamten Brotweizen herbizidfrei produzieren. Auf problematischen Parzellen wird er darum auf Futterweizen ausweichen, den er behandeln darf und für seine Freilandschweine verwendet. Man müsse über die gesamte Fruchtfolge gesehen Ordnung halten können, sagt der Landwirt, darum baut er nicht alle Kulturen ohne Pflanzenschutzmittel an. 

Getreide ist trocken

Die Parzelle in Scherz ist mittlerweile gemäht. Urs Anderegg muss Gas geben, trotz stabiler Schönwetterlage und guten Erntebedingungen: «Die Produzenten fürchten, dass der Weizen zu trocken wird.» Der Lohnunternehmer verabschiedet sich in Richtung nächstes Feld und Alfred Vogt fährt seinen Weizen in die Scherzer Mühle.

Die Zahlen sind erfreulich: 82,1 Kilo Hektolitergewicht, 13,3 Prozent Feuchtigkeit, 69 Kilo pro Are Ertrag. Fallzahl 360, meldet Müller Hanspeter Meyer, die Qualität sei in diesem Jahr überhaupt kein Problem. Er ist froh über das trocken angelieferte Getreide, das erleichtert die Abläufe in der Mühle, zumal Raps und Weizen heuer wieder einmal gleichzeitig reif waren. Das Handling der Sorten- und Labelvielfalt fordere eine kleinere Mühle schon ohne Trocknung genug heraus, erklärt Meyer.

 

Der Markt sucht die herbizidfreie Produktion

Alfred Vogt ist als Geschäftsführer der Aargauer IP-Bauern seit Langem ein überzeugter Extenso-Produzent. «Früher dachte ich, ohne Spritzen gäbe es nur Hühnerweizen. Aber vor allem dank neuen Sorten hat sich das geändert», schaut der Landwirt auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zurück, in denen Extenso nicht nur konkurrenzfähig geworden ist, sondern für viele die erste Wahl.

Ein neuer Markttrend

Und nun gibt es einen neuen Trend: Brotgetreide aus
herbizidfreiem Anbau. Alfred Vogt weiss, dass sich etliche Ackerbauern darüber ärgern. Er hält dagegen: «Hier bekommt der Produzent einen Mehrpreis vom Abnehmer für Aufwand und Ertragsminderung.» Finanziell gehe es auf.

IP-Suisse entschädigt das Getreide aus herbizidfreiem Anbau mit einer Prämie von rund zehn Franken pro 100 Kilo. Dazu kommt der Ressourceneffizienzbeitrag vom Bund für die Herbizidreduktion auf offener Ackerfläche von 250 Franken pro Hektare. Einige Aargauer Bauern können bereits für das IP-Suisse-Projekt liefern, Alfred Vogt steht noch auf der Warteliste. Er rechnet damit, dass er ab der nächsten Ernte zum Zug kommt.

Zunehmend gefragt

Denn nach dem Bäckereiunternehmer «Fredy’s» will auch die Migros-Bäckerei bis ins Jahr 2023 schrittweise umstellen auf Brotgetreide ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Der herbizidfreie Anbau sei auch ein Signal an die Bevölkerung, gibt Alfred Vogt zu bedenken, das nehme den Pestizidgegnern im Hinblick auf die anstehenden Abstimmungen etwas Wind aus den Segeln.