Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat einen neuen Wirkstoff zugelassen. «Endlich!», sagt Andi Distel, Leiter des kantonalen Pflanzenschutzdienstes Aargau, am online durchgeführten Pflanzenschutznachmittag vergangene Woche erleichtert. Denn seit zehn Jahren hat es keine neuen Zulassungen mehr gegeben, aber umso mehr Pflanzenschutzmittelrückzüge. Es handelt sich um ein Herbizid für Getreide mit dem Wirkstoff Halauxifen-methyl, auch Arylex genannt. Gemäss Distel wirkt es sehr effizient gegen Kletten-Labkraut und ALS-beständige Unkräuter.
Ausserdem gibt es neue Wirkstoffkombinationen, die die Wirkstoffverluste abpuffern sollen. Ein Mittel, dass aus bereits bekannten Wirkstoffen neu gemischt wurde, ist Terpal, ein Wachstumsregulator für Getreide.
Gleich zwei Mittel verfügbar
Mit den Produkten Cerelex (Stähler) und Pixxaro EC (Omya) sind gleich zwei Mittel mit dem neuen Wirkstoff Arylex auf dem Markt. Beide Herbizide wirken systemisch und werden für die Behandlung von Unkräutern im Nachauflauf appliziert. Der Einsatz ist in allen Getreidearten (ausser Hafer) bei relativ tiefen Temperaturen erlaubt. Sie besitzen eine gute Mischbarkeit mit Gräsermitteln.
Im Vergleich zu Mondera – einem gängigen Nachauflaufherbizid – zeigen beide Produkte folgende Vorteile auf.
Pixxaro EC: Verbesserte Wirkung vor allem bei Klebern, Hohlzahn, Vogel-, Floh- und Windenknöterich, Mohn sowie Blacken. Wirkungslücken zeigen sich beim Ackersenf, Ackerstiefmütterchen und beim Efeublättrigen Ehrenpreis sowie bei den Gräsern. Die Lücken werden durch eine Mischung mit Sprinter oder Biplay geschlossen.
Cerelex: Verbesserte Wirkung vor allem bei Klebern, Hohlzahn, Mohn, Knötericharten sowie Blacken. Wirkungslücken beim Ackerstiefmütterchen und bei den Ehrenpreisarten. Keine Wirkung auf Gräser. Lücken werden durch eine Mischung mit Derux oder Talis geschlossen.
Der neue Wachstumsregulator
Eine weitere Neuerung auf dem Markt ist der Wachstumsregulator Terpal. Im Gegensatz zu reinen Ethephonprodukten ist das Mittel mit der Wirkstoffkombination Ethephon und Mepiquat-Chlorid bei hohen Temperaturen kurz vor dem Ährenschieben verträglicher. Zudem überzeugt es mit:
- einem schnellen Abbremsen des Wachstums
- einer sehr starken Wirkung gegen das Ährenabknicken bei Wintergerste.
- mehr Unabhängigkeit vom Wetter.
Das Mittel wird in Gerste, Triticale und Rogen (Wintergetreide DC 31–49, Sommergetreide DC 31–39) angewendet und lässt sich mit Fungiziden mischen. Zusätzlich wurden 22 Mittel mit neuen Namen und bereits bekannten Wirkstoffen sowie drei neue Biostimulanzien hinzugefügt.
Notfallzulassungen für den Feldbau 2022
Für 2022 hat das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) wieder Notfallzulassungen erteilt.
Behandlung von Blattläusen
Zur Bekämpfung von Blattläusen in Zuckerrüben wurden den Acetamiprid-haltigen Produkten Gazelle (Stähler), Oryx Pro (Syngenta), Pistol (Omya) und Barritus Rex (Renovita) mit max. einer Behandlung eine Notfallzulassung erteilt. Eine Sonderbewilligung ist zu beantragen.
Die Produkte Movento SC (100 g/l Spirotetramat) und Teppeki(500 g/kg) mit max. 1 Behandlung sind im ÖLN ohne Sonderbewilligung frei einsetzbar.
Drahtwurmbehandlung
Seit 2021 ist das Produkt Ephosin mit dem Wirkstoff Chlorpyrifos verboten. Das BLW hat zur Bekämpfung von Drahtwürmern (DW) das Granulat Attracap bis zum 31. Juli 2022 verlängert. Das Produkt hat allerdings nur eine Teilwirkung von bis zu 50 %. Präventive Massnahmen sind daher weiter durchzuführen. Dazu zählen:
- Stoppelbearbeitung im Spätsommer,
- Aufkalken,
- Keine Kartoffeln nach Wiesenumbruch in den ersten zwei bis drei Jahren,
- Anbau von frühen Kartoffelsorten/rechtzeitiges Ernten,
- Böden mit Drahtwürmern vermeiden.
Eine Liste zu Neuerungen und Änderungen finden Sie hier.
