In den vergangenen Wochen bereitete der Regen grosse Schwierigkeiten bei der Kartoffelernte. Wie wir berichteten, konnten 20 bis 30 Hektaren Veredelungskartoffeln im westlichen Mittelland Mitte November noch nicht geerntet werden. Die Kartoffeln drohten bei den nassen Bedingungen zu verfaulen. 

Laut Christoph Kohli, Leiter Veredelungs- und Pflanzkartoffeln bei der Fenaco, konnte die Kartoffelernte Mitte letzte Woche doch noch beendet werden. «Nur vereinzelt gab es Partien, die wegen ungenügender Backfarbe oder Fäulnis in die Frischverfütterung gingen.» Im Grossen und Ganzen sei die Ernte trotz der intensiven Niederschläge aber von guter Qualität. Für Ruedi Fischer, Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten, ist 2019 kein Überfliegerjahr: «Beim Veredelungsrohstoff dürfte es etwas an Menge fehlen. Jedoch können wir im Vergleich zum Vorjahr mit einer besseren Lagerhaltbarkeit der Knollen rechnen.» 

Swisspatat unterstützt Chlorpropham-Verbot

Mehr Sorge bereitet der Branche der jüngste SRF-Rundschau-Beitrag von vergangener Woche über den Keimhemmer Chlorpropham (CIPC). Bei der Delegiertenversammlung der Branchenorganisation letzten Freitag äusserte sich Swisspatat-Präsident Urs Reinhard wie folgt dazu: «Ich habe den Eindruck, man unterstellt uns Bösartigkeit, Untätigkeit, Unwissenheit und Dummheit», schreibt das Fachportal für die Lebensmittelwirtschaft «foodaktuell.ch». Dabei wollten die Produzenten das gleiche wie die Konsumenten: qualitativ hochwertige, einwandfreie und gesunde Lebensmittel. 

Swisspatat unterstütze das CIPC-Verbot, «wir sind aber darauf angewiesen, funktionierende Alternativprodukte zur Verfügung zu haben», so Christine Heller, Geschäftsführerin von Swisspatat, im Interview mit dem SRF. 

Alternative liegt in der Warteschleife

Eine potenzielle Alternative zu Chlorpropham gibt es bereits auf dem EU-Markt. 1,4-Sight wird seit letztem Jahr als Keimhemmer in der EU eingesetzt. Hierzulande läuft bereits die Evaluation für dieses Produkt. Über die Dauer der Auswertung und den Zeitpunkt eines Entscheides konnte das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) Anfang Oktober noch keine Auskunft geben (wir berichteten). «Wir warten nun auf den Entscheid der Zulassungsbehörde», so Ruedi Fischer.

Doch Swisspatat dreht keine Däumchen: Bei der Prüfung neuer Sorten achte man speziell auf die Eignung für die Kaltlagerung bei 4 oder 6°C, wodurch die Kartoffeln weniger rasch auskeimen, so Christine Heller auf Nachfrage der BauernZeitung. Zudem prüfe Swisspatat neue, alternative Möglichkeiten zur Keimhemmung, z. B. die Verwendung von Pflanzenölen (z. B. Minzöl) oder des in der Natur vorkommenden Gases Ethylen.

Im kommenden Jahr plant die Branchenorganisation, Anlässe zum Thema Keimhemmung durchzuführen. 

Chlorpropham wird voraussichtlich Ende 2020 verboten

Chlorpropham wird in Lagerhallen zur Keimhemmung der Kartoffeln angewendet. In der EU ist es seit Juli dieses Jahres nicht mehr zugelassen, weil die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) «für die Verbraucher mit der Nahrungsaufnahme verbundene akute und chronische Risiken festgestellt» habe. In der Schweiz ist CIPC noch zugelassen. Werden keine Reevaluationsgesuche eingereicht, könne laut BLW mit einem Rückzug Ende 2020 gerechnet werden. 

Chlorpropham wird hauptsächlich bei jenen Veredelungskartoffeln eingesetzt, die von März bis Ende Kampagne im Mai/Juni verarbeitet werden und sich nicht für die Kaltlagerung eignen. Zu einem möglichen Importzuwachs bei einem CIPC-Verbot möchte sich die Branche bislang nicht äussern. Es wäre zu früh sich darüber Gedanken zu machen, so Ruedi Fischer.