Dass die grosse Mostobsternte 2020 für die Produzenten von Mostobst und Mostbirnen teuer wird, wusst man schon länger. Dass es aber so teuer wird, hätte niemand erwartet. «Um die Übermenge der diesjährigen Ernte und die vollen Lagerbestände bestmöglich abzubauen, hat das Produktzentrum Mostobst einen vergleichsweise ­hohen Rückbehalt zwecks Exportförderung beschlossen. Dieser beträgt für konventionelle und Suisse-Garantie-Mostäpfel 13 Franken und für Mostbirnen 11 Franken pro 100 Kilo», heisst es in der Medienmitteilung des Schweizer Obstverbandes (SOV) zum Schluss der Mostobsternte.

Wenig Geld

Die Mostobst-Richtpreise franko Mosterei bleiben an und für sich unverändert. Die Preise sind gültig für franko Verarbeiter.

  • Gewöhnliche Mostäpfel: Für gewöhnliche Mostäpfel nach den Richtlinien von Suisse Garantie lautet der Richtpreis 26 Franken. Abzüglich dem Rückbehalt von 13 Franken und den Abzügen für Werbung und SOV-Beitrag von einem Franken bleibt dem Bauern 12 Franken je 100 Kilo.
  • Spezial-Mostäpfel: Für Most­äpfel «Spezial» nach den Richtlinien von Suisse Garantie lautet der Richtpreis 33 Franken. Abzüglich dem Rückbehalt von 13 Franken und den Abzügen für Werbung und SOV-Beitrag von einem Franken bleibt dem Bauern 19 Franken je 100 Kilo.
  • Mostbirnen: Für Mostbirnen nach den Richtlinien von Suisse Garantie lautet der Richtpreis 23 Franken. Abzüglich dem Rückbehalt von 11 Franken und den Abzügen für Werbung und SOV-Beitrag von einem Franken bleibt dem Bauern 11 Franken je 100 Kilo.
  • Bio-Mostobst: Für Bio-Mostäpfel gibt es nach den Richtlinien der Knospe einen Richtpreis von 33 Franken (gewöhnliche) und 39 Franken (spezial). Für Bio-Mostbirnen gibt es 28 Franken. Bei Bio-Mostobst gibt es nur den Abzug für Werbung und SOV-Beitrag von einem Franken je 100 Kilo.

Die Lager sind voll

Die Konzentratlager der Schweizer Mostobstbranche seien derzeit gefüllt und könnten den Marktbedarf von über zwei Jahren abdecken, heisst es in der Medienmitteilung des SOV dazu. Die Gründe seien vielfältig. «Einerseits übersteigen die diesjährigen Erntemengen den Bedarf und nach wie vor sind die Nachwirkungen der Rekordernte 2018 zu spüren. Andererseits ist der Absatz von Apfelsaft bei den gewerblichen Mostereien seit Jahren rückläufig», heisst es. Erschwerend komme der Corona-bedingte Ausfall von Gastronomie und Events als Absatzkanäle in diesem Frühjahr hinzu. «Die erneuten Verschärfungen der Massnahmen im Oktober haben wiederum für einen deutlichen Absatzrückgang gesorgt», beklagt der SOV.

Weniger Apfelsaft getrunken

«Bei der Diskussion um den Rückbehalt geht vielfach vergessen, dass einer der Gründe für die vollen Lager im Absatzrückgang zu verorten ist. Hier müssen wir ansetzen», schreibt der SOV-Direktor Jimmy Mariéthoz dazu in einem Statement.

Erich Frei erklärt, wie er das Mostobst selber verwertet.