"Fakt ist, dass wir uns auf ganz andere Voraussetzungen von Seiten der Natur einstellen müssen", schlussfolgerte Marc Wermelinger, Geschäftsführer von Swisscofel, an deren Generalversammlung am Dienstag, in Bezug auf die extremen Wetterereignisse in den letzten Jahren.

"Politik rettet die Welt nicht"

"Die Verantwortung liegt in erster Linie bei uns", verkündete Marc Wermelinger. Es sei die gesamte Wertschöpfungskette der Land- und Lebensmittelwirtschaft, die die anstehenden Probleme lösen müsse. Politiker, Staaten und Demonstranten würden die Welt nicht retten können. "Vorschriften und Verordnungen lösen das Problem auch nicht", findet der Geschäftsführer des Verbandes des Schweizerischen Früchte- , Gemüse- und Kartoffelhandels. "Wenn es staatliche Unterstützung braucht, dann in erster Linie in der praxisnahen Forschung sowie der Aus- und Weiterbildung."

Zum Thema "Klimawandel – Was kommt auf uns zu?" referierte anschliessend auch Manfred Bötsch, ehemaliger Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, sowie Leiter der Direktion Nachhaltigkeit bei der Micarna und Mitglied der Geschäftsleitung beim Migros Genossenschaftsbund. Heute führt Bötsch ein eigenes Beratungsunternehmen.

"Es kommen goldenen Zeiten auf sie zu", sagte Bötsch. Früchte und Gemüse lägen in der heutigen Zeit hoch im Trend. Und "was im Trend liegt, rückt in den Fokus." Daher müsse sich nun auch die Früchte- und Gemüsebranche Gedanken machen über die Nachhaltigkeit. Denn "Hochmut kommt vor dem Fall." Jetzt sei es an der Zeit eine gute Strategie für die Zukunft zu finden.

Acht Nachhaltigkeitsgebiete

Das Thema Nachhaltigkeit sei komplex, erläuterte Manfred Bötsch. Daher riet er der Branche, ihre Kräfte auf fünf relevante Bereiche zu bündeln.

1. Klima: Der Wandel findet statt. Die Reduktion des Fussabdrucks ist zu gering. Ertragspotenziale sinken in den Regionen am stärksten, wo das stärkste Bevölkerungswachstum stattfindet. Lösungen sind: Erneuerbare Energien einsetzen, Reduktion der mineralischen Stickstoffdünger, Verzicht auf Flugtransporte, CO2 neutrale Kühlmittel, Reduktion der Plastikverpackungen, Reduktion Foodwaste, saisongerechter Konsum.

2. Biodiversität: Die Problematik verschärft sich insbesondere im Ausland. Wie kann man Biodiversität global gesehen fördern? Es gibt keinen Weg um eine grössere Zahlungsbereitschaft herum. Wie will man dies erklären?

3. Pflanzenschutz: ist ein heisses Thema. War es nötig, dass man mit diesen Initiativen konfrontiert wird? Lösungsvorschläge sind Aktionsplan des Bundes, eigene Forschung (Wissen sichert Zukunft), alternative Standards (IPS), geschützte Produktionssysteme, moderne Züchtungsmethoden (CRISPR/Cas), da müsse man vorwärts denken, künstliche Intelligenz.

4. Arbeitsbedingungen: Das Soziale werde in der Branche oft vernachlässigt. Dies schadet dem Image. Dafür müsse man Lösungen finden wie z. B. gute Vereinbarungen und auch Kontrolle derer.