«Sie wollen meine Mechanisierung der Erdbeeren sehen? Hier ist sie!» Michael ­Büchi zeigt lachend auf kleine Wägelchen, in denen seine Pflückerinnen unter einem Dach, das sie gegen Regen oder Sonne schützt, sitzen. Angetrieben werden die Gefährte von den Frauen selber, mit den Füssen. Vorne ist eine Halterung für die Kisten mit den gepflückten Beeren angebracht. 

«In der Hochsaison habe ich so bis zu dreissig Pflückerinnen im Einsatz», erklärt Büchi. Die Arbeiterinnen sind meist Frauen mit Migrationshintergrund aus der Umgebung Winterthur ZH.  Einige kommen seit Büchis mit den Erdbeeren begonnen haben, also seit 14 Jahren. «Früher kamen auch alte Frauenfelderinnen, aber die sind glaubs ausgestorben.»

Flair für eigene technische Lösungen

Für das Anlegen der Dämme bei den Erdbeeren und das Einziehen des Bewässerungsschlauchs und der Folie mietet Michael Büchi Maschinen. Er überlegt sich jedoch, ob es sich lohnen könnte, eine eigene anzuschaffen, da ja auch die Karotten auf Dämmen wachsen. «Vielleicht kann man etwas Eigenes entwickeln, dass es passt.»

Es wäre nicht die erste Maschine, die angepasst wird. Senior-Chef, Hans Heinrich Büchi, hat vor dreissig Jahren bereits einen John Deere 340 zu einem Dreirad umfunktioniert. Drei Meter Bereifung hat der Traktor, um den Boden möglichst wenig zu belasten. Die Marke war nicht entscheidend, vielmehr musste die Kabine sehr schmal sein. 

Mit eigens entwickelter Spritzte Wirkstoffe einsparen

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Für die Erdbeeren hat der ehemalige Betriebsleiter bei einer gezogenen Feldspritze den Spritzbalken umgebaut. «Wir haben die Düsen in einem Dreieck angeordnet. Eine spritzt von oben und zwei von der Seite, das spart je nach Pflanzenstadium 50 bis 20 Prozent Wirkstoffe ein», erklärt Hans Heiri Büchi, wie er von allen gerufen wird. Ausserdem ist der Balken nicht hinten an der Spritze, sondern vorne an einem alten Fiat montiert und kann mittels Ölantrieb heruntergeklappt werden. 

Den Bodenfrost mit einem Sensor im Griff

Wieder zurück zu den Erdbeer-Wägelchen. Diese kommen auch beim Setzen der Jungpflanzen im August nochmals zum Zug. «Erdbeeren sind vorwiegend Handarbeit», meint Michael Büchi. Zusammen mit einem Nachbarn, der Tabak anbaut, stellt ­Büchi jeweils drei polnische Mitarbeitende ein. Juni, Juli und anfangs August werden diese im Tabak eingesetzt, und anschliessend setzen sie bis Ende August die Erdbeeren. «Das ist die optimale Lösung für beide Betriebe.»

Eine optimale Lösung wurde  auch im Bereich der Überwachung des Bodenfrosts gefunden. Früher hatte Büchi diverse elektronische Thermometer in den Feldern verstreut, die er ablesen musste. Heute hat er an den beiden kältesten Orten einen Sensor der Schweizer Firma Koalasense aufgestellt. Via App ist er immer über die Temperatur und Feuchtigkeit informiert. Im Ernstfall ertönt ein Alarm. Also doch noch etwas Technik in den Erdbeeren. Den Wassersprinkler laufen lassen muss der Betriebsleiter aber immer noch selber. 

Maschinengemeinschaften haben Tradition bei Büchis

Anders ist das zweite Standbein des Betriebs, der Kartoffelanbau, mechanisiert. Am Betrieb von zwei Setzautomaten, einer «all in one», also Bodenbearbeitung und Setzen in einem, und einer nur fürs Setzen, ist Michael Büchi via Maschinengemeinschaft beteiligt. 

«Maschinengemeinschaften haben bei uns auf dem Betrieb Tradition», erklärt er. Vor zirka fünfzig Jahren wurde die «ZuMaKo» (Zuckerrüben-Maschinen-Kooperation) gegründet. Lange war Vater Hans Heiri ihr Präsident. Ursprünglich besass die Gemeinschaft Sämaschinen und einreihige Rübenroder, heute ist eine Rübenrodegemeischaft daraus entstanden.

Grosse Grableistung mit Zweireiher und Erntecrew

«So geht das mit noch ganz anderen Maschinen, zum Beispiel mit einer Press-Wickelkombination. Es ist etwas kompliziert», meint der umtriebige Bauer lachend. Meist steuert Büchi die Zugmaschine bei, ganze vier moderne Deutz-Traktoren stehen auf dem Betrieb. Die Maschine selber steht bei einem anderen Mitglied der jeweiligen Maschinengemeinschaft, so auch die Setzautomaten, mit denen Büchi an die 100 Hektaren Kartoffeln im Raum Schaffhausen und Thurgau pflanzt.

Auch nicht auf dem Betrieb ist der Kartoffelvollernter. Die zweireihige Grimme SE 260 ist bestellt, konnte aber noch nicht aufgeliefert werden. «Wir haben mit der Maschine eine Spitzen-Grableistung von 2,5 Hektaren am Tag.» Michael Büchi bringt nebst Maschine, Traktor mit Fahrer auch gleich noch die Erntecrew mit. 

Umtriebiger Dienstleister für andere Landwirte

Michael Büchi ist ein umtriebiger Dienstleister. Mal stellt er seine Maschinenhalle einem Freund zur Verfügung, dem die eigene abgebrannt ist oder er bestellt Kartoffelsaatgut für weitere sieben Landwirte. Auch mit der selbstfahrenden Feldspritze, die er selber importiert hat, fährt er nicht nur auf seinen eigenen Feldern herum.  Wie aufs Stichwort schwingt sich der Senior auf die Matro und geht den Mais gegen das Unkraut behandeln. «Mein Vater macht noch sehr viel, das bin ich mir bewusst.»

Oberhalb des Betriebs, an der Hauptstrasse, steht ein Kartoffellager mit 5500 Tonnen Lagerkapazität, das Büchi betreibt. «Die Kartoffeln gehören der Migros, wir sind für die ­Lagerung zuständig.» Er konnte einen Kollegen einarbeiten, so muss er sich nicht ständig selber darum kümmern. 

Eigentlich passen Kartoffeln und Erdbeeren in der Fruchtfolge gar  nicht zusammen. «Sie haben dieselben Wurzelkrankheiten.» Trotzdem, wenn man Michael Büchi erzählen hört, kann man sich etwas anderes als diese Kombination gar nicht vorstellen. 

 

Betriebsspiegel Büchi

 

Name: Familie Büchi

Ort: Unteres Auenfeld, Frauenfeld TG

Ackerfläche: 30 ha plus Zusammenarbeit mit Nachbarn

Tierbestand: 115 Mastrinder (Tierhaltergemeinschaft)

Kulturen: Zwischenfutter, Mais, Zuckerrüben, Karotten, Kartoffeln (15 ha), Weizen, Gerste, Erdbeeren (3 ha)

Traktoren: Deutz Agrotron 100, Deutz Agrotron TTV 430 (2 Stück), Deutz Agrotron TTV 630, John Deere 340 (Dreirad), Landini 6060, Fiat 5566, Fiat 450, Deutz D30 (Oldtimer), John Deere Gator, Gabelstapler Toyota

Maschinen: Kartoffelvollernter Grimme SE 260, Selbstfahrspritze Matro (Balkenbreite 28 m), Frontheck-Mähwerk Pöttinger, Kreiselheuer Kuhn (6 m), Grubber Väderstad* (3 m), Pflug Kverneland* (4 Scharen), Düngerstreuer Rauch Axis M EMC, Feldspritze Wanner (600 Liter), Beregner Bauer Raynstar (300 m, 2 Stück) (*Maschinengemeinschaft)

Besonderes: Mitglied bei mehreren Maschinengemeinschaften; Kartoffelkühllager mit 3 Hallen mit einer Lagerkapazität für 5500 Tonnen; ein Drittel der Erdbeerernte, vorwiegend die Sorte «Lambada», wird im Hofladen direkt an die Kunden verkauft.

Weitere Informationen: www.osterhalder-erdbeeren.ch