Lüterkofen Wenn Beat Wyss und Hanspeter Bleuler mit ihrem Auto daherfahren, versteckt schon manch einer seine Zigarette. Doch bei ihrem Unternehmen «Weedcontrol» geht es um ganz etwas anderes, nämlich die giftfreie Unkrautbekämpfung. Am Donnerstag vor einer Woche stellten die beiden ein neues Gerät vor, das ohne Herbizide Unkraut vernichtet.

Auf Hofplätzen verboten

Seit 2001 ist es in der Schweiz verboten, Pestizide auf befestigten, nicht humosen Flächen, wie zum Beispiel Haus- und Hofplätzen oder Wegen, einzusetzen. Trotzdem setzen viele Leute mangels Alternativen nach wie vor Herbizide ein. Die beiden Pflanzenschutz-Initiativen zeigen zudem den Druck aus der Bevölkerung auf. Anwender von Spritzmitteln werden vermehrt persönlich angeprangert.

Aus diesem Hintergrund hatten zwei Landwirte, Beat Wyss und Hanspeter Bleuler, die Idee, herbizidfreie Unkrautbekämpfung als Dienstleistung anzubieten und gründeten die Firma «Weedcontrol». So importierten sie 2018 erste Heisswassergeräte. Sie probierten dabei verschiedene aus. Doch erst ein Jahr später entdeckten sie ein System, das sie überzeugte. Den «Eco Weedkiller» aus Finnland.

Mit Strom aufgeheizt

Der Eco Weedkiller vernichtet Unkraut mit heissem Wasser. «Eine Technik, die schon unsere Grossmütter anwandten, wenn sie noch übriges heisses Wasser im Schiff des Holzherdes hatten», erzählt Beat Wyss. Heisses wasser kocht das Unkraut regelrecht. Keine Pflanze hat einen natürlichen Schutz gegen 100°C heisses Wasser. Dieses bringt die grünen Zellen zum Platzen und schädigt die Wurzeln im oberen Bereich nachhaltig. Bald merkten Beat Wyss und Hanspeter Bleuler, dass das Interesse am Eco Weedkiller gross ist. So bewarben sich die beiden bei der Finnischen Firma als Generalimporteur und beschlossen den Deal per Handschlag.

Der «Eco Weedkiller Pro 3sp» ist ein einfaches Gerät. Darauf ist ein 300-Liter-Wassertank eingebaut. Das Wasser wird, normalerweise über Nacht, mit Strom auf 100 Grad aufgeheizt. Im Gerät bleibt das Wasser danach acht Stunden lang heiss. Mit dem Eigendruck des Wassers und Druckluft aus dem Vorratsbehälter wird das Wasser zur Lanze befördert. Dort läuft es, ohne Druck, aus der Lanze hinaus auf die Pflanze. Diese wird also einfach mit einer genügenden Heisswassermenge übergossen. Der Schlauch des Gerätes ist 18 Meter lang und ermöglicht einen praktischen Arbeitsradius. Die Lanze ist vorne 18 cm breit und kann durch eine Kegellanze (für Einzelstockbehandlung) ausgetauscht werden. Mit einer Füllung kann man etwa eine Stunde lang arbeiten. Der Eco Weedkiller Pro 3sp ist die mittlere Variante von dreien.

Kein unkontrollierter Druck

Er ist für Landwirte, Gärtner, Baumschulen und Liegenschaftsverwalter gut geeignet. Damit kann man Unkraut rund um Haus und Hof, aber auch in Beerenkulturen und im Gemüsebau, sowie auch unter Hecken vernichten und auch hartnäckige Neophyten bekämpfen. Einige Gärtnereien setzen das Gerät bei Topfpflanzen ein, weil das heisse Wasser den verholzten Pflanzen nichts macht, nur den grünen. «Wichtig ist, dass man die Unkrautpflanze schön von oben nach unten übergiesst», erklärt Hanspeter Bleuler. Einige Konkurrenzprodukte arbeiten mit Hochdruck oder Dampf.

Jedoch sei der Vorteil dieses Gerätes, dass heisses Wasser mehr Energie transportieren kann als Dampf und zudem nach unten in den Boden fliesst, wo es auch noch die Wurzeln schädigt. Ausserdem spritzt ohne Druck nicht alles herum. Zäune, Ab-deckvlies oder Pflanzenschutznetze werden vom heissen Wasser nicht geschädigt. Den Eco Weedkiller gibt es auch in klein für den Garten, mit nur 25 Liter Wassertank. Für den Profibereich, also für Lohnunternehmer, Gartenbauer, Gärtner, Baumschulen usw. bietet Weedcontrol auch grössere Varianten des Eco Weedkillers an, die mit Dieselmotoren angetrieben werden. Dabei beziehen die Geräte das Wasser entweder aus dem 300 Liter Tank oder direkt ab einer Wasserleitung.

Reinigen mit Hochdruck

Per Handgriff kann man den Unkrautbekämpfer zum Heiss- oder Kaltwasser-Hochdruckreiniger umschalten. Mit einer Bodenlanze können so ganze Flächen gereinigt werden. Bei der Vorführung auf dem Weyeneth-Kürbishof zeigte Hanspeter Bleuler, wie man das Gerät einsetzen kann. Sowohl am Strassenrand, um Blumentöpfe herum oder auch entlang von Zäunen behandelte er das Unkraut mit Heisswasser. Sogleich roch es auf dem Hof nach gekochtem Spinat. Besonders eindrücklich war das Ergebnis zwischen den Bsetzisteinen.

Als Bleuler nur eine kleine Fläche auf dem Hausplatz mit der Bodenlanze mit Heisswasser und Hochdruck reinigte, war der Unterschied extrem. Wie neu erschienen die Bodenplatten und Verbundsteine. «Die machen das schon schlau», sagte Urs Weyeneth. «Jetzt muss ich sie dann noch anstellen, um den Rest des Platzes zu reinigen, sonst sieht es blöd aus», meinte er schmunzelnd.

Jasmine Baumann