Auf dem Mausacker-Biohof in Steinebrunn TG ist immer was los. Hier wird gespeist, musiziert und 500 Hochstammbäume bewirtschaftet. Als wäre das nicht schon genug Arbeit, hat Betriebsleiter Hans Oppikofer sich verschiedenen Projekten angenommen. Diese Vielfältigkeit veranlasste wohl auch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) seinen Erfahrungsaustausch zwischen Mostobstproduzenten und - produzentinnen auf dem Mausacker-Biohof zu veranstalten. Neben einem Rundgang durch Oppikofers Anlagen wurden verschiedene Maschinen für die Mostobsternte vorgeführt.

Hofeigene Besenbeiz lädt mit Musik ein

Zwischen Bodensee und St. Gallen befindet sich der 200-jährige Hof von Hans Oppikofer, der bereits in siebter Generation geführt wird. Eine hofeigene Besenbeiz lädt zum Einkehren ein. «Vergangenes Wochenende haben hier noch 14 Bands gespielt», erzählt Hans Oppikofer. Eine Spendenaktion für die Herberge zur Heimat St. Gallen.  Neben der Beiz, die er mit seiner Partnerin Nicole jeden Mittwoch- und Samstagnachmittag betreibt, produziert der Bio-Landwirt Möste und Saftprodukte. 

Oppikofer hat sich vor 21 Jahren auf die Biomostobstproduktion spezialisiert, als er den Betrieb vom Vater übernahm. Zu seinem Inventar gehören zehn Hektaren mit 500 Hochstammobstbäumen und Ökowiesen. «Früher, als mein Vater den Betrieb frisch übernommen hatte, standen hier noch 700 Hochstammbäume», erinnert er sich. Doch über die Jahre wurde der Bestand reduziert. Auch die Freilandsauen, das Bioweidebeef und die Pferdepension mussten gehen. «Ich hatte einfach nicht mehr die Zeit dafür.» Auf die Tierhaltung möchte der Bio-Landwirt aber nicht ganz verzichten: Sechs Bündner Oberländer Schafe werden für die Selbstversorgung und die Beiz gehalten.  

 

Der Mausacker Bio-Hof

Name: Hans Oppikofer

Ort: Steinebrunn TG

LN-Fläche: 10 ha mit 500 Hochstammbäumen (350 Apfel-, 50 Birnen-, 30 Nuss-, 15 Kirschenbäume), 65 Are Niederstamm-Tafelbirnen

Viehbestand: 6 Bündner Oberländer Schafe mit Lämmern

Beiträge:  Fr. 13.50.- pro Baum (Q I-Direktzahlung), Fr. 10.- pro Baum Vernetzungszuschlag des Kantons für Ökowiesen – 1/4 des Bestandes, Fr. 20.- pro Baum für Q2-Hochstammgärten – 1/3 des Bestandes

 

Anbau wertvoller Apfelmostsorten

Neben Birnen und Kirschen bewirtschaftet Hans Oppikofer 350 Apfelbäume der wertvollen Mostsorten Boskopp, Sauergrauech und Schneiderapfel. Sie gelten als robust gegen Feuerbrand, Schorf und Mehltau und haben eine sehr gute Mostqualität. Auch Gravensteiner gehört zu  seinem Sortiment. Die Sorte ist bekannt für ihren Geschmack und die frühe Erntezeit. Aber auch der gegen Feuerbrand hoch anfällige Leuenapfel ist dabei. 

«Einige meiner Bäume standen schon im Feuerbrand und haben es dennoch überlebt», erinnert sich der Landwirt. Die anfälligen Sorten behandelt Oppikofer im Schnitt dreimal pro Jahr mit Myco-Sin zur Vorbeugung gegen Feuerbrand. Es wirkt auch gegen Pilzkrankheiten wie Mehltau und Schorf, wenn es in Kombination mit Netzschwefel eingesetzt wird. In den weniger anfälligen Sorten setzt der Bio-Landwirt so wenig wie möglich biologische Pflanzenschutzmittel ein.

 

Natürliches Mittel gegen Feuerbrand

Myco-Sin enthält schwefelsaure Tonerde und Schachtelhalmextrakt. Die Lösung inaktiviert laut Hersteller keimende Pilzsporen, stimuliert die Pflanze und führt zu einer verstärkten Widerstandskraft gegenüber Pilz- und Bakterienbefall. 

 

Bauer mit vielen Projekten

«Alle meine Bäume sehen wild aus», sagt Hans Oppikofer. Wenn man mehr Zeit investieren will, könne man auch mehr machen. Aber der Bio-Landwirt hat noch andere Projekte, um die er sich kümmert. Zwischen den Baumreihen lässt er teilweise das Gras hochstehen, um den Boden und seine Organismen zu schonen – regenerative Landwirtschaft, wie er sagt. Andere Reihen sind wiederum Ruderalflächen. «Gemäss Birdlife fördert man damit den Gartenrotschwanz», begründet er. 

Die Förderung von Nützlingen steht bei Oppikofer an oberster Stelle. Auf einem Viertel des Hofes wird besonders extensiv gewirtschaftet. Hecken, Einzelbäume, Ast- und Steinhaufen, Blühstreifen, Ruderal- und offene Wasserflächen bereichern den Obstgarten.  Später will der Bio-Landwirt über Tropfbewässerung eine langfristige Wasserversorgung vor allem in Hitzejahren sicherstellen. Auch Agroforst will der Unersättliche mit UrDinkel betreiben.   

Bio-Baumschule gegründet

Neben den Hochstammbäumen betreibt Hans Oppikofer in Zusammenarbeit mit Baumschulist Willi Scherrer seit 2005 eine Bio-Baumschule. Einen Fussmarsch entfernt vom Mausacker-Biohof befindet sich die ein Hektar grosse Baumschule mit einjährigen und mehrjährigen Bäumen u. a. der Sorte Topaz, Rewena, Gala, Werdenberg und Bonita. Zudem werden Kirschen, Zwetschgen und Birnen aufgezogen. «Baumschulen nach Bio-Richtlinie sind bisher rar in der Schweiz», weiss Scherrer. In Egnach TG betreibt er eine konventionelle Baumschule. Dort gleichzeitig Bio-Bäume aufzuziehen, ist nicht möglich. «Entweder machst du das eine oder andere. Beides geht nicht», so der Baumschulist. Deshalb hat er sich mit Hans Oppikofer zusammengetan, unter dessen Namen die Bio-Baumschule läuft. Oppikofer übernimmt Pflanzenschutz und die Biokontrolle. Scherrer bringt als Baumschulist sein Fachwissen mit ein.

Ernte eine Woche früher als sonst gestartet

Die Saison hat für Hans Oppikofer  dieses Jahr früh gestartet. Bereits am 31. Juli, eine Woche vorher als üblich, hat er mit der ersten Mostobsternte begonnen. «Wir schütteln noch von Hand und lassen allenfalls Ende der Saison vom Lohnunternehmer schütteln.»

Verschiedene Schüttler wie der  Hydraulikschüttler der Marke Lipco HSA10 (Jakob Hofer AG) und der Stammschüttler FS1 (Maschinencenter Wittenbach AG), die für mittelgrosse Betriebe mit 400 bis 500 Hochstammbäumen geeignet sind,  werden auf dem Hof von Hans Oppikofer demonstriert (siehe Video).

Das abgeschüttelte Obst sammelt Oppikofer mit der Auflesemaschine von Krauss auf, die von der Jakob Hofer AG vertrieben wird. «Dieser besitzt eine Aufnahmebreite von 80 cm und einen Ladebunker  von 400 kg», sagt Jakob Hofer und führt diese ebenfalls vor. Durch die rotierenden Bürsten bleibt das Obst frei von Gras und Laub.  Anschliessend entlädt Hofer die aufgesammelten Äpfel in Oppikofers Sortiermaschine der Marke Hofer AG (Eigenbau). Oppikofer  hat zusätzlich einen Wasseranschluss angefügt, damit Früchte und Hände beim Sortieren sauber bleiben.

Durchschnittlich 80 bis 120 Tonnen Mostobst wird geerntet

Der Bio-Landwirt erwartet etwa 80 bis 120 Tonnen Äpfel (50'000 Liter) für seine Mostproduktion – 1/3 werden direkt an private Käufer zu Fr. 2.30 bis 3.50 pro Liter verkauft. Je 1/3 gehen an die Bio-Lebensmittelindustrie zur Weiterverarbeitung und an Wiederverkäufer, Hofläden, Hotels und Restaurants.

 

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Kostenübersicht:

 

Strategie Manuelle Ernte Handgeführte Auflesemaschine

Auflesemaschine+Baumschüttler

Anschaffungskosten   Fr. 12'000.- Fr. 45'000.-
Unterhalt pro Jahr   Fr. 200.- Fr. 1000.-
Ernteleistung 3,5 h/Baum 1,6 h/Baum 0,5 h/Baum
Zugkraft     Fr. 35.-/h
Arbeitskosten pro Stunde Fr. 32.-/h Fr. 32.-/h Fr. 32.-/h