Auch im Mostobstanbau braucht es ein gewisses Mass an Pflanzenschutz. Die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) auf rund zehn Meter hohe Hochstammbäume ist aber anspruchsvoll. Die traditionellen, zum Spritzen verwendeten Hohlkegeldüsen produzieren zudem viele kleine Tropfen, was als Spritznebel gut sichtbar ist und bei Passanten Fragen und allenfalls Kritik auslöst. Dem wollen die Obstfachstellen der Kantone Thurgau und St. Gallen etwas entgegenhalten und haben zusammen mit Syngenta Versuche mit Antidriftdüsen gemacht. Die Resultate stellten sie den Mostobstproduzenten am Dienstagabend vor.
Gute Mitteladeckung mit Turbo Drop Düse
Richard Hollenstein, Leiter Fachstelle Obst am LZSG Flawil, hielt fest: «Der Pflanzenschutz steht massiv unter Druck. Wir wollen einen Schritt nach vorne machen.» Ron Wohlhauser, Leiter Applikationstechnologie bei Syngenta, hat die zwei Versuche koordiniert. In einem ersten Versuch in Mörschwil wurde die Applikationsqualität der traditionell verwendeten, feintropfigen ATR-Düse mit einer Abdriftdüse des Typs «Turbo Drop» (grobtropfig) verglichen.
Eine Markiersubstanz, die man unter UV-Licht sieht, erlaubte die Visualisierung des Spritzbelags und der unterschiedlichen Tröpfchengrösse auf den Blättern in verschiedenen Baumpartien. «Wir stellten fest, dass man mit den Turbo-Drop-Düsen auch bei hohen und dichten Bäumen bis oben hinkommt. Innerhalb des Baumes ist die Abdeckung hingegen schwierig», kommentierte Wohlhauser die Resultate. Bis auf diese Ausnahme schnitt die Turbo-Drop-Düse in dem Versuch gleich gut ab wie die feintropfige ATR-Düse, mit dem Vorteil, dass der Spritznebel viel geringer, die Abdrifte kleiner sind und ein geringerer Abstand zu Nicht-Zielflächen möglich ist.
Mitterer-Gerät überzeugt am meisten
Der zweite Versuch fand in Opfershofen in einer Mostäpfelniederstammanlage statt. Dort wurden drei Gerätetypen miteinander verglichen:
- Fischer 1000 l Axial
- Wanner K 2000 Axial
- Mitterer-Axial-Querströmer
Alle Geräte waren mit Injektor-Flachstrahldüsen ausgerüstet. Wiederum wurden auf fünf verschiedenen Baumpositionen Proben entnommen. Am besten schnitt der Mitterer-Axial-Querströmer ab, dort war die Anlagerung des Produkts 20 Prozent höher als bei den anderen beiden Geräten. «Ein wichtiger Pluspunkt ist, dass das Mitterer-Gerät die Tropfen bis ganz nach oben zu bringen vermag», zählte Ron Wohlhauser auf. Dazu ist das Fischer-Gerät nicht in der Lage.
Mit dem Wanner-Gerät war die Mittelabdeckung bei den Bäumen unten innen schlecht und das Gerät hat wohl eine zu hohe Leistung für eine Niederstammanlage. Für Wohlhauser ist daher klar: «Die Bauweise des Mitterer-Axial-Querströmers passt gut zur Baumgrösse in Niederstammanlagen. Der fast horizontale Luftstrom hilft, die Abdrifte zu reduzieren.»
Fachstellen empfehlen raschen Wechsel
Von Ron Wohlhauser wie von Seiten der Obstbauberater kam die Empfehlung an die anwesenden Mostobstproduzenten, ATR-Hohlkegeldüsen umgehend durch Antidriftdüsen zu ersetzen. Richard Hollenstein räumte allerdings ein, er sei sich bewusst, dass es einen gewissen Druck brauche, damit die Bauern ihre Gewohnheiten ändern.
Wohlhauser schob nach: «Es spricht nichts dagegen, dass man auch im Hochstammobstbau abdriftmindernde Düsen einsetzt.» Weitere Versuche in diese Richtung sind erwünscht, damit man herausfinden kann, welchen Einfluss die Fahrtgeschwindigkeit, die Wassermenge oder der Druck auf die Verteilung, die Mittelanlagerung und die Abdrifte haben.
REB für die Umrüstung von Spritzen
Auch die automatische Innenreinigung bei Spritzen war ein Thema. Hollenstein empfiehlt, Obstbauspritzen aufzurüsten, «um auf der sicheren Seite zu sein». Reto Leumann, Fachstelle Obst am BBZ Arenenberg, erinnerte daran, dass es für die Ausrüstung von Spritzen mit einem separaten Spülkreislauf zur Reinigung Geld vom Bund in Form von Ressourceneffizienzbeiträgen (REB) gibt – allerdings nur noch bis 2021.
Auch für das Nachrüsten bestehender Spritzen gibt es REB vom Bund. Ab 2023 ist ein System zur Innenreinigung der Spritze für alle im Pflanzenschutz eingesetzten Geräte mit einem Behälter von mehr als 400 Litern Inhalt obligatorisch. Das Starten und Durchführen des Spülens muss ohne Absteigen vom Traktor möglich sein.
Betriebe für weitere Versuche gesucht
Die beiden Fachstellen möchten zusammen mit Syngenta weitere Versuche mit Antidriftdüsen durchführen. Interessierte Betriebe melden sich bei Richard Hollenstein, Tel. 058 228 24 93; E-Mail: richard.hollenstein@lzsg.ch oder Reto Leumann, Tel. 058 345 85 12; E-Mail: reto.leumann@tg.ch.