Die Weizenernte 2020 konnte grösstenteils unter guten Bedingungen durchgeführt werden. Teilweise wurde sie durch Regenfälle unterbrochen, dies hatte jedoch nur vereinzelt einen Einfluss auf die Qualität.
Geringere Ertragsdifferenz
Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Ertragsdifferenz zwischen ÖLN- und Extenso-Anbau bei Weizen mit 4,4 dt/ha tiefer ausgefallen (2019: 7,5 dt/ha). Somit wurde auch in diesem Jahr im ÖLN-Anbau der notwendige Mehrertrag von 16 dt/ha im Vergleich zum Extenso-Anbau, beziehungsweise 20 dt/ha zur IP-Suisse-Produktion, nicht erreicht.
Dies wäre jedoch notwendig, um den Mehraufwand bei der ÖLN-Produktion gegenüber dem Extenso- respektive dem Label-Anbau zu decken. Dieser Mehrertrag wird benötigt, damit die höheren Aufwände für Pflanzenschutzmittel, Dünger, Maschinen und Arbeit, sowie den fehlenden Extenso-Beitrag kompensiert werden können. Im Vergleich mit der IP-Suisse-Produktion muss zusätzlich die fehlende IP-Suisse-Prämie kompensiert werden.
In den Kleinparzellenversuchen des Forums Ackerbau wird beim Extenso-Anbau zum einen auf den Einsatz von Fungiziden, Insektiziden und Wachstumsreglern verzichtet, zum anderen wird die Düngung um 30 kg N pro Hektare reduziert.
Diese Versuche laufen im Rahmen der Sortenprüfung, welche in Zusammenarbeit mit Swiss Granum und Agroscope durchgeführt wird. Sie stehen an sechs Standorten und werden jeweils mit drei Wiederholungen angelegt.
Geringer Krankheitsdruck
Der geringe Mehrertrag beim ÖLN-Verfahren ist unter anderem auf den geringen Krankheitsdruck in diesem Jahr zurückzuführen.
Vor allem während der verbreitet aufgetretenen Trockenperiode im Frühjahr konnten sich die Krankheiten kaum ausbreiten. Sowohl der Befall mit Blattkrankheiten als auch der Befall mit Ährenkrankheiten bewegten sich auf einem sehr tiefen Niveau. Blickt man auf die kommende Aussaat, so sollte man sich neben der Sortenwahl auch Gedanken über das Anbausystem machen. Unter anderem steigt die Nachfrage für herbizidlos angebauten Weizen. Es können beim Herbizidverzicht sowohl Ressourceneffizienz-beiträge als auch zusätzliche Labelprämien beim Anbau für IP-Suisse erzielt werden. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass beim IP-Suisse-Anbau zusätzliche Anforderungen erfüllt werden müssen. So ist beispielsweise die Saatgutbeizung nicht erlaubt. Dies ist unbedingt vor der Aussaat zu berücksichtigen.
Herbizidloser Anbau
Der herbizidlose Anbau von Winterweizen ist nicht zu unterschätzen. Gerade Parzellen mit Problem-Unkräutern wie zum Beispiel Blacken, Disteln und Klebern sind für einen Herbizidverzicht ungeeignet. Auch darf der Mehraufwand für die mechanische Unkrautregulierung nicht unterschätzt werden. Ansonsten ist in den Folgekulturen mit einem zunehmenden Unkrautdruck und folglich mit Herbizidaufwand zu rechnen.
Sortenempfehlung der geprüften Weizensorten
Klasse Top
- Nara: sehr kurze, standfeste Weizensorte; anfällig auf Fusarien.
- Claro: hohes Ertragspotenzial; anspruchsvoll im Anbau; anfällig auf Blatt- und Ährenkrankheiten, insbesondere auch Gelbrost, deshalb nicht für den Extensoanbau zu empfehlen.
- Montalbano: kann bezüglich Ertrag mit den besten Top-Sorten mithalten; durchschnittliche Fusarienanfälligkeit, ansonsten sehr gute Krankheitsresistenz; spätreif; gute Protein- und Feuchtglutengehalte.
- Cadlimo: sehr hohes Ertragspotenzial in beiden Anbauverfahren, gutes Resistenzprofil und deshalb für den Extensoanbau geeignet.
- Diavel: hohes Ertragspotenzial; gute Resistenzen ausser gegen Fusarien. Wechselweizen, kann sowohl im Frühling als auch im Herbst ausgesät werden.
- Piznair: sehr gute Backqualität; gute Resistenzen gegenüber Mehltau, Gelb- und Braunrost.
- Baretta: hoher Extensoertrag; gute Resistenzen ausser gegen Fusarien; gefährdet für Auswuchs.
Klasse I
- Arina: gute Backqualität; hohes HLG und stabile Erträge; anfällig gegenüber Braunrost, gute Resistenz gegen Ährenfusarien.
- Hanswin: gute Resistenzen ausser gegen Braunrost; hohes HLG; gute Backqualität.
Klasse II
- Montalto: hohes Ertragspotenzial; tiefer Proteingehalt; gefährdet für Auswuchs; mittlere Anfälligkeit auf Braunrost, Fusarien und Spelzenbräune.
- Spontan: sehr hohe Erträge; gute Krankheitsresistenzen; eher lange Halme, jedoch gute Standfestigkeit; hohes HLG.
Futterweizen
- Poncione: hohe Erträge im intensiven und extensiven Anbau; gegenüber den älteren Futterweizensorten zeichnet sich diese Sorte durch eine geringere Krankheitsanfälligkeit aus, ausser bei Fusarien. Wie auch die übrigen Futterweizensorten ist Poncione eher spätreif.
Weitere Informationen zu den Weizensorten für die Aussaat 2020 können unter folgendem Link abgerufen werden: www.swissgranum.ch/sortenlisten