Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich immer weiter und in einem immer rasanteren Tempo in Europa, aber auch in Asien aus. Sogar schon auf den Philippinen und vor Australien hat man das Virus nachgewiesen. Der Mensch ist in hohem Masse mitverantwortlich für die explosionsartige Ausbreitung, sagt Thomasz Trela. Der studierte Veterinär weiss, wovon er spricht. In ganz Europa und Asien ist er unterwegs, um die ASP und deren Ursachen zu untersuchen und bei der Bekämpfung zu helfen. Am 3. Dezember berichtete er an einem von Qualiporc organisierten Anlass in Gossau SG über seine Erfahrungen in Osteuropa und China.
Übertragung durch Wildschweine und weggeworfene Speisereste
ASP ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem Schweine befällt. Weil die Seuche auch über direkten Tierkontakt übertragen wird, können auch Wildschweine das Virus verbreiten. Das Virus bleibt in der Umwelt und in schweinefleischhaltigen Produkten lange ansteckend. Daher kann der Erreger auch indirekt über Geräte und Transportfahrzeuge verschleppt oder durch weggeworfene, erregerhaltige Fleischabfälle übertragen werden.
Sehr stark grassiert ASP in China und Osteuropa, wo Küchenabfälle den Schweinen verfüttert werden und es sehr grosse Wildschweinpopulationen gibt. «Wir haben es seit 2007 mit einem neuen Genotyp zu tun, der sehr virulent ist», führte Thomasz Trela aus. Das macht die ohnehin schon schwierige Bekämpfung noch schwieriger.
Schweinebestand in einem Jahr halbiert
Die Zahlen, die Trela präsentierte, waren beeindruckend und erschreckend zugleich. Dieses Jahr gab es in Europa 7258 neue Fälle von ASP: 1818 bei Hausschweinen und 5440 bei Wildschweinen. Das sind jetzt schon mehr als im gesamten 2018 mit 7103 Fällen. «Wobei die Dunkelziffer sehr hoch ist», gab Trela zu Bedenken.
In China werden dieses Jahr 180 Millionen Schweine (von 440 Millionen Schweinen im Jahr 2018) wegen ASP verloren gehen, berichtete der Referent. Das ist ein Rückgang der Sauenpopulation um 45 Prozent. Gleichzeitig steigt in China der Schweinefleischkonsum. Der Preis ist hoch, was wiederum den illegalen Handel aufblühen lässt und die Bekämpfung von ASP schier verunmöglicht.
Leicht zu verwechseln mit PRRS
Die Krankheit beginnt laut Thomasz Trela relativ unspektakulär. Erste Symptome bei älteren Tieren sind Aborte, weshalb man ASP oft mit dem PRRS-Virus verwechselt. «Auch wir haben am Anfang Fehler gemacht und das Virus übersehen», gibt er zu. An ASP erkrankte Schweine fallen durch ihr apathisches Verhalten auf. Sie liegen regungslos im Stall, fressen nicht und haben Fieber.
Gegen ASP gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten und keinen Impfstoff. Wer einen Befall in seinem Bestand feststellt, muss alle Tiere töten. Das Problem ist, dass zwischen Ausbruch der Krankheit und der Diagnose meist einige Tage oder sogar Wochen vergehen. Infizierte Tiere, die den Betrieb in dieser Zeit verlassen, können das Virus ungehindert in andere Betriebe weiterverschleppen.
Das einzige, was laut Trela bei der Bekämpfung von ASP wirklich nützt, sind Kontrollen und Hygienezonen in und um die Ställe, aber auch Sperrzonen entlang der Ländergrenzen. Schweineställe sollen nur nach dem Gang durch eine Sicherheitsschleuse mit Kleider- und Schuhwechsel etc. betreten werden dürfen. In gewissen Ländern werden Schweineställe zusätzlich durch hohe Zäune geschützt. Tiertransporter sind mit einem schäumenden Mittel zu reinigen und zu desinfizieren (Schaum, weil das Mittel mindestens zehn Minuten auf der Oberfläche einwirken muss, damit das Virus abgetötet wird).
Handeln, bevor es zu spät ist
Dass sich ASP so rasch ausbreiten konnte und nach wie vor kann, schreibt Thomasz Trela zu einem grossen Teil der Unachtsamkeit des Menschen zu. Für ihn ist es nur eine Frage der Zeit, bis ASP auch in der Schweiz nachgewiesen wird. «Das ist keine Panikmacherei! Nehmt die Sache ernst», redete er den Zuhörern ins Gewissen. «Ihr habt die Zeit, euch vorzubereiten und präventiv bereits heute Sicherheitsmassnahmen zu treffen.» Das erfordere sehr viel Disziplin, sei aber enorm wichtig. Um ASP in den Griff zu bekommen, brauche es die Mitarbeit aller: Landwirte, Tierärzte, Zuchtverbände, Tiertransporteure, Schlachthausbetreiber, Polizei, Zollbeamte und Jäger, zählte Trela auf.
Karte zur Afrikanischen Schweinepest
Das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) erstellt in wöchentlichen Abständen eine Karte zur Lokalisation von ASP. Sie zeigt die gemeldeten Fälle von Afrikanischer Schweinepest in Osteuropa in Hausschweinebetrieben (rote Punkte) und bei Wildschweinen (blaue Punkte). Hier gehts direkt zur aktuellsten Karte
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