Mitte August hat eine Gruppe von über 50 Tierrechtsaktivisten während rund fünf Stunden einen Label-Schweinestall in Beringen SH besetzt. Die mehrheitlich jungen Leute drangen teilweise in den Stall ein und forderten die Herausgabe von zwei Schweinen zwecks Befreiung. Das ganze wurde auf einem Facebook-Account namens «1 Individuum» ausführlich dokumentiert. Laut eigenen Angaben waren Personen aus sieben Ländern beteiligt.
SBV: «Äusserst besorgt»
Die Aktion hat in bäuerlichen Kreisen grossen Unmut hervorgerufen, nicht zuletzt deshalb, weil die Polizei zwar vor Ort war, aber passiv blieb. Begründet wurde das Nicht-Eingreifen mit der «Verhältnismässigkeit».
Nun hat der Schweizer Bauernverband (SBV) Protest angekündigt. Wie der Stv. Direktor Urs Schneider an der Konferenz der operativen Leiter der Mitgliedverbände (KOL) angekündigt hat, will man dieser Tage einen Brief an die kantonalen Polizei- und Justizdirektoren versenden.
Darin erklärt der SBV gemäss einem Entwurf, er sei über das Nicht-Eingreifen der Polizei «äusserst besorgt». Nicht nur weil wohl illegale Tatbestände wie Hausfriedensbruch vorlägen, sondern auch aus seuchentechnischen Gründen: Die in Osteuropa grassierende Afrikanische Schweinepest (ASP) sei eine hochansteckende Tierseuche, schreibt der SBV «und der wichtigste Vektor für die Verschleppung der ASP sind unkontrollierte Personenkontakte».
Aufruf zum Handeln
Die Untätigkeit der Polizei sende auch ein falsches Signal aus. Damit entstehe bei dieser Szene der Eindruck, dass sie ihre illegalen Aktivitäten in der Schweiz unbehelligt durchführen und eine grosse öffentliche Beachtung erzielen können, so das Schreiben.
Abschliessend bittet der SBV die Polizei- und Justizdirektoren, «dafür zu sorgen, dass die Polizei in ihrem Kanton bei der Besetzung von Ställen und bei anderen illegalen Aktivitäten auf Landwirtschaftsbetrieben konsequent einschreitet.»
Stoll: «Viel zu grosses Risiko»
Auch der Schaffhauser Bauernverband will bei den Behörden für Sensibilisierung sorgen, so Geschäftsführerin Virginia Stoll. «Wir suchen derzeit einen Gesprächstermin mit dem kantonalen Polizeidirektor, dem Kantonstierarzt und dem für Landwirtschaft zuständigen Volkswirtschaftsdirektor», sagt sie, «das Risiko solcher Aktionen ist einfach viel zu gross». akr