Die Leidenschaft verhilft zur Auszeichnung Holstein-Meisterzüchter 2021

Innerhalb von 45 Jahren hat Severin Jungo, im freiburgischen Buch bei Tentlingen, einen hochwertigen Holsteinbestand mit dem Herdennamen «Jungo» aufgebaut und gezüchtet. Seit 2010 wird der Betrieb mit Sohn Alain in einer Generationengemeinschaft geführt. Am 1. Januar 2020 hat der Junior den Betrieb übernommen. Die hervorragenden Zuchtergebnisse, die Jungos zwischen 2002 und 2017 erreicht haben, blieben auch bei Holstein Switzerland nicht unbemerkt. Der Verband hat die Familie Jungo nun mit der Auszeichnung «Meisterzüchter 2021» gewürdigt.

In ganz jungen Jahren den Betrieb übernommen

Als der Vater von Severin Jungo, Arnold Jungo, im Jahre 1963 an einer Hirnhautentzündung verstarb, war er gerade sechs Jahre alt. Die Erbengemeinschaft führte den damals 20 ha grossen Betrieb weiter. Im Alter von nur 19 Jahren übernahm Severin Jungo 1974 die volle Verantwortung für den Betrieb. Nach und nach stellte er den Viehbestand von Rotfleckvieh auf die Holsteinrasse um, denn: «Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Holsteintiere», berichtet Severin Jungo. Als er 1979 den Betrieb von der Erbengemeinschaft übernommen hatte, waren nur noch Holsteintiere in seinem Stall. 1981 heiratete Severin Jungo seine Frau Agathe Oberson, die Schwester der bekannten Holsteinzüchter vom Betrieb La Gauglera. Aus dieser Ehe gingen die Söhne Marc (1985) und Alain (1987) hervor. Der Betrieb schloss sich der Zuchtgenossenschaft La Gauglera an. Heute heisst die Genossenschaft Holsteinzüchter Sense-Oberland. Als interessierter Züchter war Severin Jungo auch Mitglied des Vorstands des freiburgischen Holsteinzuchtverbands.

Der Wechsel vom Anbindestall zum Laufstall

Im Jahre 1984 wurde eine neue Scheune mit Anbindestall erstellt. Vor zehn Jahren erfolgte der Umbau in einen Laufstall mit Melkstand. Aus gesundheitlichen Gründen hat Severin Jungo seine Aktivität etwas zurückgeschraubt. Er und seine Gattin haben vor Kurzem den Wohnsitz ins Dorf Tentlingen verlegt. Temporär arbeitet er weiterhin auf dem Betrieb mit. Seit der Gründung der Generationengemeinschaft im Jahre 2010 trug Sohn Alain schon die volle züchterische Verantwortung. Alain Jungo absolvierte eine landwirtschaftliche Ausbildung. Ab 2008 war er während elf Jahren Einstufer für die lineare Beschreibung. Im Jahre 2018 wurde er zum Richter der Holsteinrasse ernannt. Er ist ein grosser Kenner der Holsteinzucht und liebt es, die Tiere zu analysieren. Alain Jungo ist auch in Zuchtorganisationen tätig und vertritt die Holsteinzüchter im Vorstand des freiburgischen Bauernverbands. Seit 2019 ist er mit Aline Mettraux verheiratet. Im April erwartet das junge Paar ihr erstes Kind.

In Belgien als Jungzüchter ausgezeichnet

Bereits im Jahre 2003 nahm Alain Jungo an den mehrtägigen Kursen der schweizerischen Jungzüchterschule in Bulle teil. In verschiedenen Ateliers lernten die Teilnehmer(innen) die professionelle Vorbereitung der Tiere für die Schauwettbewerbe, z. B. Auswahl der Tiere, Waschen, Transport, Fütterung, Scheren oder Clippen. Für eine gute Tierpräsentation sei auch das Vorführen der Tiere im Ring wichtig. Die besten Jungzüchter qualifizierten sich für den Final an der europäischen Schule im belgischen Battice. In seiner ­Alterskategorie «Tiervorführung» gewann Alain Jungo im September 2005 mit der maximalen Punktzahl von 300 den Showman-Titel. Schon in der Jugendzeit interessierte er sich für Zuchtfragen. Der Wettbewerb habe seine züchterische Optik geschärft, denn «man muss wissen, was man will und mit den besten Tieren arbeiten», ist seine Devise.

Eine glückliche Hand braucht es auch

«Exterieur, Leistung, Funktionalität, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit sind Kriterien eines kompletten Kuh-Pakets», erklärt der Züchter. «Ich bin froh, dass viele unserer Kühe trotz hoher Leistungen alt geworden sind, wie zum Beispiel unsere 15-jährige Mirza mit einer Lebensleistung von 110 000 kg Milch», hält Alain Jungo fest. Aber auch die Qualität der 31 Milchkühe ist beachtlich; 23 davon sind im Verlauf der Bemessungsjahre (2002 bis 2017) in die Kategorie «Exzellent» (über 90 Punkte) linear eingestuft worden. Dies zeigt doch, dass die Tierbesitzer für züchterische Massnahmen über fachliche Kompetenz verfügten. Dabei hatten die Betriebsleiter in all den Jahren auch eine glückliche Hand bei de Anpaarung und der Selektion ihrer hochklassigen Holsteinherde.