«Pferdehalter sollten ihre Wiesen ebenso wertschätzen wie ihre Tiere», sagte Hanspeter Hug vom Strickhof am Kurs «Raufutterqualität für Pferde», der am 26. November am Strickhof in Lindau stattfand. Stammt das Raufutter von Mähweiden, müsse besonders darauf geachtet werden, dass das Beweiden nicht die Futterproduktion beeinträchtige.

Zuerst Beweiden, dann wachsen lassen

«Das Pferd, besonders wenn es beschlagen ist, sorgt für viel grössere Trittschäden als ein Paarhufer», stellte Hanspeter Hug fest. Es empfehle sich, Wiesen bereits im frühen Frühling bis etwa Mitte April beweiden zu lassen, was die Bildung der Grasnarbe fördere. Wird laut Hug umgekehrt die Wiese zuerst wachsen gelassen, um Raufutter zu produzieren, würden hochwachsende Gräser wie Italienisches Raigras, Knaulgras oder Wiesenfuchsschwanz mit der Zeit ausläuferbildende Arten verdrängen. Zu diesen gehören Wiesenrispe, Englisches Raigras, Straussgras, Gemeines Rispengras oder Rotschwingel. Diese wurzeln flach und tragen zur Bildung der Grasnarbe bei. Trittschäden durch die spätere Beweidung würden der Grasnarbenbildung zusätzlich entgegenwirken.

Um Raufutter produzieren zu können, braucht es zunächst gute Bestände. Dieses erhält umso mehr Struktur, je später der erste Schnitt erfolgt. «Ökoheu hat zwar einen späten Schnittzeitpunkt. Dennoch kann man nicht generell sagen, dass es sich für Pferde grundsätzlich eher eignet», so Hug. Auch Emd könne an Pferde verfüttert werden, wenn es gemeinsam mit strukturreicherem Heu angeboten wird. Es komme auf das Gesamtangebot an, und es seien viele Faktoren, welche die Qualität von Heu mitbestimmen.

Um Gras zu konservieren, stehen laut Hug zwei Methoden zur Verfügung: Durch Dürren entsteht Heu, durch Gärung erhält man Haylage oder Silage. Letztere weist eine Trockensubstanz von höchstens 65 Prozent auf und eignet sich für Kühe, nicht jedoch für Pferde.

Das Heu muss genügend getrocknet werden

Wer beabsichtigt, Dürrfutter herzustellen, sollte das Gras drei bis fünf Tage zur Trocknung liegen lassen. Wird es direkt auf dem Feld zu Grossballen gepresst, besteht die Gefahr, dass es nicht genügend trocken wird. Das beste Dürrfutter gibt es, wenn es nach der Ernte belüftet wird. Das ist jedoch nur mit einer Heubelüftung auf dem Heustock oder mit einer Rundballenbelüftung möglich.

Um mittels Gärung Haylage oder Silage zu erhalten und dadurch unerwünschte Zersetzungsprozesse zu stoppen, braucht es eine Gärung durch Milchsäurebakterien. Sie ist die stärkste Gärsäure und senkt den ph-Wert am deutlichsten. Die Nährstoffverluste sind dadurch gering, das Futter riecht gut und wird von den Tieren gern gefressen. Doch sowohl bei Haylage wie auch bei Silage ist zu beachten, dass Abbauprozesse, ph-Wert und die Verbreitung von Schimmelpilzen ansteigen, sobald ein Ballen geöffnet ist und Luft dazu kommt.

«Dies ist besonders im Sommer ein Problem», stellte Hanspeter Hug fest. «Dann herrschen höhere Temperaturen, welche die Fäulnisprozesse beschleunigen. Zudem dauert es während der Weidesaison länger, bis ein Ballen aufgebraucht ist.»

Heu nach bestimmten Kriterien beurteilen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses erhielten selbst Gelegenheit, die Qualität von Raufutter sensorisch zu beurteilen. Kriterien dafür sind Geruch, Farbe, Struktur und Verunreinigungen. Je mehr Struktur das Heu aufweist, je grüner seine Farbe ist, je besser der Geruch und je weniger Staub es aufweist, desto besser wird seine Qualität eingestuft. Dabei liess sich feststellen, dass zwei Heuproben mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften auf dieselbe Qualitätspunktzahl kommen können.