Herr Signer, Sie bieten mit Ihrer Firma Lösungen zum Schutz vor Wildschweinschäden an. Was machen Sie genau?
Damian Signer: Mithilfe einer Drohne mit Wärmebildkamera sowie zwei Jagdhunden kann ich die Wildsauen im Feld aufspüren und das Feld freimachen, ausserdem mache ich Zäune. Die Firma ist in Appenzell. In Sachen Wildsauen bin ich im Gebiet Thurgau und Richtung Schaffhausen oder Aargau tätig.

Wie läuft so eine Aktion ab?
Wenn ich zu einem Weizen- oder Maisfeld gerufen werde, mache ich mir erstmal vor Ort ein Bild. Meistens überfliege ich das Feld mit der Drohne. Sollte sich die Vermutung bestätigen, dass sich Wildschweine in der Kultur befinden, fliege ich nochmals mit eingeschalteter Wärmebildkamera darüber. Sind Wildschweine im Feld zu finden, so nehme ich Kontakt mit der zuständigen Jagdgesellschaft auf und informiere diese über die Situation. Idealerweise organisiere ich in Kooperation mit der jeweiligen Jagdgesellschaft – sofern es die gesetzlichen Vorgaben erlauben – eine Jagd. Das trägt auch zur Vergrämung, also Abschreckung, der Tiere bei. Hierbei werden die Wildschweine mit Hilfe der Jagdhunde aus der Kultur getrieben, danach erfolgt nochmals ein Kontrollflug. Anschliessend kann der Zaun erstellt werden.

Die Rotte ist ein Familienverbund und die Leitsauen sind extrem schlau. Wenn sie aus dem Feld herausgetrieben wird und dann noch ein, zwei Familienmitglieder fehlen, weil diese abgeschossen wurden, kann sie sich den Ort und die Gefahr einprägen. Irgendwann ist aber der Hunger grösser als die vorher gemachte negative Erfahrung und die Rotte kommt zurück ins Feld. Meine Beobachtungen zeigten, dass es nach einem Abschuss in einem Maisfeld etwa einen Monat geht, bis die Rotte versucht, wieder einzudringen. Sie sind aber dann sehr vorsichtig.

Was ist aus Ihrer Sicht die beste Methode, um die Kultur vor Wildschweinschäden zu schützen?
Wenn man den Zaun um die Kultur herum richtig macht, ist er eines der effizientesten Mittel. Aber: Die Fläche muss frei von Schwarzwild sein, sonst zäunt man diese gar ein. Wenn das passiert, geben sie sich lange nicht zu erkennen. Sie fressen dann bis einige Meter an den Zaun heran, leben in der Ackerkultur drin und beschädigen so die Kultur massiv.

 

Wie ein Zaun gegen Wildschweine richtig erstellt wird, erfahren Sie unter diesem Link.

 

Wie erkennt man denn, ob Wildschweine im Feld sind?
Man sieht zunächst einmal den Zugang, wo die Rotte in das Feld hinein geht. Eine einzelne Sau verursacht deutlich weniger Schaden im Maisfeld und zieht nach kurzer Zeit weiter. Bei einer Rotte von vier bis sechs Tieren sieht man einen richtigen Pass, wo sie jeweils hinein- und wieder hinauslaufen. Wenn man als Landwirt Wildschäden bemerkt, empfiehlt es sich, einmal quer durchzulaufen. Dann kann man einschätzen, wie gross der Schaden ist.

Ist das nicht gefährlich?
Nein. Solange eine Sau dem Menschen ausweichen kann, meidet sie ihn. Ausserdem: Wenn sich irgendwo eine Sau aufgehalten hat, riecht man das noch zwei Stunden später.

Gibt es ausser dem Zäunen auch andere Möglichkeiten?
Ja. Von akustischen Methoden sagt man, dass sie auch sehr effizient seien. Das Problem dabei ist aber, dass sie sehr laut sind und so in bewohnten Gebieten zu Reklamationen wegen  Lärm führen. Es gibt zudem die Abwehr mit Geruchsstoffen. Dabei ist aber die Reichweite beschränkt, sie eignen sich nur für kleine Flächen.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit von Jäger und Landwirtinnen?
Die Kommunikation zwischen Jägerin und Landwirt ist das allerwichtigste. Wenn ganz grosse Felder, also ab zirka zehn Hektaren, von Schäden betroffen sind, muss ich ab und zu zwischen Jägern und Landwirtinnen vermitteln. Denn bei riesigen Feldern bringe ich mit meinen Hunden die Sauen nicht aus dem Feld heraus. Dann gehen sie im Feld rundum, aber zeigen sich nicht. Da müssen Bauer und Jägerin zusammenspannen und schauen, wo es Sinn macht, Schneisen ins Feld zu machen. Zunächst mal bedeutet das ein Ertragsverlust für die Landwirtin. Der Jäger kann nach aufwendiger Ansitzjagd Abschüsse tätigen.

Wie weit vom Wald weg gehen Wildschweine?
Je nachdem wie viel Schutz sie in den Ackerkulturen finden, gehen sie gut mal zwei Kilometer weg vom Wald. Wildschweine können mehrere Kilometer in einer Nacht zurücklegen.

Wovon hängt es aus Ihrer Sicht ab, wie viele Schäden die Wildschweine machen?
Unter anderem davon, wie die Landwirtschaft betrieben wird. Wenn viele Ackerkulturen eng beieinander stehen, wo sich die Tiere verstecken können, ist das Schadenpotenzial grösser, als wenn man viel Wiesland und Wald hat, wo es leichter ist, zu jagen. Sinnvoll ist, im Wald keine Abschüsse zu tätigen, wenn die Ackerkulturen im Stadium sind, wo sie den Wildschweinen ein reiches Angebot an Nahrung bieten. Man muss die Tiere wenn möglich dort vergrämen, also abschrecken, wo sie Schäden verursachen.

Weitere Infos unter www.waidwerker.ch