Weniger Umtriebe, weniger Tiere pro Umtrieb und das noch zu einem tieferen Preis. Die neue Strategie von Daniel Kneuss, CEO, Verwaltungsratspräsident und Inhaber der Ernst Kneuss Geflügel AG in Mägenwil AG, hat es in sich. So staunten die Produzenten nicht schlecht, als sie im Rahmen einer Infoveranstaltung am 20. Februar mit den Absichten des Geschäftsführers konfrontiert wurden. Nach den Ausführungen habe absolute Stille geherrscht, weiss ein Insider. «Was soll man dazu noch sagen?», fragt ein Produzent, der ungenannt bleiben will.
Erneut in den Schlagzeilen
Die Ernst Kneuss Geflügel AG ist mit ihren rund 90 Produzenten nach Micarna, Bell und Frifag der viertgrösste Integrator auf dem Schweizer Geflügelmarkt. Das Unternehmen befindet sich in dritter Generation in Familienhand. Der aktuelle Geschäftsführer Daniel Kneuss geriet in den vergangenen Jahren wiederholt in die Schlagzeilen. Vor allem seine Expansionsstrategie, verbunden mit der Suche nach mehr und noch mehr Produzenten, machte schnell die Runde. Marktkenner berichten von einem veritablen Preisdumping, welches betrieben wurde, um Marktanteile zu gewinnen.
Mit seiner jüngsten Strategieanpassung sorgt er für grosse Unsicherheit bei seinen Produzenten. Künde selbst, dann wird dir nicht gekündigt, so sei die Botschaft gewesen, sagt ein betroffener Produzent. Mit Namen genannt werden will zum Thema Kneuss niemand. Gross ist die Angst vor einer Vertragsauflösung.
Kurzfristige Planung
So geschehen bei einem weiteren Informanten der BauernZeitung, der ebenfalls nicht genannt werden will. Er erhielt letzten Sommer mit vier weiteren Produzenten die Kündigung, nachdem er sich wiederholt beschwert hatte. Vor allem die kurzfristige Planung habe für ihn Stress bedeutet. Von anderen Produzenten kenne man die Ein- und Ausstallungspläne praktisch ein halbes Jahr im Voraus. Nicht so bei Kneuss Güggeli. Dort würden innerhalb kürzester Zeit die Termine geändert. Ein Ärgernis, das auch andere Produzenten bestätigen.
Unterschiedliche Leerzeiten
Auch die Leerzeiten sorgen immer wieder für Diskussionen. Zwischen drei Tagen bis drei Wochen sei alles vorgekommen. Entweder hat man kaum genügend Zeit, die Stallung entsprechend Vorschriften zu reinigen. Oder aber die Leerzeit sei so lang, dass Kürzungen der BTS-Beiträge drohen würden. Denn wenn die Stallbelegung des Mastplatzes unter 270 Tage fällt, werden die anrechenbaren GVE linear reduziert, sprich gekürzt.
Daniel Kneuss kennt die Problematik: «Ich bin mir bewusst, dass dies für die Produzenten ein wichtiger Punkt in der Diskussion ist», erklärt er auf Anfrage der BauernZeitung. Die Ernst Kneuss Güggeli AG schaue sich alle Punkte der gesamten Wertschöpfungskette an, auch den der Direktzahlungen.
All das kümmert den ehemaligen Kneuss-Produzenten nicht mehr. Er ist froh, nicht mehr dabei zu sein.
Alternativen sind rar
Bei den nach wie vor aktiven Produzenten herrscht Resignation. Zur ungemütlichen Situation der Mäster beigetragen haben dürfte die in letzter Zeit hohe Fluktuation der Mitarbeiter der Ernst Kneuss Güggeli AG. Wer als Mäster eine Alternative hat, wechselt freiwillig.
Doch das ist einfacher gesagt, als getan. Vor allem diejenigen, die erst kürzlich für viel Geld in die Pouletmast eingestiegen sind, verhalten sich still. «Wenn mir heute ein anderer Geflügelverarbeiter einen Vertrag auf den Tisch legen würde, ich würde sofort unterschrieben», sagt ein Kneuss-Produzent.
Rechnung zurückgewiesen
Das Vertrauen in die Firma ist kaum noch vorhanden. Erst recht nicht nach der Versammlung der Geflügelproduzenten vor rund zwei Wochen. Die Rechnung der Risikokasse wies Unstimmigkeiten auf und wurde einstimmig von der Versammlung zurückgewiesen. Der Vorwurf: Ungerechtfertigte Bezüge. «Die Risikokasse ist nicht da, um den Schlachthof zu sanieren», bemängelte ein anwesender Produzent.
Daniel Kneuss bestätigt die Rückweisung: «Die Risikokasse muss modernisiert werden und heutigen Ansprüchen entsprechen.» Man werde die Statuten und das Regelwerk anschauen und, wo angebracht, aktualisieren.
Laufende Verhandlungen
Nichts zur Angelegenheit sagen will der Präsident der Produzenten, Peter Fischler. Er verweist auf die laufenden Verhandlungen. Er werde alles daran setzen, eine tragbare Lösung für die Produzenten auszuhandeln.
Laut Branchenkennern ist das bestmöglichste Ergebnis dieser Verhandlungen der Status quo. «Die Produzenten können zufrieden sein, wenn sie den heutigen Preis behalten können», so die resignierte Meinung.