In den nächsten Wochen ziehen die ersten Herden mit lautem Schellengetöse wieder bergauf zu ihren Sommerweiden. Wie Töni Gujan von der Fachstelle für Alpwirtschaft am Plantahof in Landquart GR der BauernZeitung erklärt, sind vorgängig noch einige Vorbereitungen zu treffen.
Pflege und Gesundheit
Generell gilt, nur gesunde und fitte Tiere gehören auf die Alp. Viele Alpen verlangen deshalb von den Bestössern beim Alpauftrieb zusätzlich einen unabhängigen Beweis, dass die Euter gesund sind – beispielsweise die Zellzahlbestimmung, externe Schalmtestkontrolle oder eine bakteriologische Analyse der Milch auf Staphylococus aureus. Denn das Risiko ist zu hoch, dass kranke Kühe, gesunde anstecken könnten.
Regelmässige Euterkontrolle
Die Euterkontrolle sollte regelmässig mit dem Schalmtest durchgeführt werden. Viele Kuhhalter lassen es im Heimbetrieb mit der monatlichen Zellzahlbestimmung prüfen. Fällt der Test positiv aus, kann der Tierarzt die Euter noch vor der Alpfahrt behandeln. «Erst nach erfolgreicher Behandlung dürfen die Kühe auf die Alp gebracht werden», sagt Töni Gujan. Nach geltenden Vorschriften sind auch auf der Alp regelmässige Selbstkontrollen – mind. eine Antrittskontrolle in der ersten Alpwoche und eine Monatskontrolle – durchzuführen.
Frühzeitige Klauenpflege
Die Klauenpflege sollte Anfang April stattfinden, damit bei Problemen noch frühzeitig reagiert werden kann. Die Auffassung, lange Klauen nutzen sich beim Weidegang auf der Alp ab, stimme nicht. Töni Gujan erklärt, «nur Tiere mit richtig geschnittenen Klauen können auch richtig laufen und leiden nicht an Folgekrankheiten auf der Alp.»
«Je nach Vorgabe des Sömmerungsbetriebs ist eine Impfung notwendig.»
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Töni Gujan, Landwirtschaftlicher Berater der Fachstelle für Alpwirtschaft am Plantahof in Landquart GR.
Impfung
«Je nach Vorgabe des Sömmerungsbetriebs ist eine Impfung z. B. gegen Pink Eye oder Rauschbrand notwendig», sagt der Plantahof-Fachmann. Einen Überblick über die Seuchenlage bietet die «Datenbank Tierseuchenfälle Schweiz». Weitere Informationen: hier.
Trächtigkeit und Kastration
Unträchtige Kühe und Rinder bringen Unruhe in die Herde. Eine Alpbesamung verursacht zusätzliche Umtriebe und Kosten.
Trächtigkeit untersuchen
Es wird empfohlen, die Kühe vor dem Alpauftrieb auf Trächtigkeit zu untersuchen. Die Besamung bzw. der Abkalbezeitpunkt sollten so gewählt werden, dass die Kuh bei der Sömmerung in guter Verfassung bleibt. Bei Galtsömmerung sollte die Milchkuh genügend früh, vor dem Alpauftrieb, trockengestellt werden, so Töni Gujan.
Ein Stier auf der Alp
Der Bestösser sollte mit dem Älpler absprechen, ob ein Stier in der Herde mitläuft oder Alpbesamungen möglich sind.
Kälber katrieren
Stierkälber ab einem Alter von sechs Monaten müssen auf den meisten Alpen korrekt kastriert sein. Sie sind sonst zeugungsfähig.
Tiere an die Alp gewöhnen
«Mindestens zwei bis drei Wochen vor der Sömmerung muss der Verdauungs- und Bewegungsapparat des Milchviehs an die Weidehaltung gewöhnt werden», empfiehlt Töni Gujan.
Fütterung anpassen
Durch die Tag- und Nachtweide gewöhnen sich die Tiere ans Futter und die entsprechende Umgebungstemperatur, das Herdenverhalten wird zudem gestärkt. Die Kraftfuttergabe sollte auf null reduziert werden. Wird die Milch auf der Alp verkäst, muss der Bestösser die Silagefütterung mind. zehn Tage vor Alpauftrieb einstellen, sonst steigt die Gefahr, dass der Käse auf der Alp bläht. «Dies kommt einem Totalausfall der ersten Käseproduktionen gleich. Der Käse ist dann ungeniessbar», erklärt Gujan.
Kälber trainieren
Bereits auf dem Heimbetrieb müssen die Kälber auf die Alp vorbereitet werden. So sollten sie etwa das Weiden, die freie Salzaufnahme, das Trinken an Brunnen sowie Elektrozäune kennenlernen. Der freie Weidegang ist die beste Schule dafür.
Treicheln/Schellen angewöhnen
Auf dem Heimbetrieb sollten die Kühe und Kälber an das Schellentragen gewöhnt werden. Die Schellengrösse sollte dem Tier angepasst sein.
Transport und Dokumente
Sind die Sömmerungsbetriebe weit vom Heimbetrieb entfernt, werden die Tiere meist von einem Transportunternehmen transportiert. Eine Transportplanung ist deshalb notwendig.
Transport planen
Bereits bei der Anmeldung der Tiere zur Sömmerung sollte beim Transporteur die Transportkapazität je Fahrzeug geklärt werden. Damit werden unnötige Kosten vermieden, so Töni Gujan. Auch sollte vor der Bestossung frühzeitig der Termin und Abladeplatz abgesprochen werden. Die Tiere müssen zum vereinbarten Termin separat bereitstehen. Beim Verladen sollte genügend Zeit eingeplant werden. Auf der Alp sind die Tiere in ein festes und fixes Gehege abzuladen, damit die Tiere kontrolliert und auffällige wieder zurück geschickt werden können. Es wird die Anwesenheit des Bestössers empfohlen. Eine Entmistung des Transportfahrzeug am Abladeort sollte ermöglicht werden.
Mitgliedschaft bei der Rega
«Je nach Vorgabe der Alp kann eine Mitgliedschaft bei der Rega für die Sömmerung obligatorisch sein», so Töni Gujan. Diese sei sehr zu empfehlen, da das Kosten-Nutzen-Verhältnis sehr gut ist.
Separate Versicherung abschliessen
Gujan empfiehlt eine Unfallversicherung für die Tiere abzuschliessen, da das Unfallrisiko bei der Sömmerung z. B. durch Blitzschlag oder Absturz erhöht ist.
Erforderliche Begleitdokumente
Dem Älpler sollte einvollständig ausgefülltes Tier-verzeichnis mit Ohrmarkennummern aller Tiere übergeben werden. Auch sind Auskünfte über auffällige Eigenschaften des Einzeltiers, Melkeigenschaften, Besamungs- und Sprungdatum, ärztliche Behandlungen vor der Alpladung und medizinische Tierbehandlungsmethoden notwendig.
Tiere kennzeichnen
Jedes Tier muss üblicherweise mit zwei Ohrmarken gekennzeichnet sein. «Je nach Vorgabe der Alp sind Plaketten an Schellriemen anzubringen und/oder Initialen oder Nummern ins Fell einzurasieren.