Der Auslöser für Schwanzbeissen ist in der Regel Stress. Dieser Stress kann durch verschiedenste Ursachen ausgelöst werden. Oft benötigt es mehrere Faktoren, die zusammenspielen und schliesslich in Schwanzbeissen enden.

Langeweile ist beispielsweise ein solcher Stressfaktor: Schwanzbeissen tritt oft bereits rund zwei Wochen nach dem Absetzen auf. Die Ferkel haben die Bucht ausgiebig kennengelernt und in einem nächsten Schritt werden die Buchtengenossen – oft noch spielerisch – erkundigt. Diesem natürlichen Trieb der Schweine gerecht zu werden, ist keine leichte Aufgabe!

Genetik und Rang spielen eine Rolle

Sicherlich ist das Tier an sich als Faktor nicht zu vergessen: Genetische Veranlagung und Rangordnung spielen eine Rolle beim Auftreten von Schwanzbeissen. So hat eine aktuelle Studie aus Deutschland ergeben, dass die Schwanzbeisser zu rund zwei Dritteln rangniedrige Ferkel sind und die Opfer oftmals die ranghohen Tiere in der Bucht. Das Problem beginnt häufig am Futtertrog: Die rangniederen Ferkel werden von den Starken verdrängt und beginnen aus Frust mit dem Benagen der stärkeren Ferkel.

Weitere Auslöser für Schwanzbeissen können das Stallklima (Zugluft, Ammoniakgehalt, Temperaturschwankungen usw.), eine mangelnde Wasserversorgung oder Fütterungs-fehler sein.

Merken, wenn etwas nicht stimmt

Entscheidend ist, dass das Schwanzbeissen früh erkannt wird, damit es möglichst nicht zu blutigen Wunden und allenfalls folgenden Entzündungen der Schwanzspitze und Abszessen im Wirbelkanal kommt. Der Ringelschwanz ist ein sehr gutes Indiz, dass ein Schwein zufrieden ist und es ihm gut geht. Zeigt der Schwanz nach unten oder ist er gar zwischen den Hinterbeinen eingeklemmt, gilt es unbedingt genau hinzusehen. Auch am Geräuschpegel kann festgestellt werden, ob mit den Tieren alles in Ordnung ist. Ist gleichmässiges Grunzen zu hören, ist alles in Ordnung. Lautes, panisches «Quieken», also Schreien, sollte hingegen jeden Schweinehalter aufhorchen lassen.

Rasch reagieren

Wenn Schwanzbeissen am Aufkommen ist, gilt es die Tiere abzulenken: Ausreichend Beschäftigungsmaterial anbieten und dieses wenn möglich abwechslungsreich einsetzen. Nebst Raufutter in verschiedensten Raufen werden in der Praxis Wühlerde, Tannenzweige, Jutesäcke usw. angeboten. Durch gute Beobachtung kann der «Beisser» oft gefunden und aus der Bucht entfernt werden. Sind bereits Wunden an Schwänzen zu sehen, gilt es diese zu versorgen. Am besten werden Tiere mit blutigen Wunden ebenfalls aus der Bucht genommen, denn das Blut animiert die Schweine zum Weitermachen.

 

Zur Autorin

Sandra Haslebacher ist Fachspezialistin Tierhaltung und arbeitet als Lehrerin und Beraterin am Inforama Rütti in Zollikofen.