Das Wetter ist wärmer und das Grasland fängt an zu grünen. Die Weidesaison steht also vor der Tür. An einigen Orten gehen die Kühe oder Rinder gar jetzt schon auf die Weide. Der Weidebeginn bedeutet auch eine Fütterungsumstellung für die Tiere. Doch was ist beim Weidebeginn zu beachten? Dies hat die BauernZeitung bei den Tierhaltungs- und Futterbauberater(innen) vom Berufs- und Beratungszentrum Natur und Ernährung (BBZN) in Hohenrain, Luzern, nachgefragt.

Gute Gräser fördern

Tatsächlich hat in frühen Lagen bereits die Frühlingsweide begonnen, wie die BBZN-Berater Dominik Amrein, Raphael Albisser und Astrid Lussi bestätigen. Dies wird auch als Pflegeweidegang bezeichnet. Dabei sei es nicht das Ziel, dass die Kühe und Rinder auf der Weide möglichst viel fressen. Es geht darum, dass ausläuferbildende Gräser wie das Englische Raigras und die Wiesenrispe gefördert werden. Dadurch entsteht eine gute Grasnarbe. Ausserdem fressen die Tiere im Frühling junge, aber auch unerwünschte Pflanzen. Mit dem Pflegeweidegang kann zusammen mit dem Vegetationsstart bei abgetrockneten Bedingungen gestartet werden.

Wie die Berater empfehlen, sollte das Gras bei einer intensiven Umtriebsweide (Koppel-Weide) beim Bestossen zwischen 10 und 15 cm hoch sein. Bei einer intensiven Kurzrasenweide wird eine Höhe von 6 bis 8 cm angestrebt.

«In einem Monat (Mitte April) wird das Graswachstum stark ansteigen. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Umstellung abgeschlossen sein und die Kühe können einen grösseren Teil des Futterbedarfs auf der Weide aufnehmen», empfehlen die Berater(innen). Zu diesem Zeitpunkt sei das Weidemanagement besonders wichtig und die Grashöhe dürfe auch mal etwas kürzer sein. Ein Teil der Weidefläche kann dann bereits für die Konservierung abgetrennt werden.

Pansenmikroben anpassen

Das Frühjahrsgras hat eine gute Qualität und hohe Gehalte bis in den Sommer hinein. Dies ist besonders günstiges Futter, da die Konservierung entfällt. Weitere Vorteile für die Tiere sind die Bewegung und das Sonnenlicht.

Jedoch sollte die Umstellung von der Winterfütterung aufs Weiden langsam erfolgen. Damit sich die Pansenmikroben anpassen können. Gemäss Studien benötigen Pansenmikroben drei bis vier Wochen, um sich an ein neues Futter anzupassen. Mit einem frühen Weidebeginn behebt sich dieses Problem von alleine. Wird früh mit dem Weiden begonnen, steht am Anfang nur eine kleine Futtermenge zur Verfügung. Die Pansenmikroben passen sich so laufend an ein immer grösser werdendes Angebot an.

Magnesium beachten

Junges Weidegras im ersten Aufwuchs ist generell arm an Magnesium. Wird spät mit Weiden begonnen, steht kurzfristig eine grosse Menge an jungem Weidegras zur Verfügung. Dadurch kann es zu Weidetetanien kommen. Hinzu kommt ein hoher Kaliumgehalt im Futter. Kalium hemmt die Aufnahme von Magnesium zusätzlich.

«Auf dem Betrieb lässt sich dies jedoch durch einfache vorbeugende Massnahmen verhindern», sagen die Berater. Dazu gehören eine langsame Futterumstellung auf die Weide durch frühen Weidebeginn und das Verfüttern von anderen Futtermitteln (z. B. Emd) vor dem Weidegang. Bestehe trotzdem ein Verdacht auf eine Tetanie (Muskelzittern, unsicherer Gang, Krämpfigkeit), sollten Landwirte im Frühjahr auf ein Mineralfutter mit erhöhtem Magnesium-Gehalt wechseln.

Mit dem Weidegang und dem Zugang zu frischem Grünfutter verbessert sich grundsätzlich die Fruchtbarkeit und Tiergesundheit. Grund dafür sind Vitamine (Vitamin A, Carotin, Vitamin D3, Vitamin E) die im Grünfutter in grossen Mengen vorhanden sind und positive Effekte auf die Fruchtbarkeit und die Tiergesundheit haben. In konservierten Futtermitteln werden diese teilweise abgebaut. In der Winterfütterung können diese aber mithilfe eines Mineralfutters ergänzt werden. Zur besseren Vitaminversorgung kommt der positive Einfluss der Weide aufgrund griffiger Böden und genügend Platz. Tiere zeigen dann die Brunstsymptome auch deutlicher. Die BBZN-Berater empfehlen zudem beim Weidebeginn die Zäune am Ende der Weide gut zu befestigen und sichtbar zu gestalten. «Landwirte, die ihre Tiere beim ersten Weidegang beobachten wissen, was damit gemeint ist.»Jasmine Baumann