Am Anfang steht eine gute Idee. Doch damit ist es noch nicht gemacht. "Bis aus einem Einfall eine Innovation wird, braucht es rund 3000 weitere Ideen", sagte Markus Wildisen. Der Direktor des Inforamas in Zollikofen eröffnete mit diesen Worten das Agrarpolitik Forum an der Fachhochschule HAFL in Zollikofen. Das Thema des Anlasses: Innovation in der Landwirtschaft. Viele innovativen Ideen entstehen auf Betrieben, bei der täglichen Arbeit. Innovation spielt sich immer dann ab, wenn weitergedacht wird und Prozesse optimiert werden wollen. Die Erfindung des Pflugs war innovativ und genauso sind es aktuelle Beispiele, die die Arbeit auf dem Feld und im Stall erleichtern. 

Am Agrarpolitik-Forum diskutierten Landwirtinnen, Politiker, Berater und Verwalterinnen darüber, ob und wie die Agrarpolitik die Innovation fördern kann. Soll der Staat überhaupt finanziell unterstützen? Und wenn ja, in welchem Ausmass? Einer der Redner am Forum war Manfred Bötsch. Der ehemalige BLW-Direktor führt heute ein Beratungsbüro. "Monetäre Ansätze eignen sich nicht, um Innovation zu fördern. Sonst löst der Fleiss die Kreativität ab", ist er der Meinung. Politik sei gar nicht für Innovation im Markt zuständig. "Aber sie muss Rahmenbedingungen schaffen und aktuell gehalten bleiben", sagte Bötsch. Er betonte, dass auch das Weglassen von Regelungen innovativ sein könne und dass dies auch Innovation fördern könne.

Bürokratische Hürden

Einer, den die vielen Vorschriften und Regelungen bremsten, ist Andreas Lehmann. Der Erfinder ist einer von acht, der am Forum seine Innovation vorstellte. Der Landwirt aus Langrickenbach TG ist ein Wiederholungstäter. Er tüftelt ständig und versucht, seinen Betrieb weiterzuentwickeln. Sein Hauptbetriebszweig sind Milchschafe. Die Idee einer eigenen Hofkäserei zur Verarbeitung der Schafsmilch geisterte schon eine Weile in seinem Kopf herum. Nun hat er in einem grösseren Bauprojekt eine Untertags-Biogasanlage, einen Maschinenunterstand sowie die Käserei gebaut. Letztere ist noch im Rohbau, die anderen beiden Einrichtungen sind in Betrieb. Im Video spricht er von den Herausforderungen, denen er sich mit seiner innovativen Bauidee stellen musste. 

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Das beeindruckte Markus Hausammann. Der Nationalrat aus dem Kanton Thurgau stellte das Projekt als Beispiel für Innovation am Forum vor. Hausammann wählte diese Idee aus, weil die Bedingungen für Innovation auf dem Betrieb von Andreas Lehmann nicht ausserordentlich gut waren: "Es gibt Leute, die sagen jeweils: 'Ja, wenn ich dein Land hätte...' oder 'wenn ich auch so viele Direktzahlungen bekommen würde, dann wäre ich auch innovativ.' Solche vereinfachenden Faktoren hatte Andreas nicht unbedingt. Und doch kann er innovativ sein. Das gefällt mir." Welche Rolle die Politik bei der Förderung von Innovation einnehmen kann, erklärt er im Video.

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Ziele, kombiniert mit Massnahmen

Andreas Lehmann wünscht sich eine schnellere Bürokratie, die weniger kompliziert ist und die neue Ideen unterstützt. Um das zu erreichen, müsse man nicht unbedingt die Verwaltung abspecken, sagt Jean-Marc Chappuis, Vize-Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft BLW. Es sei vielmehr eine Frage der Ausnutzung des Rahmens, meint er: "Es kommt auf die Personen darauf an, die in den Verwaltungen sitzen. Es macht einen Unterschied, ob diese auf Nummer sicher gehen wollen oder ob sie mutiger sind und den Rahmen wirklich ausnutzen."

Chappuis schlägt vor, dass zur politischen Förderung von Innovationen Ziele formuliert, statt Massnahmen katalogisiert werden. "Das würde den Landwirten mehr Freiheiten geben", sagt er. Als Beispiel nennt er das Punktesystem von IP Suisse, die damit das Erreichen eines Ziels belohnen. Chappuis relativiert allerdings: "Unser staatliches System muss eines sein, das für alle geht. Wir müssen an Minderheiten denken und dürfen diese nicht im Stich lassen, wenn sie ein Ziel nicht erreichen. Massnahmen, zu denen der Bund sagt, was genau zu tun ist, sind tatsächlich einfacher umzusetzen und zu kontrollieren." Daher wäre wohl eine Mischung aus Zielen und Massnahmen angebracht, sagt Jean-Marc Chappuis.