Wie beurteilen Sie die Stimmungslage der Bevölkerung?

Sandra Helfenstein: Unsere Umfrage vom August 2019 zeigte, dass etwas mehr als 60% Ja sagen würden zu Trinkwasser-, bzw. Pestizidverbots-Initiative. Das ist nicht unüblich. Die Zustimmung erodiert im Normalfall, je mehr sich die Leute mit dem Thema befassen. Jetzt haben wir die Schwierigkeit der aktuellen Pflanzenschutz- und Grundwasser-Diskussionen. Wenn die Leute am Schluss das Gefühl haben, dass ihre heilige Kuh, das Trinkwasser, gefährdet ist, wird es für uns schwieriger. Es braucht auf jeden Fall noch Überzeugungsarbeit, dass wir es hier mit Importförderinitiativen zu haben. 

Sie setzen bei der Überzeugungsarbeit auf die bäuerliche Bevölkerung.

Im Gespräch lassen sich die Leute relativ gut davon überzeugen, dass die Initiativen weder sinnvoll sind, noch die gewünschten Resultate bringen. Aber es braucht dafür ein paar Sätze, eine Schlagzeile reicht nicht. Wenn jede Bäuerin und jeder Bauer 25 Leute davon überzeugen kann, dann haben wir diese Abstimmung gewonnen. Und niemand kann so glaubwürdig argumentieren, wie die landwirtschaftliche Bevölkerung selber. Glaubwürdiger als die Verbände oder Markus Ritter als Präsident. Wenn sie die Konsequenzen für ihren Betrieb aufzeigen, nimmt man ihnen das ab. Und man glaubt ihnen auch, dass auch sie alles Interesse an sauberem Trinkwasser haben.

Diese Arbeit ist aufwendig, können Bauern dafür finanzielle Unterstützung beantragen?

Nein, es geht um ihre Zukunft und ist in ihrem eigenen Interesse. Wir stellen alles Material kostenlos zur Verfügung. Wenn sie nicht bereit sind, das Gespräch zu führen oder mal eine Tafel aufzuhängen, dann weiss ich auch nicht mehr weiter. Wir setzen hohe Mittel für die Kampagnen auf nationaler Ebene ein, zum Beispiel für die im März startende Medienkampagne. 

Wie sicher ist der Abstimmungstermin 29. November?

Der allerletzte technisch mögliche Termin ist Frühjahr 2021, aber wir gehen nach wie vor vom 29. November dieses Jahres aus.

Sie planen eine Aktion mit Fahnen auf halbmast, was ist die Idee dahinter?

Wir haben den Eindruck, dass die Bauern etwas tun wollen. Mit der Fahne, den Tafeln und den Flyern haben sie die Möglichkeit, sich zu engagieren. Die Idee stammt vom Zürcher Bauernverband und ist inspiriert von den grünen Kreuzen in Deutschland.

Die grünen Kreuze wurden aber zum Teil scharf kritisiert.

Die Fahnen auf halbmast bieten weniger Angriffsfläche als die Kreuze. Sie sollen Betroffenheit signalisieren und dort stehen, wo viele Leute es sehen. Es ist ein Hohlkammerplakat, das so geschnitten ist wie eine Fahne und deshalb nie runterhängt.

Geplant sind auch Schweigemärsche, sollte man nicht lautstark seinem Unmut Ausdruck geben?

Das ist gerade die Idee. Alle erwarten, dass es ganz laut wird. Betroffenheit kannst du aber eher mit Stille zeigen. Das ist jetzt mal unsere Vorstellung, aber vielleicht lassen die Bauern die Glocken trotzdem läuten. Und am Schluss ist ja auch vorgesehen, dass öffentlich noch etwas dazu gesagt wird.

Sandra Helfenstein ist Leiterin Kommunikation beim SBV.