Keine Umwege gehen – das ist ein Ziel von Urs Marti. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Leandra Brusa bewirtschaftet er den Biohof Hübeli in Kallnach. Die Eltern von Urs Marti hatten noch nach IP-Suisse-Richtlinien gewirtschaftet und unter anderem auch Futtergetreide angebaut. Im Zuge der Hofübernahme wollte die junge Generation neue Wege einschlagen und stellte den Betrieb auf Bio um. «Wir wollten kein Futtergetreide mehr anbauen. Wir wollten direkt Kalorien für menschliche Nahrung produzieren. So lag es auf der Hand, anstatt Futtergerste eben Speisegetreide zu säen. Als Ersatz für Gerste haben wir dann Hafer angebaut», erzählt Marti.

Die Ernte enttäuschte zunächst

Vor drei Jahren begann das Paar mit dem Haferanbau. Zunächst waren sie wegen des tiefen Deckungspreises etwas enttäuscht von der Ernte. «Auch wenn es Bio-Hafer ist und Bio-Haferflocken gesucht sind, ist der Preis halt kein Weizen-Preis», so Marti. Schnell kam der Gedanke auf, die Wertschöpfung des Hafers zu erhöhen. Deshalb begann das Paar mit der Produktion von Hafer-Drink.

Kulturen-Vielfalt: Linsen, Dinkel, Hafer, Hartweizen

Der Gedanke, Ackerbau für die direkte menschliche Nahrung zu betreiben, hört auf dem Biohof Hübeli aber nicht beim Hafer auf. Das Paar baut beispielsweise auch Linsen an, die direkt vermarktet werden. Auch Dinkel und Hartweizen gehören zu den Kulturen. Nicht nur schön anzuschauen, sondern auch sehr vielseitig ist die Nutzung von Polentamais, den Urs Marti anbaut und auch selbst das Saatgut vermehrt.

Maismehl für Teigwaren

«Das Maismehl, welches beim Mahlen von Maisgriess anfällt, nutzen wir zur Herstellung von Teigwaren. Die Teigwaren laufen gut. Deshalb haben wir uns dazu entschieden auch noch Dinkel- und Hartweizenteigwaren zu machen.» Eine Kultur, die Urs Marti von seinem Vater übernahm, ist Brotweizen. Ansonsten gibt es auch noch ein Zwischenfutter, das den Boden nach der Ernte bedeckt und Kunstwiesen, die zweimal in der sieben-jährigen Fruchtfolge des Betriebes enthalten sind.

«Wir arbeiten mit Kulturen, die uns interessieren.»

«Uns ist der Ackerbau ganz wichtig. Wir arbeiten gerne mit Kulturen, die uns wirklich interessieren. Das ist immer ein Prozess. Ich denke wir konnten schon das ein oder andere Sinnvolle hier auf dem Hof anstossen und sind zufrieden mit dem, was wir haben. Trotzdem wollen wir uns weiterentwickeln. Im Ackerbau können wir uns noch verbessern. Zum Beispiel beim Wiesenumbruch, da sind wir noch nicht dort, wo wir hinwollen», erzählt der Landwirt. 

Der Reiz liegt in der Nähe zur Natur

In der langjährigen Geschichte des Hübelis haben Urs Marti und Leandra Brusa mit der Umstellung auf Bio neue Seiten aufgeschlagen. Seit 1763 ist der Hof im Besitz der Familie Marti. Bis vor vier Jahren wurde hier auch noch Milch produziert. Das ist nun vorbei. Die Kühe, die auf dem Hof leben, liefern jetzt nur noch den Dünger für den Acker. Bei der biologischen Landwirtschaft liegt der Reiz für Urs Marti an der Nähe zur Natur. Er ist viel auf seinen Feldern unterwegs und verschafft sich einen Überblick über die Entwicklung seiner Kulturen. Auf Biozide verzichtet er gänzlich und nutzt zur Düngung nur den anfallenden Hofdünger.

Sorge um kleine Betriebe

«Das ist die Art von Landwirtschaft, die wir betreiben wollen. Diesen Weg haben wir für uns gewählt», sagt Urs Marti überzeugt. Dass durch den Strukturwandel, der von mehreren Seiten angestossen wird, die  kleinen, bäuerlichen Höfe womöglich nach und nach aufgeben müssen, bereitet dem Landwirt manchmal Sorgen. «Ich habe das Gefühl, dass gerade auf diesen Betrieben richtig gute Arbeit geleistet wird und zur Natur wirklich Sorge getragen wird.»

Ein nicht-wegzudiskutierendes Argument

Urs Marti ist davon überzeugt, dass man in der kleinstrukturierten Schweiz auf Qualität setzen müsse. Darin läge eine grosse Chance. «Deshalb liegt unser Schwerpunkt darauf, Nahrungsmittel von hoher Qualität anzubauen. In unserem Fall bedeutete dies eben auch die Futterfläche für Tiere zu reduzieren. Zum Beispiel der Futtermais, den wir durch Polentamais ersetzt haben». Die bessere Umweltbilanz pflanzlicher Nahrungsmittel ist hierbei ein überzeugendes und nicht wegzudiskutierendes Argument für Marti.

Guter Ertrag macht Freude

Auch die Ernte im letzten Jahr konnte überzeugen. Bei einer einzigen Güllegabe hat das Paar 76 Kilogramm pro Aare Hafer geerntet. Der gute Ertrag macht dem Landwirt viel Freude. «Auch wenn wir biologisch wirtschaften, haben wir ganz klar den Anspruch zu produzieren und eine möglichst gute Ernte einzufahren». Die Produkte, die Urs Marti und Leandra Brusa produzieren, verkaufen sie entweder lokal ab Hof, über ihren online-Shop und in diversen Unverpackt-, Bio- und Tante Emma-Läden in der Region.

 

Betriebsspiegel Biohof Hübeli

Name: Urs Marti und Leandra Brusa

Ort: Kallnach (Bern)

Ackerfläche: Insgesamt 30 Ha. Davon sind 1,5 ha Linsen, 1,5 ha Polentamais, 2,5 ha Hafer, 2 ha Brotweizen, 2 ha Dinkel, 0,5 ha Hartweizen und 4 ha Kunstwiesen. Die restlichen Flächen sind Natur- und Ökowiesen, Weiden, Zwischenfutter und Selbsternte-Gemüse.

Viehbestand: 38 Rinder

Produktionsart: Bio Suisse

Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Urs Martis Eltern und eine Teilzeitanstellung in der Haferdrink-Produktion

Betriebszweige: Ackerbau mit Direktvermarktung, Haferdrink-Produktion, Tierarche Seeland

Weitere Informationen zum Hof und den Produkten gibt es auf: www.biohof-hübeli.ch