Emsiges Treiben herrscht auf dem Hof Burgholz oberhalb von Kerns. Kunden fahren mit Autos oder E-Bikes vor und verschwinden in einem wunderschönen alten Holzspycher. Im Innern umhüllt sie der Duft von frisch gebackenem Brot und Süssgebäck: Schoggikuchen, Linzertorte, Pfaffenhüetli, Nussrugeli, Konfitüren, Birä- und Apfelhung und vieles mehr warten auf Kundschaft.

Backen im Spycher

«Wir verkaufen nur selbst hergestellte Produkte und wenig aus der Nachbarschaft», erklärt Sepp Aufdermauer, während er eine Kundin bedient. Der Spycher im Hof Burgholz ist seit 18 Jahren die Arbeitsstätte von Margrit und Sepp Aufdermauer. Hier stellen sie von morgen früh bis spätabends Backwaren her.

Vom Stall in die Backstube

In der Backstube wird die Schreiberin mit vielen spitzbübischen Lächeln begrüsst: Die Bäuerin Margrit Aufdermauer fertigt soeben Spitzbuben an. Brot habe sie vor 25 Jahren schon für Kunden gebacken. Aber eher als Hobby. Sie fuhr nach Sarnen an den Wochenmarkt und lieferte an den Kiosk im Gymnasium. Dies hat sich bald herumgesprochen. «Es gab immer mehr Kundschaft und so richtete ich in einem Zimmer eine Backstube mit speziellem Ofen ein», erinnert sich die Bäuerin. Die Kundschaft ging im Bauernhaus ein und aus. Das wurde vor allem für ihre damals vier kleinen Kinder etwas zu viel. Vor 18 Jahren baute die Familie den Spycher um und eine Backstube an.

Den Hof weitergegeben

Vor zwölf Jahren hat das Paar seinen Hof an Sohn Martin weitergegeben. Dieser hat den Betrieb auf Bio umgestellt.

«Es war nicht einfach, loszulassen, vor allem nicht für Sepp», erklärt die Bäuerin. «Aber da ich immer mehr Kundschaft hatte, mussten wir eine Entscheidung treffen.» Sepp entschied sich, seine Frau zu unterstützen. «Mir gefällt diese Arbeit sehr und das Schöne an unserer Tätigkeit ist die grosse, sehr zufriedene Kundschaft», gibt der Landwirt sichtlich zufrieden bekannt.

Ohne Konservierungsstoffe

«Unsere Brote, wie Buirebrot, Ruchbrot, Vollkornbrot, Nussbrot, Fünfkornflockenbrot, Dinkelbrot, Weggenbrot, Früchtebrot und Butterzopf werden ausschliesslich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt», so der Landwirt. «Auf chemische Ergänzungsstoffe verzichten wir zugunsten des Geschmacks und der Gesundheit unserer Kunden. Mehl beziehen wir von einer Mühle bei Interlaken, Eier aus der Umgebung und Butter von der Käserei.»

Wieder klingelt die Hofladenglocke. «Kundschaft ist eingetroffen», schmunzelt er und ist schon wieder aus der Backstube verschwunden. «Ja, der Sepp, der liebt es, Kunden zu bedienen. Ich bin lieber hier und backe», meint seine Frau bescheiden.

Bestellungen blieben aus

Corona war auch für die beiden eine grosse Herausforderung. Von einem Tag auf den anderen blieben die Bestellungen aus, weil keine Familienanlässe mehr erlaubt waren. Es sei schon komisch gewesen, meint die Bäuerin, während sie den Spitzbuben die leckere Konfi aufspritzt. Nun trete langsam wieder Normalität ein.

Werbung machte das Paar noch nie, alles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda. Mitbewerber seien auch kein Thema, Bäckereien gebe es in ihrer Umgebung leider fast keine mehr. «Heute haben wir zum Beispiel 40 Kilo Mehl verarbeitet. Es ist nicht jeden Tag so viel», erklärt Sepp, «aber mittwochs liefern wir in Sarnen an eine Sammelstelle, wo die Kunden ihre Ware abholen». Zudem beliefern sie Bio-Familia und Detaillisten in der Umgebung. «Wir sind nicht mehr die Jüngsten. Aber aufhören ist noch kein Thema, wenn alles so weiterläuft, machen wir noch eine Weile weiter», schmunzelt der Bauer und seine Frau nickt lächelnd.

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Biss ins Brötchen

Das Interview ist vorbei. Draussen stehen die Kunden Schlange und auf Nachfrage, wieso sie hier seien, sind sich alle einig: Die Produkte seien einfach fein, stets frisch und das Gespräch mit dem Ehepaar sei immer wertvoll. Auch die fünfjährige Emma, die just den Spycher verlässt, beisst herzhaft in ein Knusperbrötchen.