Das Jahresende naht in grossen Schritten. Dieses Jahr ging so schnell vorbei. Kaum hat es begonnen, ist es schon zu Ende. Seit einigen Tagen steigen hier die Temperaturen. Normalerweise beginnt man gegen Mitte Oktober die ersten Hitzewellen zu spüren, gleichzeitig nimmt die Feuchtigkeit zu. Aber dieses Jahr sind wir bis jetzt verschont geblieben. Heisst das, dass der Regen auch Verspätung haben wird?

Im Süden und im Zentrum des Landes regnet es bereits und die Bauern haben den Mais schon gesät. Aber hier im Norden bereiten wir zurzeit den Boden vor. Wegen des Klimawandels erwarten wir den Regen erst im Januar.

Die Beschattung muss stimmen im Agroforst-System 

Mit dem Verein der Kaffeeproduzenten auf dem Archipel von Ibo, wo ich für eine Nichtregierungsorganisation arbeite, sind wir zurzeit an der Bodenvorbereitung für die Kaffeeplantagen beteiligt. Hier bauen rund hundert Produzenten einen speziellen Kaffee an, genannt «Café de Ibo», welcher den sogenannten «wilden» Kaffeearten angehört.

«Seine Besonderheit ist ein extrem tiefer Koffeingehalt, der dem eines entkoffeinierten Kaffees entspricht.»

sagt Helene Besson über den Café de Ibo.

Wir arbeiten aktuell intensiv an der Erstellung eines Agroforst-Systems, um die Kaffeepflanzen mit anderen Bäumen und Getreide zu mischen. Die Kaffeesträucher brauchen Schatten, damit sie ihr Potenzial voll entwickeln können. Auf der Insel Ibo ist der Boden sandig und flachgründig.

Wegen der geringen Niederschläge ist die Vegetation nicht üppig und die Felder, auf denen die Produzenten den Kaffee anbauen, haben natürlich keine nennenswerte Beschattung. Die Sterberate der jungen Kaffeepflanzen auf dem Feld ist hoch.

In den geplanten Agroforst-Systemen werden wir Bäume pflanzen, welche auf lange Sicht den Kaffeesträuchern Schatten spenden. Die Arten, die wir ausgewählt haben, sind hauptsächlich Baumarten, die schon auf der Insel gegenwärtig sind und unter deren Laubdach natürlicherweise wilde Kaffeepflanzen wachsen.

Wir haben zum Beispiel eine wilde, kleinfruchtige Apfelbaumsorte gefunden, deren Früchte von der lokalen Bevölkerung sehr geschätzt werden. Weiter gibt es den Moringa-Baum. Seine Blätter sind ein Superfood und werden häufig von Kindern und schwangeren Frauen verzehrt.

Baumarten aus fernen Ländern

Wir haben zudem einen aus Indien stammenden Baum identifiziert, der sich ebenfalls für die Beschattung eignen würde: den Waschnussbaum. Ibo war früher ein Handelskontor für indische, arabische, portugiesische, holländische und andere Seehändler.

Deshalb sind auf dieser kleinen Insel Moscheen, Kirchen sowie kleine hinduistische Tempel anzutreffen. Dank dieser kulturellen Mischung gibt es auf Ibo aus fernen Ländern stammende Baumarten.

Durch Saponine wirken die Früchte wie ein Putzmittel

Die Früchte des Waschnussbaums enthalten Saponine, eine Substanz, die wie Putzmittel wirkt. Die Früchte können zum Kleiderwaschen gebraucht werden oder auch als Seife oder Shampoo. In Europa kann man sie in Bioläden kaufen. Für Personen, die die Umwelt nicht belasten wollen, stellen sie eine gute Alternative zum herkömmlichen Waschmittel dar.

Wir wollen auch Gliricidia einführen. Das ist eine in Agroforst-Systemen häufig verwendete Baumart, sei es auf Kaffee-, Kakao- oder auch Teeplantagen auf der ganzen Welt. Gliricidia-Bäume wachsen extrem schnell, bieten einen moderaten Schatten, die Blätter können als Futter gebraucht werden und wie andere Leguminosen bringen sie Stickstoff in den Boden.

Maniok, Bohnen und Papaya als kurzfristige Beschattung

Die für Schatten sorgenden Bäume werden einige Jahre brauchen, bis sie ihren Zweck erfüllen. Um sofort Schatten zu haben, bieten wir den Bauern auch Getreidesaatgut wie Hirse und Sorghum an.

Diese zwei Getreidearten eignen sich speziell für heisse, regenarme Regionen. Rund um die Kaffeesträucher werden wir auch Maniok, Bohnen und Papaya säen. Diese Pflanzen wachsen besonders schnell, liefern in weniger als einem Jahr Nahrung und bieten den Kaffeesträuchern so moderaten Schatten.

Zur Person
Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnten die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land bauen sie Gemüse, Mais und Sesam an. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.