Der Hof von Sandra und ihrem Mann Martin Keller-Hasler befindet sich im thurgauischen Heiligkreuz-Hosenruck, eingebettet in hügelige Landschaften und Natur, so weit das Auge reicht. Die wichtigsten Betriebszweige sind Schweinezucht, Mutterkuhhaltung, Ackerbau (Zuckerrüben, Getreide, Mais, Grassamenproduktion), Erdbeeren sowie diverse Lohnarbeiten. "Im Stall helfe ich in der Regel, wenn eine zusätzliche Hand vonnöten ist. Ansonsten bin ich mit dem bäuerlichen Haushalt und meinen Kindern Silvan (5) und Mirjam (neun Monate) beschäftigt. Zudem bin ich für alle administrativen Belange und die Buchführung verantwortlich", erklärt die Bäuerin.
Im Nachbardorf Buhwil TG bewirtschaften Kellers einen zusätzlichen Pachtbetrieb. Der ganzjährige angestellte Mitarbeiter und ein Teilzeitangestellter arbeiten auf dem Hof mit. "Der polnische Mitarbeiter wohnt bei uns im Haus. Morgens und mittags essen wir alle an einem Tisch. Ich koche und backe sehr gerne. Deshalb habe ich mit dem Haushalt und der Kinderbetreuung bereits einen sehr erfüllten Arbeitsalltag", sagt die Bäuerin.
Erdbeersaison fordert
Zum Zeitpunkt des Gesprächs, kurz vor Ostern, besuchten Sandra Keller und die Journalistin eines der Erdbeerfelder, das kurz vor der Blüte stand. Die Bäuerin kann es jeweils kaum erwarten, bis die Saison beginnt und hofft, dass klimatische Kapriolen die Ernteaussichten nicht trüben. Sie findet es schön, wie sich die Konsumenten auf die ersten Thurgauer Erdbeeren freuen und diese schätzen.
Den Hauptteil der Ernte, die Familie Keller auf 40 Aren in Freilandkulturen (mit Früh- und Spätsorten) anpflanzt, liefert sie an die Tobi Seeobst AG. Zudem gehören Dorfläden in der Umgebung zu den Abnehmern. Auf den Betrieben in Buhwil und Heiligkreuz stellen sie während der Saison täglich frische Beeren zum Kauf bereit. Bei der Ernte helfen die Schwiegereltern der Bäuerin mit, diese wohnen im benachbarten Weiler Gabris. Sandra und Martin Keller können auch auf die Unterstützung von anderen Familienmitgliedern zählen. "Es ist eine besondere Herausforderung, in der Erdbeersaison alle Arbeiten unter einen Hut zu bringen." Die junge Frau organisiert Erntehelfer aus der Region, sorgt für steten Nachschub in den Selbstbedienungs-Kühlschränken, richtet Bestellungen und vieles mehr. "Sandra ist die gute Seele des Betriebs", sagt Ehemann Martin Keller anerkennend.
Von der Lehrerin zur Bäuerin
Heiligkreuz ist mit seiner schmucken Kirche und einem Landgasthof beliebtes Ziel für Ausflugstouristen und Velofahrer. In der Kirche finden sporadisch Hochzeiten statt: «Ich kann den Hochzeitsgesellschaften vom Fenster aus zusehen und bin jedes Mal selbst ein wenig aufgeregt. Ihr Anblick erinnert mich an meinen grossen Tag, als Martin und ich 2012 hier heirateten», erzählt Sandra Keller. Sie wuchs in Roggwil TG in einem nichtbäuerlichen Elternhaus auf und erlernte ihren Traumberuf Primarlehrerin, den sie einige Jahre lang ausübte. Als sie 2006 ihren Mann kennenlernte, besuchte sie vor der Heirat die Bäuerinnenschule am Strickhof, und vor drei Jahren absolvierte sie die Prüfung zur Bäuerin mit Fachausweis.
Im letzten Winter übernahm die Bäuerin für einige Monate eine Stellvertretung als Primarlehrerin im 50-Prozent-Pensum: "Es war eine spannende Zeit, aber ich erkannte bald, dass es ideal ist, wenn ich zu Hause bin und für Familie und Betrieb zur Verfügung stehen kann."
Vorstandsarbeit bringt viel
Trotz des gut ausgefüllten Alltags nimmt sich Sandra Keller Zeit für Hobbys: Die Mitgliedschaft in der Musikgesellschaft in Roggwil, wo sie Querflöte spielt, hat sie bis heute beibehalten. Gerne nähe sie auch Kinderkleider oder repariere Arbeitskleider. "Wenn es mir möglich ist, nehme ich an Anlässen der Landfrauen am Nollen teil." Die Bäuerin besucht sporadisch Kochkurse, um sich inspirieren zu lassen.
Vor einem Jahr trat sie in den Vorstand des Thurgauer Landfrauenverbands ein. "Die Vorstandsarbeit bringt mir persönlich viel, ich lernte weitere Berufskolleginnen und Landfrauen kennen. Wenn Sitzungen anstehen, übernehmen bei Bedarf meine Eltern oder Schwiegereltern die Kinderbetreuung." Gerne erinnert sie sich an ihre Beteiligung am Schaubacken an der Olma 2018: "Die drei Tage am Stand vergingen im Nu. Ich kam mir nie ausgestellt vor. Durch unsere Tätigkeit waren wir ins Messegeschehen eingebunden."
Ebenfalls im Herbst 2018 wirkte sie für einen Tageseinsatz an der Publikumsmesse Wega mit, wo sie Smoothies aus frischen Beeren verteilte. "Solche Auftritte sind wichtig für unser Image als Bäuerinnen und Bauern. Wir dürfen stolz auf unsere Arbeit und Produkte sein und sollten dies bei möglichst vielen Anlässen nach aussen tragen."