Daniel Zürcher, Ackerbauer, Meisterlandwirt und Lokführer, erwartet die BauernZeitung am Bahnhof Laufen BL. Er geht an Krücken. «Das abgemachte Treffen hätte um ein Haar nicht stattfinden können», sagt er, «weil ich nach einem schweren Unfall beim Siloballenpressen (siehe Kasten) vier Monate weder Zug noch Traktor fahren darf». Die Ärzte hätten ihm gar gesagt, er habe riesig Glück gehabt; er hätte auch sterben können.

Guten Mutes

Trotz Schmerzen und ungemütlicher Lage ist er guter Dinge, steigt in den Neigezug nach Delémont, wo er vom Passagiereingang her in den unbesetzten Führerstand gelangen kann. Sofort setzt er sich auf den Stuhl in der Mitte und sagt: «Was für ein gutes Gefühl!» Er betätigt den Scheibenwischer und scheint aufgeregt wie ein kleiner Bub, der an Weihnachten seine erste Eisenbahn erhält. Seit 15 Jahren fährt er SBB-Züge, nachdem er vorher vier Jahre Linienpilot bei der ehemaligen Fluggesellschaft Crossair war. Anlässlich des Groundings wurde auch er aus wirtschaftlichen Gründen entlassen. Weil zu jener Zeit viele ­Piloten auf dem Markt waren, entschied er sich für eine Neuorientierung.

 

Vom Siloballen überrollt

Daniel Zürcher presste am Abend des 30. Juli Siloballen auf seinem Feld mit Hanglage und legte diese in eine kleine Mulde. Ein Ballen kam beim Ablegen ins Rollen; er liess diesen gehen. Kurz danach kam ein zweiter Ballen ins Rollen und aus einem Reflex heraus wollte er diesen stoppen. Er stieg von der Maschine, rannte ihm nach und wurde überrollt, was sofort heftige Schmerzen im Bereich der Hüfte und des Kiefers verursachte, wie er sich erinnert. Die Rega brachte Zürcher ins Unispital Basel. Dort wurden eine Schenkelhalsfraktur sowie eine Nasenbein- und Nasenscheidewandfraktur festgestellt.

 

Vielseitig engagiert

Die Frage, ob er wie viele junge Bauern nicht an Lastwagenfahrer gedacht habe, verneint er: «Ich wollte in einem Cockpit sitzen und von A nach B fahren.» Er bedaure es übrigens, dass sich junge Männer von Bauernhöfen selten für den Beruf des Lokführers interessieren würden. Es bestehe ein enormer Bedarf an diesen Berufsleuten, sagt Daniel Zürcher motivierend.

Neben den beruflichen Engagements ist Daniel Zürcher seit diesem Frühling Präsident des Landwirtschaftlichen Bezirkvereins Thierstein und seit 2018 ­Präsident der Natur- und Umweltschutzkommission (NUK) Kleinlützel. Die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft sieht er positiv: «Die Konsumenten wünschen vermehrt Bioprodukte. Das werden wir Bauernfamilien ihnen liefern, denn wir sind innovativ», schliesst der vielseitige Mann.

 

Betriebsspiegel

Name: Daniel Zürcher, Betriebsleiter seit 2008

Ort: Huggerwald, 530 m ü. M.

Fläche: 32 ha, davon 18 ha offene Ackerfläche mit Raps, Winterweizen, Dinkel, Wintergerste, Silomais, Eiweisserbsen; 3 ha extensive Weiden, 10 ha extensive Wiesen, 11 ha Wald.

Viehbestand: 4 Sömmerungsrinder

Mitarbeitende: Claudia Zürcher ist verantwortlich für die Administration; Unterstützung bekommt das Betriebsleiterpaar von den Eltern Heidi und Heinz Zürcher.

 

Im Interview mit der BauernZeitung erzählt Daniel Zürcher wie es ist, diese beiden so unterschiedlichen Berufe zu haben. Weiterlesen