In den vergangenen Tagen sind mehrere teils intensive Gewitterfronten über die Schweiz gezogen und haben vielerorts nicht nur den ersehnten Regen, sondern auch Hagel und heftige Sturmböen mit sich gebracht. Bei der BauernZeitung sind in den letzten Tagen ganz unterschiedliche Meldungen eingegangen, was wiederum verdeutlicht, wie gross die lokalen und regionalen Unterschiede sein können.
Hier eine Übersicht (natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Grosse lokale Unterschiede im Bernbiet
Aus dem Bernbiet erreichen die BauernZeitung unterschiedliche Meldungen über die Intensität der Gewitterzüge. Vor allem die zweite Gewitter-Welle vom 12. auf den 13. Juli hat der Region neben starkem Regen auch teilweise heftige Hagelzüge beschert, die wiederum sehr lokal für Schäden sorgten.
[IMG 2]
Infolge der lokal heftigen Sturmböen kam es vor allem in der Region rund um die Bundesstadt zu Schäden an Bäumen und Gebäuden. Auch die Stadt Bern selbst wurde von Hagel getroffen, so wird etwa von beschädigten Autos und Häusern berichtet. Auch am Gurtenfestival, das dieses Wochenende auf dem Berner Hausberg stattfindet, musste das Publikum am Mittwochnachmittag vor heftigem Hagel Schutz suchen.
Baselbiet: Auf kleinem Raum grosse Unterschiede
Im nördlichen Mittelland und im Baselbiet sind die Gewitter unterschiedlich stark ausgefallen. Landwirte berichten von grossen lokalen Unterschieden selbst auf kleinem Raum. Die Regenfälle oder gar Hagelzüge scheinen in der Region gesamthaft betrachtet nicht überaus intensiv ausgefallen zu sein. Meldungen aus dem oberen Baselbiet und dem Laufental zeigen: Die Gewitter scheinen hier nicht überaus stark gewesen zu sein.
Jedoch berichten mehrere Landwirte aus der Region von starken Sturmböen. Besonders im unteren Baselbiet seien Felder und Strassen teilweise von abgebrochenen Ästen übersät gewesen, auch einige Bäume seien den starken Winden zum Opfer gefallen, wird der BauernZeitung berichtet. Durch die heftigen Böen sind besonders in jüngerem Mais viele Stängel geknickt oder gar umgeworfen worden, sodass durchaus von Schäden gesprochen werden könne. Weiter entwickelter Mais scheint die Gewitter jedoch besser vertragen zu haben. Im selben Gebiet scheint der Weizen nicht umgeworfen worden zu sein, offenbar hat hier die Kombination von Wassermenge und Intensität des Windes Auswirkungen gehabt.
Eine gute Voraussetzung für die Region sei es gewesen, dass die Böden von den vorangehenden Regenfällen noch feucht gewesen seien, ist zu vernehmen. So habe das Wasser besser aufgenommen werden können.
Blitzeinschläge in der Zentralschweiz
Aus dem Luzernerland und der Zentralschweiz haben die BauernZeitung mehrere Nachrichten über Blitzeinschläge erreicht. So heisst es etwa, dass sich bei den Versicherungen die entsprechenden Meldungen zu häufen beginnen würden. Vom Blitz getroffen und beschädigt worden seien zum Beispiel technische Geräte, etwa Kälbertränke-Automaten und Viehhütezäune.
Durch die teilweise heftigen Gewitter und starke Böen seien Bäume umgeworfen worden und es seien Schäden an Gebäuden zu verzeichnen, etwa an Ziegeldächern von Scheunen oder an Beschattungsanlagen in Schweineausläufen, wo die Netz-Konstruktionen beschädigt worden seien.
Auch Freizeitaktivitäten waren betroffen, so scheint ein Zeltlager von Jungwacht und Blauring «abgeräumt» worden zu sein und im Zugersee ist gemäss einer Meldung ein Boot gekentert.
Auch in der Zentralschweiz haben sich die Gewitter gemäss den Meldungen sehr lokal entladen, flächendeckend scheinen keine grösseren Ereignisse zu verzeichnen.
Ostschweiz hat auf Regen gewartet
Der Kanton Thurgau wurde von den Unwettern unterschiedlich stark getroffen. Matthias Koller, Berater am Bildungszentrum Arenenberg äusserte sich auf Anfrage am Mittwoch, 12. Juli, zum Wetter in seiner Region. Schäden habe es vor allem im Mittelthurgau und am Untersee gegeben. Bei Hochstammbäumen seien durch die Heftigkeit des Sturms Äste heruntergerissen worden und Baumkronen abgebrochen. Zudem habe er davon gehört, dass ganze Bäume entwurzelt worden seien. Von Schäden im Ackerbau sei ihm hingegen nichts bekannt. Hagel hat es laut Koller in der Region bis Mittwoch keinen gegeben. Regen sei aber willkommen, hiess es noch am Mittwoch.
Grosse Hagelschäden erwartet
Die Schweizer Hagel teilt in einer Meldung mit, dass es vor allem in den Kantonen Waadt, Jura, Bern, Aargau, Luzern, Zürich und Thrugau zu Hagel-Ereignissen gekommen ist. Sie erwartet rund 2500 Schadenmeldungen und rechnet mit einer Schadensumme an versicherten landwirtschaftlichen Kulturen von rund 10 Mio. Franken.
Diesen bekam die Region am folgenden Tag; der BauernZeitung wurde «viel mehr Niederschlag» gemeldet. Im Dorf Märstetten bei Weinfelden wurden beispielsweise 55 mm pro Quadratmeter gemessen. Vielerorts liege das Getreide am Boden, hiess es weiter, zudem habe es vereinzelt Hagelschauer gegeben. Beim Mostobst habe der Sturm teilweise zu vorzeitigem Fruchtfall geführt.
Am Mittwoch berichtete Vivienne Oggier vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) in Salez auf Anfrage der BauernZeitung, dass ihr in der Region St. Gallen keine nennenswerten Schäden gemeldet worden seien. Beim Mostobst scheint es aber wie im Thurgau zu Astbrüchen, umgelegten Bäumen und vorzeitigem Fruchtfall gekommen zu sein.
Teilweise massive Schäden im Zürcher Weinland
Auch das Zürcher Weinland hatte in den vergangenen Wochen mit zunehmender Trockenheit zu kämpfen. Gegen diese brachten die Gewitter zwar Abhilfe – verschiedene Messstationen berichten von 35-40 mm pro Quadratmeter – doch Sturm und regionaler Hagel zogen die Obstkulturen teilweise arg in Mitleidenschaft und richteten Schäden an Gebäuden an.
[IMG 3]
Auch die Reben und der Raps im Flaachtal seien stark in Mitleidenschaft gezogen worden, berichtet der Winzer Roland Müller. Hier seien die Schäden teils massiv, die Schoten seien aufgeschlagen worden und die Körner ausgefallen.
[IMG 4]
Weiter berichtet Müller von mehreren kleineren Elementarschäden an Gebäuden in der Region. Der Sturm habe Löcher in Dächer gerissen oder diese teils gar komplett abgedeckt. Verschiedentlich seien auch Einzelbäume in den Dörfern beschädigt oder sogar umgeworfen worden.
Blitz, Donner und Regen über der Schweiz
Die Gewitter der vergangenen Tage haben zu zahlreichen Blitzeinschlägen geführt. Wie die Nachrichtenagentur Keystone SDA berichtet, wurden von Dienstag bis Donnerstag innert 36 Stunden über 95'000 Blitze registriert, das sind 10'000 Blitze mehr, als im gesamten Juli des letzten Jahres.
Am häufigsten geblitzt hat es gemäss SDA im Kanton Zürich mit 13'527 Entladungen. An zweiter Stelle steht der Kanton Bern mit 11'765 registrierten Blitzen.
Am meisten geregnet hat es gemäss Meteonews in Lugano mit 65 Millimetern, gefolgt von Luzern mit 58 Millimetern. Laut SRF Meteo hat es längs des Juras und im Norden der Schweiz am wenigsten geregnet.
2