Mein Projekt hier in Uruguay kommt voran. Die ersten 300 Bäume sind gepflanzt und wachsen. Einige von ihnen haben Früchte getragen und nun beginnt die zweite Phase mit den nächsten 600 Bäumen.
Ich studierte Infomaterial und die Genetik der Bäume und tauschte mich mit anderen Produzenten hier in Uruguay aus. Dann beschloss ich, die Pflanzen von einer renommierten Baumschule in Argentinien zu erwerben, die für ihre hochwertige Genetik bekannt ist.
Verschiedene Sorten
[IMG 2]Mit meinem Bruder und meinem Vater einigten wir uns auf die Sorten Stuart, Shoschoni, Desirable und Pawnee. Es ist wichtig, verschiedene Sorten zu pflanzen, um die Bestäubung der Blüten zu gewährleisten. Wir führten einen gemeinsamen Import mit weiteren Produzenten von rund 3000 Bäumen durch.
So konnte ich die Kosten senken. Die Gesundheitskontrollen in Uruguay sind sehr streng, da die Pflanzen aus einem anderen Landimportiert werden, in denen eventuell Krankheiten oder Viren vorkommen, die in Uruguay Probleme verursachen könnten.
Vorbereitung des Bodens
Mit der entsprechenden Ausrüstung plante ich die Pflanzung auf den nächsten Hektaren und markierte die Reihen in einem Abstand von 9 x 9 Metern, 120 Bäume pro Hektar. Zunächst habe ich mit einem Tiefenlockerer die Erdschicht bis etwa 50 cm in die Tiefe aufgebrochen und dann mit einer kleinen Scheibenegge die «encamada» gemacht, das heisst, die Erde entlang der Baumreihe aufgebrochen und ihr etwas Höhe verliehen.
Dann habe ich die Löcher mit einem kleinen Baggeraufsatz für den Traktor gegraben und organischen Dünger und Wasser hinzugefügt. Schliesslich habe ich die Bäume gepflanzt, wobei die Sorte jeweils in drei Reihen die gleiche ist und danach die nächste Sorte folgt. Ein qualitatives und hochwertiges Tropfbewässerungssystem habe ich ebenfalls installiert.
Raum nutzen
Um den Raum zwischen den Reihen (9 Meter) zu nutzen, beschloss ich eine Wiesenmischung anzupflanzen (Rotklee, Rohrschwingel, Schotenklee, Zichorie), um Heu- und Siloballen zu erzeugen und sie an Mäster in der Gegend zu verkaufen, die sie als Futter für ihr Vieh benötigen.
Da ich auch die Streifen zwischen den Bäumen sauber halten musste, habe ich einige Schafe gekauft, die mir natürlich beim Mähen und Düngen der Fläche helfen. Ich entschied mich für die Rasse Texel, die nicht sehr gute Wolle produziert, aber sehr gutes Fleisch.
Den Besuch eines Freundes aus der Schweiz konnte ich nutzen, um einen Stall für die Tiere zu bauen und die notwendigen Kontrollen durchzuführen, wie Klauen schneiden oder Tiere scheren. Und ich konnte einen Bock zum Decken mieten und so ein zusätzliches Einkommen aus dem Verkauf der Lämmer erzielen. Hier ist es Tradition, zum Jahresende Lamm vom Grill zu essen.
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Unerwarteten Wendung
Ich muss nicht nur mit dem Projekt, sondern auch mit meinem Haus vorankommen. Im Juli 2018 hatte ich Besuch von vier Freunden aus der Schweiz, mit denen ich die Primarschule und Oberstufe besucht habe. Zwei von ihnen haben ihre Lehre als Zimmermann gemacht und daher nutzten wir die Gelegenheit, um ein schönes Vordach zu bauen.
Im nächsten Monat kam mein Vater zu Besuch und war beeindruckt vom Vordach. Wir waren gerade mit Arbeiten am Haus beschäftigt, als sich am Horizont ein dunkler Sturm entwickelte. Plötzlich warnte mich mein Vater, dass der Sturm in Richtung unseres Hauses abdrehe.
10 Minuten Sturm
Wir schlossen so schnell wie möglich die Fenster und nach wenigen Minuten gab es einen gewaltigen Schlag gegen das Haus, quietschende Wände, starker Wind, viel Regen und wieder einen gewaltigen Schlag. Wasser drang durch die Decke, wir sahen, wie sich das Dach in der Ecke etwas löste, doch es hielt.
Wir dachten, der Wind würde das Haus abreissen. Nach nur zehn Minuten war alles vorbei. Draussen sahen wir, dass das Vordach komplett abgerissen worden war. Wir fanden Teile davon fünf Kilometer weiter. Uns hatte eine «Turbonada» getroffen, ein sehr starker Wind mit etwas Drehung. Die Windspitze betrug 220 km/h. Der Schrecken war gross, aber zum Glück gab es nur Sach-schaden. Natürlich ist es sehr schade um die ganze Arbeit, die ich bis heute nicht ersetzen konnte, aber die Gelegenheit kommt bestimmt.
Thomas Sigenthaler ist in Argentinien geboren und in Ganterschwil aufgewachsen. Er hat Polymechaniker studiert und hatte den Wunsch, etwas anderes in seinem Leben zu machen. Er liess sich in Trinidad, Uruguay, nieder, wo er einen agroforstwirtschaftlichen Betrieb gründete, mit dem Ziel, auf nachhaltige Weise verschiedene Produkte wie Pekannüsse, Eier im Freiland und Viehzucht zu produzieren und betreiben.