Die Entwicklung der Milchproduktion in den Hauptexportregionen der Welt ist ein wichtiger Indikator für die internationale Milchwirtschaft. Eine anhaltende Produktionssteigerung geht in der Regel mit regionalem oder globalem Druck auf die Milchpreise einher. Abgesehen vom Zeitraum November 2018 bis Juni 2019 befand sich die Produktion in der EU-27, Neuseeland, den Vereinigten Staaten, Australien und Argentinien von 2017 bis August 2021 in kontinuierlichem Wachstum.

Rückgang der Produktion

Nach dem Bericht des französischen Instituts CNIEL (Centre National Interprofessionnel de l’Economie Laitière) vom April dieses Jahres zeigt die Produktion bereits seit sechs aufeinanderfolgenden Monaten eine rückläufige Tendenz. Für Februar 2022 entspricht der Produktionsrückgang der Hauptexporteure 191 Millionen Liter oder 0,9 % gegenüber dem Vorjahr. In den Vereinigten Staaten liegt der Rückgang bei 1 %.

Steigende Kosten

Dem derzeit sehr hohen Milchpreisniveau steht seit mehreren Monaten ein starker Anstieg der Futterkosten gegenüber, der die finanzielle Rentabilität stark belastet. In Australien mit 6,1 % und Neuseeland mit 8,2 % weniger Milch sind die Produktionsrückgänge sehr gross und im Wesentlichen auf widriges Wetter und erheblichen Mangel an Arbeitskräften zurückzuführen. Die EU-27 hingegen verzeichnet im Vergleich zum Februar 2021 mit + 0,4 % eine leicht positive Dynamik, was Fachleute den besseren Milchpreisen zuschreiben.

Produktion verlagert sich

Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Australien, Neuseeland und der EU-27 verlangsamt sich die Milchproduktion seit Mitte 2021. Die grossen Produzenten des «alten Europas», nämlich Deutschland, Frankreich und die Niederlande, verzeichnen seit Mitte 2020 ein rückläufiges Wachstum. Diese Rückgänge werden durch ein starkes Wachstum in Ländern wie Irland oder Polen seit 2017 ausgeglichen. Letzteres nähert sich mit seinen 12,5 Millionen Tonnen jährlich den 13,5 Millionen Tonnen Jahresproduktion der Niederlanden.

Anstieg der Milchpreise

Die kurzfristig hohe Nachfrage nach Frischprodukten in der EU-27 führt zu einem Rückgang der Milchmengen, die zu Butter und Milchpulver verarbeitet werden, mit dem Ergebnis, dass die Bestände zurückgehen, mittelfristig Versorgungsunsicherheiten für die Käufer entstehen und der Milchpreis stark ansteigt.