«Die Vorlage, die vor einem Jahr in die Vernehmlassung ging, ist nicht dieselbe, die heute auf dem Tisch liegt», liess Stephan Hagenbuch letzte Woche an der Veranstaltung in Wängi verlauten. Er ist überzeugt, dass die Initiativen, die bald zur Abstimmung kommen, die Ausgestaltung der AP 22+ stark geprägt haben.

Happige Auflagen

Ein entscheidender Punkt, von dem die Milchproduzenten besonders betroffen sind, ist der Absenkungspfad für Nährstoffüberschüsse. Daraus soll es einen neuen Artikel im Landwirtschaftsgesetz geben. Grundsätzlich wird dieser Artikel vom SBV akzeptiert, sagte Hagenbuch. «Was aber nicht geht», so Hagenbuch – und dagegen wehre man sich, «dass Produzenten und Branchenorganisationen für die Erreichung der Absenkungsziele in die Pflicht genommen werden.» Das seien happige Auflagen, bemerkte er und fuhrt fort: «Wenn der Staat Vorgaben macht, muss er auch selber für die Umsetzung sorgen.»

SMP gegen Direktauszahlung

Gut geregelt ist aus Sicht der SMP die Verkäsungszulage. Die Zulage für verkäste Milch soll auf 13 Rappen gesenkt werden, um die Erhöhung der Zulage für silofreie Fütterung zu finanzieren. Auch die Siloverzichtszulage wird von der SMP begrüsst. «Das ist für uns Milchproduzenten ein Ersatz für den Grenzschutz», erklärte Hagenbuch. Die Zulage für silofreie Fütterung soll auf 6 Rappen erhöht und neu direkt den Milchproduzentinnen und Milchproduzenten ausbezahlt werden.

Was bei beiden Zulagen zu diskutieren gibt, ist laut Hagenbuch die Form der direkten Auszahlung. Der SMP-Vorstand spricht sich gegen die Direktauszahlung aus, weil die Risiken überwiegen. Die Direktauszahlung bringe zwar Vorteile bei der Transparenz, sie führe aber zu einem riesigen administrativen Zusatzaufwand. «Man müsste den ganzen Milchhandel administrieren, alle Milchflüsse müssten nachkontrolliert werden. Sonst ist das nicht machbar.»

Punkto Marktstabilität müsse man sich bewusst sein, dass es defacto zwei unterschiedliche Milchpreise geben wird: einen für die «Weisse Linie» (Milch) und eine für die «Gelbe Linie» (Käse). «Das ist ein Risiko und löst Bedenken aus, dass dies der erste Schritt zur Öffnung der weissen Linie sein könnte», sagte Hagenbuch. Aus diesen Gründen werde man sich dafür einsetzen, dass das heutige System mit der Auszahlung über die Milchverarbeiter beibehalten wird.

Grünland als Verkaufsargument

Ein weiterer Punkt, den Stephan Hagenbuch ansprach, war die Beschränkung der Proteinzufuhr auf zwölf Prozent. «Hier geht es darum, die Zufuhr auf die Betriebe zu begrenzen. Was auf dem Betrieb wächst, ist davon ausgenommen. Es geht nur um den Zukauf», stellte er klar.

Hagenbuch erachtet es als wichtig, dass man gemeinsame Lösungen findet und Fehler im GMF-Programm korrigiert. «Wir müssen eine Lösung finden, dass Schweizer Futter bevorzugt wird.» Bei Raufutter, wo die Schweiz top ist und sich mit dem Ausland unterscheidet, sollen die Produzenten zusammenarbeiten können. Denn Grasland als Verkaufsargument sei – zumindest in der Schweiz – auch strategisch wichtig.

Nachbesserungen nötig

Augenfällig bei der neuen AP sind laut Stephan Hagenbuch die Produktionssystembeiträge (PSB), die in die Kategorien Ackerbau, Spezialkulturen und Nutztierhaltung unterteilt sind. Man werde dafür kämpfen, dass die Abstufung der Beiträge nicht nur nach Tierkategorie, sondern auch nach Produktionsrichtung erfolgt, sagte Hagenbuch.

Etwa 300 Mio Franken aus den Direktzahlungen sollen in PSB umgelagert werden. «Die Verwendung dieser Gelder ist matchentscheidend. Denn daran wird sich zeigen, wer als Gewinner und wer als Verlierer aus dieser AP hervorgeht», hob der SMP-Direktor hervor. Es gehe daher nicht an, dass der Bundesrat den Zahlungsrahmen von 13 Mrd Franken jetzt um 113 Mio Franken kürzen wolle. Die Zulagen für die Milchwirtschaft von 370 Mio Franken beurteilt Hagenbuch als gut.

Bei den anstehenden Verhandlungen im Parlament über die AP 22+ sieht der SMP-Direktor Korrekturbedarf. Er geht davon aus, dass auf die Vorlage eingetreten wird. «Aber es wird in gewissen Bereichen Nachbesserungen geben müssen, was bei der heutigen Zusammensetzung des Parlaments nicht so einfach werden dürfte.» Deshalb sei es für die Landwirtschaft ganz wichtig, mehrheitsfähige Allianzen zu schaffen.

 

Swissmilk Green auf gutem Weg

Im zweiten Teil seines Referats äusserte sich Stephan Hagenbuch zum Nachhaltigkeitsprogramm «Swissmilk Green». Mit dem «Grünen Teppich» wollte man einen einheitlichen Branchenstandart schaffen, sagte Hagenbuch. Das sei gelungen. «Unser Ziel ist es, die Schweizer Milch besser auf dem Markt zu positionieren und die Differenz zum Ausland mit Argumenten und einem Preisunterschied zu untermauern.»

Man habe den Anspruch, mit dem Programm flächendeckend zu sein. Hier sei man richtig unterwegs, aber noch nicht am Ziel. «Vor allem bei der Molkereimilch läuft es gut, bei der Käsereimilch kommt es jetzt auch zum Laufen», freut sich der SMP-Direktor.

Stand heute haben sich 8000 Produzenten angemeldet, damit werden drei Viertel der Molkereimilch abgedeckt. Seit dem 1. September 2019 erhalten diese Produzenten den Nachhaltigkeitszuschlag. Längst nicht in jedem Fall sind es aber 3 Rappen. «Aber jeder Molkereimilchverarbeiter zahlt einen Nachhaltigkeitszuschlag aus und das ist wichtig», sagte Hagenbuch.

 

Keine GV am 24. März

Daniel Vetterli, Präsident der TMP, gab eine Vorschau auf die Geschäfte der Generalversammlung. Diese hätte am 24. März stattfinden sollen, wird aber aufgrund der Situation mit dem Coronavirus provisorisch auf den 11. Juni verschoben.

Der TMP-Vorstand beantragt den Mitgliedern, der Käsereigenossenschaft Wängi für einen Neubau einen Kredit von 2 Mio Franken zu gewähren. Nichts Neues gibt es bezüglich dem Rechtsstreit zwischen TMP und der Klägergruppe. Es habe keine Einigung gegeben, die Sache werde ein Fall für die Gerichte, liess Vetterli verlauten.