In Bezug auf die Entwicklung im Milchmarkt waren die letzten zwölf Monate ruhig: Die Preise sind ganz leicht angestiegen, die Mengen entwickeln sich stabil. Es waren drei Themen, die über das ganze Jahr hinweg beschäftigten:

  1. die Nachfolgelösung Schoggigesetz
  2. die Krise beim Milchverarbeiter Hochdorf
  3. die Lancierung des Branchenstandards für nach-haltige Schweizer Milch (der Grüne Teppich)

Tragfähige Lösungen

Das Milchjahr 2019 startete gleich am ersten Januar mit einem neuen Beitrag: Die allgemeine Milchzulage wurde als Nachfolgelösung für das Schoggigesetz eingeführt. Die Zulage von 4,5 Rappen je Kilo Verkehrsmilch geht seither direkt an die Produzenten, wird von der Branchenorganisation Milch wieder eingezogen und zur Finanzierung von Exporten und zur Marktregulierung eingesetzt. Im gleichen Zug wurde die Verkäsungszulage von 15 auf 10,5 Rappen je Kilo Milch gesenkt.

Bereits nach wenigen Monaten war klar, dass die Nachfolgelösung tragfähig ist: Der Grossteil der Milchproduzenten hat sich für den Bezug der Gelder angemeldet, deren Verteilung wurde kaum kritisiert; obwohl es Verarbeiter gibt, die mit der grösseren Deckungslücke den Gürtel enger schnallen oder die Einkaufspreise senken mussten.

 

Stabile Entwicklung auf dem internationalen Milchmarkt

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Krise bei Hochdorf

Unter diesem Vorzeichen hat sich die Krise bei Hochdorf angebahnt. Dieser musste im Kerngeschäft Umsatzrückgänge verkraften, was die Firma beinahe in die Zahlungsunfähigkeit trieb. Zwischenzeitlich trat der CEO zurück, der Verwaltungsrat wurde neu besetzt und mehrere Tochterfirmen verkauft.

Unbesehen von den Turbulenzen in der Zentralschweiz hat die Milchbranche am 13. Au-gust Charta und Logo für nachhaltige Schweizer Milch präsentiert. Dieser Grüne Teppich wurde am 1. September im Markt eingeführt und hat laut den Schweizer Milchproduzenten (SMP) geholfen, die Marktentwicklung zugunsten der Produzenten zu beeinflussen.

Was beschäftigen wird

In den kommenden zwölf Monaten dürften die Diskussionen in der Milchbranche von der Agrarpolitik 2022+ dominiert werden. Die SMP haben schon an ihren Regionaltagungen betont, dass Direktzahlungen stärker auf der Arbeitsleistung und nicht auf reinen Flächenbeitragen basierend ausbezahlt werden sollen. Damit verbunden dürfte die Frage gestellt werden, wie sich der Grüne Teppich weiterentwickelt (siehe Interview unten). Neben den politischen Rahmenbedingungen wird die Preisdifferenz zwischen Richtpreisen und ausbezahlten Milchpreisen weiterhin für Diskussionen sorgen. Die SMP fordern schon lange, dass die Lücke zu den Richtpreisen aufgrund der guten Marktlage geschlossen wird.

Dass im Biomilchmarkt die Produktion um sechs, der Absatz aber nur um drei Prozent zugelegt hat, dürfte in den kommenden Monaten die Biobranche beschäftigen; muss sie doch damit leben, dass die Kunden zwar Bio wünschen, aber trotzdem lieber günstigere Alternativen kaufen.

Wechsel in der Industrie

In der Milchindustrie steht mit dem Führungswechsel bei Cremo (auf Paul-Albert Nobs folgt am 1. Juli Hervé Perret) eine wichtige Personalveränderung an. Bei Emmi und Elsa deutet derzeit nichts auf grössere Veränderungen hin.

Anders ist das bei Hochdorf.Die Zentralschweizer Molkerei durchlebte schwierige Monate – und es deutet nichts darauf hin, dass sich daran in Zukunft etwas ändern wird: Am Donnerstag beantragte die Grossaktionärin Stichting General Holdings eine ausserordentliche Generalversammlung. Die Aktionärin hält 17,6 Prozent der Hochdorf-Gruppe und will dem Verwaltungsrat verschiedene Fragen zur früheren Beteiligung an Pharmalys stellen, wie es in einer Mitteilung heisst. Der Verwaltungsrat wird entscheiden, ob er auf das Begehren eingeht oder nicht.

 

Alles rund um die Milch

(Fast) alle Beiträge, die wir im letzten Jahr zum Thema Milch geschrieben haben (und im nächsten Jahr dazu schreiben werden), finden Sie unter: www.bauernzeitung.ch/milch